Starke Stimmen, Ensembles von Weltrang und Chorfeeling im Luxemburger Norden
Warum das A CAPE‘lla Festival noch einmal eine Schippe draufsattelt und das für Impulse in der Szene sorgen könnte
Es klingt erst nach einer Schreckensnachricht für das Festival „Stimmen“: „Es gab bei Voces8 aus gesundheitlichen Gründen eine Besetzungsänderung“, teilt die Pressesprecherin des Ettelbrücker Cape, Ines Neff am vergangenen Freitag mit. Ausgerechnet das Topensemble, das weltweit seine Fangemeinde hat und zum Aushängeschild des Festivals 2024 werden soll, schwächelt? Zum Glück aber hat das Achtergespann einen mehr als guten Ersatz bereitstellen können: „Bis April die Sopranistin Molly Noon durch ihre Vorgängerin Eleonore Cockerham ersetzt“, schreibt Neff. Und damit ist klar: Bei dem Konzert zum Festivalhöhepunkt am Samstag, dem 27. Januar, kann quasi nichts wirklich schief gehen. Und vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere an das Konzert im Marnacher Cube521, als das britische Ensemble das Publikum von den Sitzen riss.
Jetzt würden Fachleute protestieren: Voces8 als einziges Topensemble des Festivals zu bezeichnen, ist auch nicht ganz richtig. Die fünfte Auflage der Reihe, die alle zwei Jahre organisiert wird, hat es in sich. Und dessen ist sich das Organisationsteam rund um den Cape-Direktor Carl Adalsteinsson auch sehr bewusst – im Umfeld von Minimum 200 Kilometern gibt es kein solches, mit Starensembles besetztes Fachfestival. Dementsprechend fällt die Eigenbeschreibung aus: „Das A CAPE‘lla Festival feiert den A-cappella-Gesang in all seiner Vielfalt und Magie. Das Programm bietet eine breite Palette an Stilrichtungen, von traditionellen Gesängen bis hin zu modernen Interpretationen, über Folk und Jazz bis hin zu Pop, Rap und Beatboxing. [...] Ein besonderes Highlight der diesjährigen Ausgabe ist das Familienkonzert, das sich an Groß und Klein richtet, und die Gelegenheit bietet, gemeinsam als Familie den Zauber des A-cappella-Gesangs zu erleben.“
Doch schon die Eröffnung mit dem deutschen Frauenensemble Sjaella ist eine absolute Empfehlung. Der Qualitätsverweis ist leicht: Die Auszeichnungen, Alben und Videos der Damen sprechen quasi für sich. Aber damit nicht genug – auch die Titelwahl des Ensembles in ihrem Festivalbeitrag ist ungewöhnlich: „In seinem Programm Nordic Nights erzählt Sjaella von Naturerscheinungen und mythologischen Wesen. Zeitgenössische Kompositionen so
wie Arien des englischen Barockkomponisten Henry Purcell leiten den ersten Teil des Konzertes ein. Von den allegorischen Figuren aus dessen ,The Fairy Queen’ spannt Sjaella schließlich einen Bogen zu den geheimnisvollen Wesen der nordischen Mythologie. Geschichten über Natur und des Herzens vereinen sich in diesen Volksweisen aus Ländern wie Lettland, Irland, Deutschland, Finnland und Norwegen.“Ein Beispiel: Eriks Esenvalds’ Werk „Stars“
Natürlich kommen auch wieder Lokalmatadoren zum Einsatz: Die Duke’s Singers haben sich unter anderem für eines der Konzerte empfohlen und dürfen im Reigen der starken Ensembles ihr Programm als Matinee am Sonntagmorgen beitragen. Ebenso dabei: der Kammerchor Nordvox, der unter anderem als Teil der Ettelbrücker Chorschule unter Matthias Rajczyk seinen aktuellen Entwicklungsstand vor einem fachlich interessierten Publikum beweisen kann. Hier geht es um nicht weniger als die Zukunft des Genres und dem besonderen Gefühl, was ein Chor ausmachen kann.
„Ob alleine oder im Chor, der menschliche Gesang ist ein kraftvolles Ausdrucksmittel, das uns tief berühren kann“, schreibt das Cape zum Festival dann auch zurecht. Und besonders für die, die den Chorgesang auch selbst als ihr Hobby entdeckt haben, bietet das Workshop-Programm, das zusammen mit den teilnehmenden Ensembles und dem Institut Européen de Chant Choral umgesetzt wird, echte Leckerbissen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können in diesem Rahmenprogramm am Wochenende vom 27. und 28. Januar schon für 15 Euro mit den Größen des Genres Erfahrungen austauschen und Neuentdeckungen wagen.
Hier geht es darum, noch versierter in die Welt des Chorgesangs einzutauchen und zu verstehen, wie genau Klangbilder und Interpretationen zu herausragenden, hörbaren Kunstwerken werden. Das hängt dann nicht nur mit dem Fachwissen um Epochen, Stilen und Komponisten zusammen, sondern auch mit der gepflegten Sängergesundheit und das perfekte Körpergefühl für ein befreites Singen. Details dazu gibt es direkt beim Inecc, das sich um die Abwicklung für die Ateliers am 27. und 28. Januar kümmert.
Das Programm in aller Kürze
Das „A CAPE‘lla Festival – Stimmenfestival“läuft offiziell vom 25. bis zum 28. Januar. Jenseits der Konzerte wird das Programm durch Workshops ergänzt. Das Institut Européen de Chant Choral übernimmt dabei die Organisation. Mehr Infos dazu gibt es unter www.inecc.lu. Wichtig: In den Abo-Reihen des Festivals ist das Workshopprogramm nicht enthalten. Der komplette Festivalpass ist für 130 Euro zu haben. Ein echtes Schnäppchen für die Qualität der Ensembles. Hier die Konzerte in der Übersicht:
25. Januar:
20 Uhr: Alte Kirche, Diekirch: Sjaella (DE)
26. Januar:
18.30 Uhr: Cape, Ettelbrück: River (FR)
20 Uhr: Cape, Ettelbrück: Just Vox (BE), Quintense (DE)
27. Januar:
17 Uhr: Alte Kirche Diekirch: Orenda Quartet (BG)
19.15 Uhr: Cape, Ettelbrück: Nordvox (LU) 20 Uhr: Cape Ettelbrück: Voces8 (UK)
22 Uhr: Cape, Ettelbrück: The Single Singers – Jam Session
28. Januar:
11 Uhr: Cape, Ettelbrück: The Duke’s Singers (LU)
16 Uhr: Cape, Ettelbrück: Quintense (DE), Vocals For Kids
18 Uhr: Alte Kirche, Diekirch: Calmus Ensemble (DE)
Alle Details zu den Konzerten, Ticketbuchungsmöglichkeiten und mehr gibt es unter
www.cape.lu