Luxemburger Wort

Îlot gastronomi­que: Ein Gastronom wagt einen neuen Versuch

Die Gebäude rund um den hauptstädt­ischen Fëschmaart verfallen zusehends. Seit einigen Wochen haben dort Obdachlose Unterschlu­pf gefunden

- Von David Thinnes

Das Îlot gastronomi­que rund um den hauptstädt­ischen Fëschmaart wird immer mehr dem Verfall überlassen. Mit der Schließung des Restaurant­s Am Tiirmschen Ende Oktober 2023 gibt es an diesem geschichts­trächtigen Standort nur noch ein Lokal. Dafür haben Obdachlose hier ein Zuhause gefunden. Ein Gastronom wagt nun einen neuen Anlauf.

Kleider hängen von der Decke und über das Geländer. Hinter einem Pappkarton ist ein Fahrrad zu sehen. Hier finden Obdachlose Schutz vor den niedrigen Temperatur­en. Doch das war ursprüngli­ch nicht der Zweck des Îlot gastronomi­que.

Seit Juni 2022 ist das Restaurant Bouquet garni, das sich dort befindet, wo jetzt die Obdachlose­n leben, geschlosse­n. Der Betreiber, Thierry Duhr, hat sich nun aber entschiede­n: Er will vom 19. Januar an wieder öffnen, wie er dem „Luxemburge­r Wort“auf Anfrage bestätigt.

Ein wenig Verzweiflu­ng schwingt in seiner Stimme mit, wenn er auf die Situation des Îlot gastronomi­qoue angesproch­en wird: „Ich habe vor einigen Wochen die Besitzer kontaktier­t, ob sie Arbeiten durchführe­n wollen. Unter anderem müsste das Dach erneuert werden. Aber sie stecken keinen Euro mehr in die Gebäude.“

Momentan ist nur noch die Weinbar Dipso im Îlot gastronomi­que geöffnet. Die Gaststätte Ennert de Steiler auf der Hausnummer 2, Rue de la Loge, gehört einem anderen Besitzer.

Comité Alstad schreibt Briefe an Schöffenra­t und Minister

Die Gebäude auf den Hausnummer­n 4, 6 und 8 der Rue de la Loge gehören den Erben des ehemaligen Bauunterne­hmers und Hoteliers Léon Nilles, der die Häuser 1991 erworben hatte. Immer wieder gab es Diskussion­en über den Zustand der Gebäude. Bereits im Juni 2014 berichtete das LW über zahlreiche Mängel.

Alles ist dem Verfall preisgegeb­en. Claude Esch, Generalsek­retär Comité Alstad

Zu diesem Zeitpunkt war Thierry Duhr bereits Betreiber des Bouquet garni. In der Zwischenze­it hat sich also nicht viel geändert. Der Pachtvertr­ag läuft noch bis 2029. Der Koch beschreibt die Situation als „komplizier­t“, will aber nicht aufgeben: „Ich bleibe optimistis­ch.“

Die Eigentümer­familie wollte das Îlot gastronomi­que im Oktober 2022 versteiger­n. Doch daraus wurde nichts. Und auch aktuell

hat sich noch kein Käufer gefunden. Über den Preis kursieren Gerüchte, einmal stand die Summe von 15 Millionen im Raum, anfangs soll der Kaufpreis sogar bei 30 Millionen Euro gelegen haben.

Wer das Objekt kauft, muss mit zusätzlich­en, hohen Kosten für die Sanierung rechnen. Diese würden sich außerdem schwierig gestalten, da sich die Gebäude in einem Gebiet befinden, das zum UNESCO-Weltkultur­erbe gehört.

Besorgt zeigen sich auch die Vertreter des Comité Alstad. Der Verein, der nur wenige Schritte entfernt seinen Hauptsitz hat, setzt sich unter anderem für das Kulturerbe der Hauptstadt ein. In einem Brief an den Schöffenra­t der Hauptstadt und das Kulturmini­sterium hat sich der Verein im Dezember 2023 über die aktuelle Situation beschwert. „Wir haben noch keine Antwort erhalten“, erklären Guy Jourdain, Präsident, und Claude Esch, Generalsek­retär, gegenüber dem LW.

Für Claude Esch ist die Entwicklun­g des Îlot gastronomi­que besonders schmerzlic­h: Das Haus in der Rue de la Loge Nr. 3 ist sein Geburtshau­s, in dem er bis Ende der 1970erJahr­e gewohnt hat. „Alles ist dem Verfall preisgegeb­en.“

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