Was die westlichen Angriffe auf die Huthis bewirken werden
Fünf Fragen und Antworten zur Lage im Roten Meer nach den Luftangriffen der USA und Großbritanniens auf Stellungen der jemenitischen Huthis
Nach wochenlangen Warnungen haben amerikanische und britische Kampfflugzeuge Stellungen der Huthis im Jemen bombardiert. „Die Angriffe sind eine klare Botschaft, dass die Vereinigten Staaten und ihre Partner es nicht zulassen werden, dass feindliche Akteure die freie Schifffahrt (im Roten Meer) gefährden“, sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstagabend.
Was ist bisher über die Angriffe bekannt?
Die Kampfjets der Amerikaner und Briten starteten ihre Angriffe in der Nacht zum Freitag von der Lemonnier-Militärbasis im ostafrikanischen Kleinstadt Dschibuti. Zudem sollen von bis zu acht amerikanischen Kriegsschiffen und Unterseebooten Marschflugkörper auf Landziele im Jemen abgefeuert worden sein. Nach Berichten des Nachrichtensenders Al Masirah, der den Huthis nahesteht, wurden der Luftwaffenstützpunkt al-Daillami nördlich der Hauptstadt Sana, die Flughäfen von Hodeida am Roten Meer und Taiz sowie Militärlager östlich von Saad, im Norden des Landes, angegriffen. Bei insgesamt 73 Luftangriffen der Alliierten seien fünf Menschen ums Leben gekommen und neun verletzt worden. Details über Schäden an Militäreinrichtungen wurden nicht bekannt gegeben.
Wie haben die Huthis reagiert?
Die vom Iran unterstützte Rebellengruppe hat mit Vergeltung gedroht. Für die „barbarischen Angriffe“gäbe es keine Rechtfertigung, verkündete der Militärsprecher der Huthis, Yagya Saree. Seine Bewegung werde weiterhin Schiffe angreifen, die durch das Rote Meer in Richtung Israel unterwegs seien. Mit Vergeltungsaktionen müsse zudem der „amerikanische und britische Feind“rechnen. Militärexperten in der Region halten es für denkbar, dass die Huthis die Stützpunkte der Alliierten in Dschibuti mit Lenkwaffen angreifen könnten.
Werden die Angriffe der Alliierten die Schifffahrt im Roten Meer sicherer machen und die Huthis von weiteren Attacken abschrecken?
Erst einmal nicht. Mindestens vier große Öltanker wurden am frühen Freitagmorgen dabei beobachtet, wie sie mitten in der Fahrt den Kurs wechselten, um das Rote Meer zu meiden und Kurs in Richtung Kap der Guten Hoffnung nahmen. Auch andere internationale Schifffahrtsgesellschaften wollen erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Experten bezweifeln, dass sich die Huthis durch die Militäraktionen der Alliierten einschüchtern lassen werden. „Ich glaube nicht, dass die Angriffe der Amerikaner und Briten eine abschreckende Wirkung auf die Huthis haben werden“, sagte Rainam al-Hamdani, ein Gastwissenschaftler beim European Council of Foreign Relations, dem Fernsehsender Al Jazeera. Die Gruppe dürfte sich durch die Angriffe vielmehr „aufgewertet fühlen“; ihre Popularität in der Region könnte gesteigert werden. Die mobile Infrastruktur der Huthis, so al-Hamdani weiter, mache es den Alliierten nicht leicht, die richtigen Ziele zu treffen.
Wer sind die Huthis und welche langfristigen Ziele verfolgen sie?
Die Huthis gehören zu einer weit verzweigten Familie schiitischer Gelehrter, die sich mit den Stämmen der sogenannten „Ansaraullah-Miliz“(Anhänger Gottes) verbündet haben. Nach neun Jahren Bürgerkrieg kontrolliert die von Iran unterstützte Gruppierung, die bis zu 200 000 Kämpfer mobilisieren kann, mehr als ein Drittel des jemenitischen Staatsgebietes, vor allem die an Saudi-Arabien grenzenden Gebiete im Norden des Landes sowie die Küste des Roten Meeres. Der Versuch der Saudis, die Huthis mit Unterstützung lokaler Stämme zu besiegen, ist gescheitert. Seit dem Inkrafttreten eines Waffenstillstands im letzten Jahr führt die Regierung in Riad Friedensgespräche mit den Huthis. Falls erfolgreich, könnten die Huthis dann ganz offiziell als die „legitimen Vertreter des jemenitischen Volkes“anerkannt werden – was zur Entspannung der Lage im südarabischen Raum führen könnte.
Fragen Antworten
Warum hatten die Huthis Israel den Krieg erklärt?
Die Huthis betrachten sich als Teil der von Iran inspirierten und finanzierten „Achse des Widerstandes“, zu der auch die libanesische Hisbollah gehört. In einer Zeit, in der sich die arabische Öffentlichkeit über die Gewalt im Gazastreifen empört, versuchten die Huthis mit ihrer Kriegserklärung „regionale Legitimität aufzubauen“, analysiert der in London erscheinende Newsletter „Amwaj-Media.“