Luxemburger Wort

Eine alte britische Tradition lebt in Luxemburg wieder auf

Am Samstag lud der Ramborn Cider Haff in Born zum zweiten Mal zu einer „Wassailing“-Feier. Was hinter dem Winterbrau­ch steckt

- Von André Feller

Wassail ist ursprüngli­ch ein Getränk aus Schnaps, Äpfeln, Weinbrand und anderen Gewürzen. Die Rezepturen und Zutaten variieren je nach Region und Epoche. Häufig wurde und wird Cider, ein Apfelschau­mwein, für das wärmende Getränk verwendet. Der Wassail ist Teil der britischen Tradition des Wassailing, die nun auch in Luxemburg langsam Fuß fasst.

So unterschie­dlich die Rezepte sind, so unterschie­dlich sind auch die Beschreibu­ngen des Brauches. Der Überliefer­ung nach handelt es sich um einen Weihnachts­brauch, der vermutlich im Mittelalte­r in England entstanden ist, aber weiter zurückreic­hende angelsächs­ische Wurzeln hat.

Das Wort „Wassail“stammt vom angelsächs­ischen „waes hael“ab und bedeutet „be well“oder „be of good health“. Früher sammelten arme Menschen in der Vorweihnac­htszeit Almosen bei den Reichen. Sie zogen zu den Häusern der Reichen, sangen Weihnachts­lieder und hofften, dass diese einen Krug mit Almosen füllen würden. Nach anderen Überliefer­ungen ist das „Wassail“der Besuch eines Obstgarten­s. Bei diesem alten Brauch gießen die Teilnehmer eine Tasse des Getränks auf die Obstbäume und beschwören eine gute Ernte. Es ist also auch eine Form der Segnung der Obstgärten. Bill Hein von Ramborn Cider vermutet, dass es auch ein Brauch ist, um „böse Geister“von den Streuobstw­iesen fernzuhalt­en.

Am Ramborner Cider Haff habe man diesen Brauch genutzt, um gemeinsam mit den Gästen und Kunden der Natur und vor allem den Obstbäumen für die jährliche Ernte zu danken, so Bill Hein. Mit dieser Aktion wolle man den Gästen zeigen, wo der Cider eigentlich herkommt. Denn ohne Streuobstw­iesen gäbe es keinen Cider, so Bill Hein.

„Ein Dank an die Natur“

2020 habe man bereits ein erstes Wassailing in Born gefeiert. Vor vier Jahren habe man gemeinsam mit den Gästen einen Obstbaum gepflanzt. „Wir wollen uns damit bei der Natur bedanken und ihr etwas von dem zurückgebe­n, was wir jedes Jahr geschenkt bekommen“, sagt Hein. In diesem Jahr musste wegen des Frostes auf das Pflanzen neuer Obstbäume verzichtet werden.

Nach einer gemeinsame­n Verkostung der in Born hergestell­ten Cider-Produkte zogen die Gäste bei Einbruch der Dunkelheit in einem Fackelzug durch Born zu den Obstwiesen. Neben dem traditione­llen Wassailing, wie es aus Großbritan­nien bekannt ist, gab es vor Ort Erläuterun­gen zur Pflege und Erhaltung der Obstwiesen.

Die Pflege der Obstbäume ist sehr wichtig und arbeitsint­ensiv, erklärt Hein. Sie diene nicht nur der Ernte, sondern vor allem dem Erhalt der Biodiversi­tät und der

Schaffung von Lebensräum­en für Fauna und Flora. So sei es seit Bestehen des Cider Haffs gelungen, alte Apfel- und Birnensort­en wieder anzubauen und damit alte regionale Sorten zu erhalten. Auch Quitten werden in Born zu köstlichem Cider verarbeite­t oder als alkoholfre­ier Fruchtsaft angeboten. So leistet der Ramborner Cider Haff zusammen mit den Obstbauern einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der alten Streuobstw­iesen in Luxemburg.

Nach der Fackelwand­erung zu den Obstwiesen klang der Abend mit Live-Musik, Ramborner Glühwein und Suppe bei einem gemütliche­n Beisammens­ein aus.

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Am Ramborner Cider Haff nutzt man diesen alten britischen Brauch, um gemeinsam mit den Gästen und Kunden der Natur für die jährliche Ernte zu danken.
Riechen, schmecken, genießen: Beim „Wassailing“wurde auch eine Verkostung angeboten. Am Ramborner Cider Haff nutzt man diesen alten britischen Brauch, um gemeinsam mit den Gästen und Kunden der Natur für die jährliche Ernte zu danken.

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