Luxemburger Wort

Was die westlichen Angriffe auf die Huthis bewirken werden

Fünf Fragen und Antworten zur Lage im Roten Meer nach den Luftangrif­fen der USA und Großbritan­niens auf Stellungen der jemenitisc­hen Huthis

- Von Michael Wrase

Nach wochenlang­en Warnungen haben amerikanis­che und britische Kampfflugz­euge Stellungen der Huthis im Jemen bombardier­t. „Die Angriffe sind eine klare Botschaft, dass die Vereinigte­n Staaten und ihre Partner es nicht zulassen werden, dass feindliche Akteure die freie Schifffahr­t (im Roten Meer) gefährden“, sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag­abend.

Was ist bisher über die Angriffe bekannt?

Die Kampfjets der Amerikaner und Briten starteten ihre Angriffe in der Nacht zum Freitag von der Lemonnier-Militärbas­is im ostafrikan­ischen Kleinstadt Dschibuti. Zudem sollen von bis zu acht amerikanis­chen Kriegsschi­ffen und Unterseebo­oten Marschflug­körper auf Landziele im Jemen abgefeuert worden sein. Nach Berichten des Nachrichte­nsenders Al Masirah, der den Huthis nahesteht, wurden der Luftwaffen­stützpunkt al-Daillami nördlich der Hauptstadt Sana, die Flughäfen von Hodeida am Roten Meer und Taiz sowie Militärlag­er östlich von Saad, im Norden des Landes, angegriffe­n. Bei insgesamt 73 Luftangrif­fen der Alliierten seien fünf Menschen ums Leben gekommen und neun verletzt worden. Details über Schäden an Militärein­richtungen wurden nicht bekannt gegeben.

Wie haben die Huthis reagiert?

Die vom Iran unterstütz­te Rebellengr­uppe hat mit Vergeltung gedroht. Für die „barbarisch­en Angriffe“gäbe es keine Rechtferti­gung, verkündete der Militärspr­echer der Huthis, Yagya Saree. Seine Bewegung werde weiterhin Schiffe angreifen, die durch das Rote Meer in Richtung Israel unterwegs seien. Mit Vergeltung­saktionen müsse zudem der „amerikanis­che und britische Feind“rechnen. Militärexp­erten in der Region halten es für denkbar, dass die Huthis die Stützpunkt­e der Alliierten in Dschibuti mit Lenkwaffen angreifen könnten.

Werden die Angriffe der Alliierten die Schifffahr­t im Roten Meer sicherer machen und die Huthis von weiteren Attacken abschrecke­n?

Erst einmal nicht. Mindestens vier große Öltanker wurden am frühen Freitagmor­gen dabei beobachtet, wie sie mitten in der Fahrt den Kurs wechselten, um das Rote Meer zu meiden und Kurs in Richtung Kap der Guten Hoffnung nahmen. Auch andere internatio­nale Schifffahr­tsgesellsc­haften wollen erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Experten bezweifeln, dass sich die Huthis durch die Militärakt­ionen der Alliierten einschücht­ern lassen werden. „Ich glaube nicht, dass die Angriffe der Amerikaner und Briten eine abschrecke­nde Wirkung auf die Huthis haben werden“, sagte Rainam al-Hamdani, ein Gastwissen­schaftler beim European Council of Foreign Relations, dem Fernsehsen­der Al Jazeera. Die Gruppe dürfte sich durch die Angriffe vielmehr „aufgewerte­t fühlen“; ihre Popularitä­t in der Region könnte gesteigert werden. Die mobile Infrastruk­tur der Huthis, so al-Hamdani weiter, mache es den Alliierten nicht leicht, die richtigen Ziele zu treffen.

Wer sind die Huthis und welche langfristi­gen Ziele verfolgen sie?

Die Huthis gehören zu einer weit verzweigte­n Familie schiitisch­er Gelehrter, die sich mit den Stämmen der sogenannte­n „Ansaraulla­h-Miliz“(Anhänger Gottes) verbündet haben. Nach neun Jahren Bürgerkrie­g kontrollie­rt die von Iran unterstütz­te Gruppierun­g, die bis zu 200 000 Kämpfer mobilisier­en kann, mehr als ein Drittel des jemenitisc­hen Staatsgebi­etes, vor allem die an Saudi-Arabien grenzenden Gebiete im Norden des Landes sowie die Küste des Roten Meeres. Der Versuch der Saudis, die Huthis mit Unterstütz­ung lokaler Stämme zu besiegen, ist gescheiter­t. Seit dem Inkrafttre­ten eines Waffenstil­lstands im letzten Jahr führt die Regierung in Riad Friedensge­spräche mit den Huthis. Falls erfolgreic­h, könnten die Huthis dann ganz offiziell als die „legitimen Vertreter des jemenitisc­hen Volkes“anerkannt werden – was zur Entspannun­g der Lage im südarabisc­hen Raum führen könnte.

Fragen Antworten

Warum hatten die Huthis Israel den Krieg erklärt?

Die Huthis betrachten sich als Teil der von Iran inspiriert­en und finanziert­en „Achse des Widerstand­es“, zu der auch die libanesisc­he Hisbollah gehört. In einer Zeit, in der sich die arabische Öffentlich­keit über die Gewalt im Gazastreif­en empört, versuchten die Huthis mit ihrer Kriegserkl­ärung „regionale Legitimitä­t aufzubauen“, analysiert der in London erscheinen­de Newsletter „Amwaj-Media.“

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Foto: dpa Die USA und Großbritan­nien haben mit Unterstütz­ung weiterer Verbündete­r in der Nacht zu Freitag „erfolgreic­h“Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen angegriffe­n.

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