Kurz mal nachgefragt – Was ist aus Myriam Cecchetti geworden?
Warum die ehemalige Déi Lénk-Abgeordnete nicht mit einem Mandat gerechnet hat und warum Linke nicht aussterben sollen, erzählt sie dem „Wort“per SMS
Gudde Moie Myriam Cecchetti, wo erreiche ich Sie gerade?
Heute ist mein freier Morgen. Ich habe aktuell Congé politique wegen meines Mandats im Sassenheimer Gemeinderat. Daher bin ich gerade zu Hause.
Wie schaut ein freier Morgen nach zweieinhalb Jahren Dauerstress in der Chamber aus?
Gelassen Aufstehen, Kaffee trinken, Zeitung lesen, E-Mails beantworten, vorbereiten (sowohl Gemeinderat als auch schulische Aktivitäten). Aber auch Haushalt und Babysitting.
Sie lassen es also ruhig angehen. Waren Sie auch so gelassen nach Ihrem Wahlresultat im Oktober bei den Chamberwahlen? Sie wurden nicht wiedergewählt.
Ja, da ich kein Mandat mehr als Abgeordnete wollte. Daher habe ich auf die Spitzenkandidatur sowie alle medialen Auftritte verzichtet.
Ist das nicht so etwas wie Betrug an Ihren Wählern, wenn eine Politikerin bei einer Wahl kandidiert, ohne wirklich ein Mandat anzustreben?
Nein, das sehe ich nicht so. Ich habe schon an vielen Wahlen teilgenommen und weiß genau wie der Hase läuft. Von allen Kandidaten werden maximal (bei uns) einer bis zwei gewählt. Dann würde ja jeder betrügen, der genau weiß, dass er nicht gewählt wird.
Wird man Ihren Namen zukünftig wieder auf einer Wahlliste sehen oder war es das für Sie mit Wahlkämpfen?
Das wird sich ergeben, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Fünf, respektiv sechs Jahre sind eine lange Zeit. Da kann sowohl beruflich, familiär als auch gesundheitlich viel passieren.
Und wie schauen Ihre Pläne für den Juni aus?
Myriam Cecchetti: Da habe ich recht viel beruflich zu tun, da das Schuljahr sich dem Ende zuneigt.
Europawahlkampf wäre also nichts für Sie?
Nein, da bin ich raus
Wie geht es beruflich heute mit Ihnen weiter neben ihrem Mandat im Gemeinderat?
Da ich spezialisierte Lehrerin für Schüler mit spezifischem Förderbedarf bin, habe ich recht viel Arbeit in der Schule. Ich mache dieses Jahr auch eine ganze Reihe Weiterbildungen, die mir sehr
Es ist in meinen Augen sehr ungesund, sich nur auf ein Leben zu fokussieren, das ohne politisches Mandat nicht auskommt.
nützlich sind. Und mir wurde ein Angebot gemacht, über das ich aber noch nicht spreche, weil ich noch am Überlegen bin, ob ich es annehmen werde.
Es gibt für Sie also ein Leben nach der Politik, das auf Sie wartet?
Das gab es schon immer. Neben der Politik, nach der Politik. Es ist in meinen Augen sehr ungesund, sich nur auf ein Leben zu fokussieren, das ohne politisches Mandat nicht auskommt. Dann verkauft man seine Seele, nur um dabei zu sein, um dabei bleiben zu können.
Stichwort Dabeibleiben: Ihre Partei bleibt im Parlament vertreten, wurde jedoch nicht gestärkt. Sind Linke, so wie Sie eine sind, eine vom Aussterben bedrohte Art in Luxemburg?
Hoffentlich nicht, denn das wäre eine Katastrophe, wenn das politische Spektrum aussterben würde. Das ist nicht auszudenken. Alles Soziale stünde auf der Kippe, die Ärmsten der Ärmsten, aber nicht nur, wären die Leidtragenden. Wir sehen jetzt schon, was uns diese Regierung gebracht hat. Stichwort: BetteleiVerbot.