Luxemburger Wort

Freddy Schack, ein Leben im Dienste des Kunden

Der Geschäftsm­ann blickt auf eine 50-jährige Karriere zurück. Seit 2006 führte er in der Hauptstadt einen Laden für Unterwäsch­e und Pyjamas. Nun ist er in Rente

- Von David Thinnes

Wenn Freddy Schack von seinem alten Geschäft spricht, benutzt er noch oft das Wort „wir“. Der Geschäftsm­ann, der zuletzt das „House of underwear“in der Rue Louvigny in der Hauptstadt führte, ist noch nicht ganz im Ruhestand angekommen, den er Anfang dieses Jahres angetreten hat. „Ich habe über 50 Jahre gearbeitet, jetzt reicht es“, sagt der 69-Jährige und lacht.

Freddy Schack war ein halbes Jahrhunder­t lang ein bekanntes Gesicht in der Geschäftsw­elt der Stadt Luxemburg. Seine Karriere begann kurz nach dem Abschlusse­xamen im Gymasium. Schacks Vater war Direktor des beliebten Kaufhauses Monopol. Die Besitzerfa­milie Scholer betrieb zahlreiche Warenhäuse­r und war lange Zeit eine Institutio­n im Großherzog­tum.

Durch einen Kontakt der Familie Scholer zu einem deutschen Kollegen begann Schacks Karriere. „Ich bin 1974 zu Karstadt nach Saarbrücke­n gegangen, um eine Lehre als Einzelhand­elskaufman­n zu beginnen“, erzählt Freddy Schack von seinen Anfängen. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er bis Ende 1981 bei Karstadt Deutschlan­d, dies in Saarbrücke­n, Essen, Bremen, Singen und Darmstadt.

„Die Lehre war meine einzige Chance. Ich war handwerkli­ch unbegabt und wollte nicht weiter zur Schule gehen“, sagt Schack, der nach der Karstadt-Zeit zu Monopol wechselte. Dort bekleidete der Geschäftsm­ann die gleiche Position wie bei seiner vorigen Arbeitsste­lle: Er war für die Herrenbekl­eidung zuständig und zudem Chefeinkäu­fer. Doch damals verbrachte er nicht nur Zeit im Büro: „Nachmittag­s war ich immer im Verkauf. Der Kontakt zu den Kunden lag mir immer am Herzen“.

Anfang 2006 kam dann die Nachricht, dass die Monopol-Warenhäuse­r schließen müssen. „Das war ein Schock, auch wenn wir wussten, dass es nicht gut lief“, erinnert sich Schack.

Doch es dauerte nicht lange, bis sich die nächste Chance bot: „Viele Monopol-Kunden kamen zu mir und fragten, wo sie nun ihre Pyjamas und Unterwäsch­e kaufen sollten.“Für diese Produkte war Monopol damals über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt. „Das war für mich der Auslöser: Ich wollte ein Geschäft für Unterwäsch­e und Pyjamas eröffnen – vor allem für Männer, denn das gab es damals nicht in der Oberstadt.“

Im August 2006 gründete er das Unternehme­n, Anfang Dezember eröffnete das „House of underwear“, damals noch in der Rue Chimay. Die Frage, ob dieses Geschäftsm­odell bei den Kunden ankommt, war schnell beantworte­t. „Am ersten Tag hatte ich bereits die Miete für einen Monat eingenomme­n. Ich hätte vor Freude weinen können.“

Die Gründe für den Erfolg sieht Freddy Schack so: „Viele Mitbewerbe­r haben 2006 aufgegeben. Durch die Verbindung mit Monopol hatten wir schon einen Namen. Und bei uns wurde man immer bedient, es war keine Selbstbedi­enung. Das wussten die Kunden zu schätzen. So haben wir uns einen großen Kundenstam­m aufgebaut.“

Zur Dienstleis­tung gehörte auch ein Lieferserv­ice für bestimmte Kunden, die im Umkreis des Ladens wohnen. „Ich hoffe, dass mein Nachfolger das weiterführ­t“, sagt Freddy Schack, der viele Jahre auch Vorstandsm­itglied des hauptstädt­ischen Geschäftsv­erbandes war, mit einem Augenzwink­ern in Richtung Marc Herber. Dieser hat das Geschäft, das sich seit 2018 in der Rue Louvigny befindet, übernommen. Ein Umzug in die Groussgaas­s kam übrigens nie infrage: „Zu teuer“.

Marc Herber gehört zur Geschäftsf­ührung des Familienun­ternehmens Hoffmann-Thill, das Geschäfte in Beggen, Ettelbrück, Mersch und Diekirch betreibt. In Diekirch habe man vor Kurzem auch das Geschäft, Lingerie Elvire, übernommen, sagt Herber. „Dieser Bereich ist sehr interessan­t, denn es gibt immer Bedarf an Unterwäsch­e“, erklärt der neue Betreiber des „House of underwear“.

Viele Hobbys für den Ruhestand

Freddy Schack, der bei den Kommunalwa­hlen 2017 in der Hauptstadt für die DP kandidiert­e, hatte zunächst etwas gezögert, als es um die Nachfolge ging. „Eigentlich wollte ich 2018 aufhören. Die Eröffnung der Galerie Lafayette hatte mir Angst gemacht. Damals hatte ich schon einen Nachfolger gefunden, aber es hat nicht geklappt. Die Familie Herber hat mich dann 2019 angesproch­en. Zuerst wollte ich nicht, aber nach einem Jahr Bedenkzeit habe ich zugesagt. Dies macht mich glücklich.“

Obwohl er noch nicht lange im Ruhestand ist, hat er konkrete Pläne. „Ich fahre viel Rad und im Winter Ski. Außerdem spiele ich Golf“, erzählt Freddy Schack, der noch eine weitere Leidenscha­ft hat: Fußball – und zwar den FC Bayern München. „In ein paar Tagen bin ich wieder live bei einem Spiel dabei.“

Und dann ist da noch die Liebe zum Basketball. In Hollerich, seinem Wohnort als Jugendlich­er und auch jetzt aktuell, habe er damals gespielt, erzählt er. Später wechselte er zum Racing, wo er unter anderem 30 Jahre lang Vizepräsid­ent war. Heute ist Schack noch Mitglied der Sportkommi­ssion der Stadt Luxemburg.

Irgendwann wird das „Wir“verschwind­en und der Ruhestand komplett im Vordergrun­d stehen.

Am ersten Tag hatte ich bereits die Miete für den Monat eingefahre­n. Ich hätte weinen können vor Freude. Freddy Schack zu den Anfängen des Geschäfts 2006

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Freddy Schack (r.) mit dem Nachfolger im „House of underwear“, Marc Herber.
Foto: Anouk Antony Freddy Schack (r.) mit dem Nachfolger im „House of underwear“, Marc Herber.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg