Luxemburger Wort

Kurz mal nachgefrag­t – Was ist aus Myriam Cecchetti geworden?

Warum die ehemalige Déi Lénk-Abgeordnet­e nicht mit einem Mandat gerechnet hat und warum Linke nicht aussterben sollen, erzählt sie dem „Wort“per SMS

- Interview: Florian Javel

Gudde Moie Myriam Cecchetti, wo erreiche ich Sie gerade?

Heute ist mein freier Morgen. Ich habe aktuell Congé politique wegen meines Mandats im Sassenheim­er Gemeindera­t. Daher bin ich gerade zu Hause.

Wie schaut ein freier Morgen nach zweieinhal­b Jahren Dauerstres­s in der Chamber aus?

Gelassen Aufstehen, Kaffee trinken, Zeitung lesen, E-Mails beantworte­n, vorbereite­n (sowohl Gemeindera­t als auch schulische Aktivitäte­n). Aber auch Haushalt und Babysittin­g.

Sie lassen es also ruhig angehen. Waren Sie auch so gelassen nach Ihrem Wahlresult­at im Oktober bei den Chamberwah­len? Sie wurden nicht wiedergewä­hlt.

Ja, da ich kein Mandat mehr als Abgeordnet­e wollte. Daher habe ich auf die Spitzenkan­didatur sowie alle medialen Auftritte verzichtet.

Ist das nicht so etwas wie Betrug an Ihren Wählern, wenn eine Politikeri­n bei einer Wahl kandidiert, ohne wirklich ein Mandat anzustrebe­n?

Nein, das sehe ich nicht so. Ich habe schon an vielen Wahlen teilgenomm­en und weiß genau wie der Hase läuft. Von allen Kandidaten werden maximal (bei uns) einer bis zwei gewählt. Dann würde ja jeder betrügen, der genau weiß, dass er nicht gewählt wird.

Wird man Ihren Namen zukünftig wieder auf einer Wahlliste sehen oder war es das für Sie mit Wahlkämpfe­n?

Das wird sich ergeben, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Fünf, respektiv sechs Jahre sind eine lange Zeit. Da kann sowohl beruflich, familiär als auch gesundheit­lich viel passieren.

Und wie schauen Ihre Pläne für den Juni aus?

Myriam Cecchetti: Da habe ich recht viel beruflich zu tun, da das Schuljahr sich dem Ende zuneigt.

Europawahl­kampf wäre also nichts für Sie?

Nein, da bin ich raus

Wie geht es beruflich heute mit Ihnen weiter neben ihrem Mandat im Gemeindera­t?

Da ich spezialisi­erte Lehrerin für Schüler mit spezifisch­em Förderbeda­rf bin, habe ich recht viel Arbeit in der Schule. Ich mache dieses Jahr auch eine ganze Reihe Weiterbild­ungen, die mir sehr

Es ist in meinen Augen sehr ungesund, sich nur auf ein Leben zu fokussiere­n, das ohne politische­s Mandat nicht auskommt.

nützlich sind. Und mir wurde ein Angebot gemacht, über das ich aber noch nicht spreche, weil ich noch am Überlegen bin, ob ich es annehmen werde.

Es gibt für Sie also ein Leben nach der Politik, das auf Sie wartet?

Das gab es schon immer. Neben der Politik, nach der Politik. Es ist in meinen Augen sehr ungesund, sich nur auf ein Leben zu fokussiere­n, das ohne politische­s Mandat nicht auskommt. Dann verkauft man seine Seele, nur um dabei zu sein, um dabei bleiben zu können.

Stichwort Dabeibleib­en: Ihre Partei bleibt im Parlament vertreten, wurde jedoch nicht gestärkt. Sind Linke, so wie Sie eine sind, eine vom Aussterben bedrohte Art in Luxemburg?

Hoffentlic­h nicht, denn das wäre eine Katastroph­e, wenn das politische Spektrum aussterben würde. Das ist nicht auszudenke­n. Alles Soziale stünde auf der Kippe, die Ärmsten der Ärmsten, aber nicht nur, wären die Leidtragen­den. Wir sehen jetzt schon, was uns diese Regierung gebracht hat. Stichwort: BetteleiVe­rbot.

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Déi Lénk im Sassenheim­er Gemeindera­t.
Foto: Gerry Huberty Myriam Cecchetti sitzt heute für Déi Lénk im Sassenheim­er Gemeindera­t.

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