„Einen Sturz spürt man noch Tage später“
Topfavoritin Marie Schreiber geht bei den Cyclocross-Landesmeisterschaften in Hesperingen leicht angeschlagen ins Duell mit Herausforderin Christine Majerus
Bei den Cyclocross-Landesmeisterschaften in Luxemburg stehen gewöhnlich die Rennen der Männner-Elite und der U23 im Fokus. In diesem Jahr ist das anders. Besonderes Interesse gilt der Auseinandersetzung bei den Frauen, wo Favoritin Marie Schreiber und Christine Majerus aufeinandertreffen. Erstmals seit 735 Tagen kommt es zum direkten Kräftemessen. Schreiber spricht im Interview über ihren verletzten Ellenbogen, ihre Form und die WM in drei Wochen. Die 20-Jährige erläuterte am Mittwoch nach dem Training auch ihren neuen Bekanntheitsgrad im Ausland.
Marie Schreiber, am vergangenen Sonntag verletzten Sie sich bei einem Sturz am linken Ellenbogen? Wie stark sind die Schmerzen?
Wenn ich nicht auf dem Fahrrad sitze, sind sie auszuhalten. Auf dem Fahrrad spüre ich die starke Prellung. Die Strecke auf dem Holleschbierg ist recht uneben. Es ist ein unangenehmes Gefühl. Aber die Einschränkung hält sich in Grenzen.
Was war beim Weltcup-Durchgang im niederländischen Zonhoven genau passiert?
In der letzten Runde machte ich in der langen Abfahrt im Sand einen kleinen Fehler. Ich stürzte nicht, musste aber kurz mit dem
Fahrrad in der Hand laufen. Als ich dann unten wieder aufspringen wollte, rammte mich eine Konkurrentin von hinten. Ich bin unglücklich gestürzt. Anfangs dachte ich, der Ellenbogen sei gebrochen. Deswegen ging ich am Montag zur Kontrolle ins Krankenhaus. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine starke Prellung handelt. Mir wurde ein Verband angelegt, damit ich den Arm nicht bewegen würde. Das hat mich gestört. Ich konnte mich nicht normal auf mein Fahrrad setzen. Am Dienstag fuhr ich zu Hause auf dem Rollentrainer und nahm den Verband wieder ab.
Ändern sich für Sie wegen des Sturzes die Voraussetzungen für die Landesmeisterschaften in Hesperingen?
Bei vollem Tempo werde ich vielleicht auf die Zähne beißen müssen. Einen Sturz spürt man noch Tage später. Aber körperlich bin ich ziemlich gut in Form, sodass ich mir nicht zu viele Gedanken mache.
Die Strecke ist wegen der Wetterbedingungen in den vergangenen Tagen gefroren, trocken und sehr schnell. Wie gefällt Ihnen der Parcours?
Er ist sehr schnell und an einigen Stellen gefährlich. Nach der Abfahrt können Konkurrentinnen in Gegenrichtung entgegen
: Ich hoffe, dass es ein gutes Duell wird und die Zuschauer eine spannende Auseinandersetzung zu sehen bekommen.
kommen. Es gibt keine Abtrennung. In Belgien würden da zumindest große aufblasbare Kissen oder Barrieren stehen. Das finde ich etwas gefährlich. Ansonsten gibt es viele kleine Steine, auf die man aufpassen muss. Die Gefahr eines Plattfußes ist gegeben. Sie ist höher als bei einem klassischen Wiesencross in Belgien.
Freuen Sie sich auf das wahrscheinliche Duell mit Majerus?
Alle anderen freuen sich mehr als wir uns selber (lacht). Natürlich ist es schön, gegen sie zu fahren und somit ein wenig Konkurrenz zu haben. Es wird dadurch ein anderes Rennen. Christine wird versuchen, solange es geht dranzubleiben. Ich hoffe, dass es ein gutes Duell wird und die Zuschauer eine spannende Auseinandersetzung zu sehen bekommen.
Wie schätzen Sie die Kräfteverhältnisse ein?
Die schnelle, trockene Strecke kommt Christine wohl eher entgegen, als wenn es ein technisch anspruchsvoller Parcours wäre. Technisch bin ich ihr wohl überlegen, auch weil ich in diesem Winter schon mehr als 20 Rennen in den Beinen habe. In Hesperingen geht es schon fast in Richtung Straßenrennen. Viele Passagen zum Überholen gibt es nicht. Sollte es zu einem Kopf-anKopf-Rennen bis in die letzte Runde hinein kommen, wird es schwer noch zu überholen, wenn man unten im Wald an Position eins liegt.
International gehören Sie mittlerweile zu den Top Ten weltweit. Hatten Sie das vor der Saison erwartet?
Ich hatte mir vor Saisonbeginn ein paar Ziele gesetzt, die ich bislang alle erfüllt habe. Es ist gut gelaufen, aber es gab auch ein paar verletzungsbedingte Rückschläge. Insgesamt lief es vielleicht einen Tick besser als erwartet. Ich bin jedenfalls zufrieden.
Die Weltmeisterschaft in Tabor (CZE/3. und 4. Februar) steht noch aus. Beschäftigt Sie der Saisonhöhepunkt bereits?
Nein, ich mache mich nicht gerne Wochen im Voraus verrückt. Ich nehme das alles relativ locker. Ich weiß noch nicht genau, wann ich dahingehe. Sollte es schneien, reise ich ein paar Tage vorher an, ansonsten reicht mir auch der Freitag als Streckenbesichtigung aus. Ich kenne die Strecke und weiß, was mich erwartet. Mental bringt es nichts, wenn ich mir schon ein Jahr davor Gedanken über die WM mache.
Es ist wirklich extrem und manchmal nervt es auch, weil es Leute gibt, die gar keinen Respekt haben.
Wie gut sind Sie derzeit in Form?
Ich habe das Gefühl, dass ich derzeit etwas weniger gut in Form bin als vor drei Wochen. Aber das ist schwer zu sagen. Die Weihnachtstage waren mit vier Rennen in sechs Tagen intensiv. Zudem habe ich vergangene Woche im Training etwas herausgenommen. Bis zur WM bleiben ja noch drei Wochen. Ich muss nicht bei den Landesmeisterschaften am Maximum sein, sondern am 4. Februar.
Es fällt auf, dass die Zahl Ihrer Fans in Belgien und den Niederlanden stark zugenommen hat. Ihr Name wird oft von den Zuschauern geschrien? Gefällt Ihnen das?
Im Rennen ist es cool, weil es halt toll ist, angefeuert zu werden. Was ich nicht so erwartet hätte, ist die Situation beim Warmfahren. Vielleicht ist es wegen des großen SD-Worx-Lastwagens, aber es stehen immer unwahrscheinlich viele Menschen vor dem Laster. Sie wollen Fotos, haben Autogrammwünsche, dabei bin ich noch längst nicht die Weltmeisterin Fem van Empel. Es ist wirklich extrem und manchmal nervt es auch, weil es Leute gibt, die gar keinen Respekt haben. Wenn man keine Absperrungen installiert, steigen einige am liebsten direkt in das Teamfahrzeug.