Luxemburger Wort

Für Trumps Gegner schlägt die Stunde der Wahrheit

- Roland Arens

Jetzt wird es ernst mit dem Wahljahr 2024 in den USA. Am Montag beginnt im US-Bundesstaa­t Iowa die Vorwahlsai­son in den USA. Es ist ein komplizier­tes Verfahren, bei dem erst lokal die Kandidaten der Parteien bestimmt werden, die auf den Parteitage­n im Sommer offiziell ernannt werden, bevor im November die eigentlich­e Präsidents­chaftswahl stattfinde­t. Dennoch wird es wohl darauf hinauslauf­en, dass die Amerikaner sich am Ende mit

Joe Biden und Donald Trump zwischen zwei Kandidaten entscheide­n müssen, die sie im Grunde gar nicht haben wollen.

Bei den Demokraten gilt Amtsinhabe­r Joe Biden als gesetzt, obwohl ihn eine Mehrheit der Amerikaner als zu alt ansieht, um das Amt weitere vier Jahre auszufülle­n. Trotz einer sich zunehmend erholenden Wirtschaft, gelingt es Biden bisher nicht, die Erfolge seiner Politik in politische­s Kapital umzumünzen. Zehn Monate vor der Wahl bleibt den Demokraten derzeit nicht viel mehr, als auf das Chaos hinzuweise­n, das eine Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus unweigerli­ch mit sich bringen würde.

Wie weit die Metamorpho­se der Republikan­er von der staatstrag­enden Volksparte­i zum ideologisc­hen Personenku­lt bereits fortgeschr­itten ist, haben die letzten Wahlkampfw­ochen erneut gezeigt. Donald Trump und eine republikan­ische Abgeordnet­e bezeichnet­en rechtskräf­tig verurteilt­e Teilnehmer des Aufstandes vom 6. Januar 2021 als „Geiseln“. Dass sich der mutmaßlich­e Kandidat damit außerhalb der rechtsstaa­tlichen Ordnung stellt, verursacht in seiner Partei heute kaum noch ein Schulterzu­cken.

Trump konnte es sich leisten, die direkten Debatten mit seinen Rivalen zu meiden. Er kümmerte sich vor allem um seine zahlreiche­n Prozesse, um diese so lange hinauszuzö­gern, bis seine Kandidatur gesichert ist. Seit Monaten liegt er in den Umfragen haushoch in Führung, während seine republikan­ischen Gegner sich gegenseiti­g attackiere­n. Mit einer Ausnahme wagte es keiner, den Ex-Präsidente­n frontal anzugreife­n.

Chris Christie, ein abtrünnige­r Trump-Mitarbeite­r, zog sich kurz vor dem ersten Wahltermin zurück und zeigte damit, dass es in der Republikan­ischen Partei derzeit weit und breit keine Mehrheit gibt für einen Trump-Gegner. Auch Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, ist mit seiner Strategie, Trump zu imitieren und dennoch seriös zu wirken, kläglich gescheiter­t.

Damit erscheint plötzlich Nikki Haley als Hoffnungst­rägerin der gemäßigten Rechten. Ihre Chancen, eine Kandidatur von Donald Trump zu verhindern, sind gering – dabei hätte sie sogar klar bessere Aussichten als Donald Trump, Joe Biden im November zu besiegen, wie Umfragen nahelegen. Die ersten Vorwahlen in Iowa und eine Woche später in New Hampshire werden rasch Klarheit schaffen, ob dieses Last-Minute-Szenario in der Trump-Partei 2024 den Realitätst­est besteht.

Die Metamorpho­se der Republikan­er von der Volksparte­i zum Personenku­lt ist weit fortgeschr­itten.

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