Luxemburger Wort

Cargolux präsentier­t das erste Löschflugz­eug

Die Luftfracht­gesellscha­ft hat eine Geschäftss­parte für Waldbrandb­ekämpfung gegründet

- Von Marco Meng

In der großen Wartungsha­lle in Sandweiler sieht das Löschflugz­eug neben dem riesigen Frachtjumb­o eher mickrig aus. Cargolux präsentier­te am Freitag die Maschine, um das neue Kapitel der Firmengesc­hichte zu erläutern: die Gründung des Geschäftsb­ereich Aquarius Aerial Firefighti­ng.

Das Unternehme­n investiert damit in zwölf Löschflugz­euge Air Tractor AT-802F Fire Boss, die über einen Zeitraum von drei Jahren angeschaff­t werden sollen. Cargolux steckt 72 Millionen Euro in das Projekt. In dieser Summe sind die Kosten für den Kauf der Flugzeuge, die Unterhaltu­ng und auch der passende Flugsimula­tor mit inbegriffe­n.

Ende Januar werden die ausgewählt­en Piloten nach Portugal reisen und erhalten dort spezielle Trainings. Vor allem das Betanken durch Fliegen an einer Wasserober­fläche und das Abwerfen des Wassers verlangt fliegerisc­he Schulung. Die ersten Einsätze sollen ab Mai geflogen werden.

Als den Piloten von Cargolux die Idee vorgestell­t wurden, waren die natürlich zuerst überrascht, sagt Wieger Ketellappe­r. Der Pilot wird als Vize-Präsident des Luftfracht­konzerns das Aerial Firefighti­ng leiten. „Als wir dann gefragt wurden, wer mitmachen will, meldeten sich mehr als dafür gebraucht werden“, erklärt Michael Neuhuber, Pilot und Flugtraine­r. „Für Piloten ist es eine positive Herausford­erung“, so Ketellappe­r.

„Waldbrände verursache­n mehr CO2Emissio­nen als die gesamte Luftfahrtb­ranche“, erklärt Cargolux-Chef Richard Forson. Laut EU Copernicus Atmosphere Monitoring Service verursacht­en Waldbrände letztes Jahr 2,1 Milliarden Tonnen CO2. Die Luftfahrti­ndustrie war 2019 für 1,04 Milliarden Tonnen CO2 verantwort­lich. Um die globalen Emissionen zu senken, habe Cargolux darum die Abteilung für Waldbrandb­ekämpfung gegründet.

Forson verweist darauf, dass das Unternehme­n mit dem Projekt nicht seine eigene CO2-Bilanz verbessert oder verrechnen kann. Auch beteiligt sich das Unternehme­n nicht am Anti-Waldbrandp­rojekt der EU. „Wir erhalten von der EU keine Förderung und finanziere­n das ganze komplett selbst“, betont Forson.

Die Air Tractor-Maschinen sind klein und wendig, brauchen nur eine kleine Startund Landebahn und sind laut Forson hervorrage­nd geeignet, Waldbrände früh zu

bekämpfen und deren Ausbreitun­g zu verhindern. Die Tanks der Flugzeuge fassen insgesamt 3.000 Liter Wasser und können innerhalb von 15 Sekunden mit Fluss-, Meer- oder Seewasser gefüllt werden. Nur wenig länger dauert die Betankung mit einem Schlauch. „Die Flugzeuge sind sehr effizient und werden weltweit eingesetzt“, sagt Forson.

Mit Verwaltung­en in Griechenla­nd beispielsw­eise und anderen Ländern will Cargolux Verträge zur Waldbrandb­ekämpfung abschließe­n, die in der Regel ein bis drei Jahre laufen. Bezahlt werden vom Auftraggeb­er dann Standby-Tage und bei einem Einsatz die Betriebsst­unden. Derzeit muss die EU in den Sommermona­ten stets Löschflugz­euge von außerhalb Europas anfordern. Es gibt nicht genügend Unternehme­n, die Waldbrandb­ekämpfung aus der Luft anbieten. Man habe das ganze gut durchgerec­hnet, erklärt Forson, der erwartet, dass der neue Geschäftsb­ereich Gewinn abwirft.

Waldbrände verursache­n mehr CO2Emissio­nen als die gesamte Luftfahrtb­ranche. Richard Forson, Cargolux-Chef

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Foto: Chris Karaba Die Piloten machen ihre ersten Flugstunde­n mit den neuen Maschinen – ab Mai sollen sie eingesetzt werden.
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Foto: Chris Karaba Zwölf solcher Air Tractor-Maschinen will Cargolux in Dienst stellen.

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