Sekt schlürfende, segelnde Rentner
Jeder hat das Recht auf eine angemessene, für seinen Lebensabend und seine Verhältnisse ausreichende Rente
Dass eine Rentendebatte unausweichlich ist, da bin ich mit Ihnen einverstanden. In dieser Hinsicht habe ich volles Vertrauen in die Sozialpartner, dass diese im Interesse der arbeitenden Bevölkerung, also der zukünftigen Rentner sowie der jetzigen Rentner, eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung oder Lösungen erarbeiten und umsetzen.
Was mich aber an Ihren Artikeln stört, ist die Stigmatisierung der verwöhnten, auf einem Segelboot Sekt schlürfenden Luxemburger Rentner, die durch das real erhöhte 53,8 prozentige Median-Einkommen der letzten 20 Jahre anscheinend auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung alle in Saus und Braus leben.
Es gibt in unserem Land Rentner, die vom Armutsrisiko betroffen sind und es gibt Rentner, die nach einer langen schwierigen Berufslaufbahn teilweise krankheitshalber in Rente gehen mussten und unter prekären Bedingungen Ihren Lebensabend verbringen müssen.
Auch sollte man sich die Frage stellen, warum dieser Unterschied bei einer Steigerung der realen Einkommen von 53,8 Prozent bei einem Wachstum der aktiven Bevölkerung von nur 16,7 Prozent zustande gekommen ist.
Ich habe in meiner Berufslaufbahn die Liberalisierung in einigen Bereichen (Post, Bahn …) erleben müssen. Gute, sozial sowie finanziell sehr gut abgesicherte Berufe und Laufbahnen wurden auf dem Altar der Liberalisierung durch prekäre Arbeitsverträge und Bedingungen ersetzt, wobei die Lohnverhältnisse bei weitem nicht mehr denen vor dieser Liberalisierungswelle entsprachen. Objektiver Journalismus setzt sich in dieser Debatte auch mit diesen Fakten auseinander, wodurch dieser Unterschied entstanden ist.
Diesen Keil, den Sie treiben zwischen dem Wohlstandsdrang früherer Generationen, also de facto den heutigen und früheren Rentnern, und der arbeitenden Bevölkerung, gehört nicht in eine Rentendebatte. Auch heute möchte die arbeitende Bevölkerung ein angemessenes Leben mit den entsprechenden Mitteln führen. Dieser Wohlstandsdrang ist Teil unserer Gesellschaft, Ihn zu durchbrechen ist sehr schwer zu bewerkstelligen. Also werfen Sie es nicht den früheren Generationen vor.
Die Diskussion muss geführt werden, von den Sozialpartnern im Einklang mit der ganzen Gesellschaft. Jeder soll und muss das Recht auf eine angemessene für seinen Lebensabend und seine Verhältnisse ausreichende Rente haben. Vielleicht muss und wird jeder, auch die Rentner, nach sozialer Staffelung einen Beitrag dazu leisten.
Dies ist eine Reaktion zum Artikel „Luxemburger Rentner sind außerordentlich verwöhnt“vom 6. Januar 2024 und zum Leitartikel „Die Rentendebatte ist unausweichlich“vom 10. Januar 2024 über die Rentendebatte.