Eine alte britische Tradition lebt in Luxemburg wieder auf
Am Samstag lud der Ramborn Cider Haff in Born zum zweiten Mal zu einer „Wassailing“-Feier. Was hinter dem Winterbrauch steckt
Wassail ist ursprünglich ein Getränk aus Schnaps, Äpfeln, Weinbrand und anderen Gewürzen. Die Rezepturen und Zutaten variieren je nach Region und Epoche. Häufig wurde und wird Cider, ein Apfelschaumwein, für das wärmende Getränk verwendet. Der Wassail ist Teil der britischen Tradition des Wassailing, die nun auch in Luxemburg langsam Fuß fasst.
So unterschiedlich die Rezepte sind, so unterschiedlich sind auch die Beschreibungen des Brauches. Der Überlieferung nach handelt es sich um einen Weihnachtsbrauch, der vermutlich im Mittelalter in England entstanden ist, aber weiter zurückreichende angelsächsische Wurzeln hat.
Das Wort „Wassail“stammt vom angelsächsischen „waes hael“ab und bedeutet „be well“oder „be of good health“. Früher sammelten arme Menschen in der Vorweihnachtszeit Almosen bei den Reichen. Sie zogen zu den Häusern der Reichen, sangen Weihnachtslieder und hofften, dass diese einen Krug mit Almosen füllen würden. Nach anderen Überlieferungen ist das „Wassail“der Besuch eines Obstgartens. Bei diesem alten Brauch gießen die Teilnehmer eine Tasse des Getränks auf die Obstbäume und beschwören eine gute Ernte. Es ist also auch eine Form der Segnung der Obstgärten. Bill Hein von Ramborn Cider vermutet, dass es auch ein Brauch ist, um „böse Geister“von den Streuobstwiesen fernzuhalten.
Am Ramborner Cider Haff habe man diesen Brauch genutzt, um gemeinsam mit den Gästen und Kunden der Natur und vor allem den Obstbäumen für die jährliche Ernte zu danken, so Bill Hein. Mit dieser Aktion wolle man den Gästen zeigen, wo der Cider eigentlich herkommt. Denn ohne Streuobstwiesen gäbe es keinen Cider, so Bill Hein.
„Ein Dank an die Natur“
2020 habe man bereits ein erstes Wassailing in Born gefeiert. Vor vier Jahren habe man gemeinsam mit den Gästen einen Obstbaum gepflanzt. „Wir wollen uns damit bei der Natur bedanken und ihr etwas von dem zurückgeben, was wir jedes Jahr geschenkt bekommen“, sagt Hein. In diesem Jahr musste wegen des Frostes auf das Pflanzen neuer Obstbäume verzichtet werden.
Nach einer gemeinsamen Verkostung der in Born hergestellten Cider-Produkte zogen die Gäste bei Einbruch der Dunkelheit in einem Fackelzug durch Born zu den Obstwiesen. Neben dem traditionellen Wassailing, wie es aus Großbritannien bekannt ist, gab es vor Ort Erläuterungen zur Pflege und Erhaltung der Obstwiesen.
Die Pflege der Obstbäume ist sehr wichtig und arbeitsintensiv, erklärt Hein. Sie diene nicht nur der Ernte, sondern vor allem dem Erhalt der Biodiversität und der
Schaffung von Lebensräumen für Fauna und Flora. So sei es seit Bestehen des Cider Haffs gelungen, alte Apfel- und Birnensorten wieder anzubauen und damit alte regionale Sorten zu erhalten. Auch Quitten werden in Born zu köstlichem Cider verarbeitet oder als alkoholfreier Fruchtsaft angeboten. So leistet der Ramborner Cider Haff zusammen mit den Obstbauern einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der alten Streuobstwiesen in Luxemburg.
Nach der Fackelwanderung zu den Obstwiesen klang der Abend mit Live-Musik, Ramborner Glühwein und Suppe bei einem gemütlichen Beisammensein aus.