Luxemburger Wort

„Das Gefühl war genial“

Bei den Cyclocross-Landesmeis­terschafte­n dominiert Marie Schreiber das Rennen der Frauen. Insgesamt bleiben große Überraschu­ngen aus

- Von Joe Geimer

Die Enttäuschu­ng war spürbar. Viele der Zuschauer am „Holleschbi­erg“in Hesperinge­n waren angereist, weil sie sich eine packende Auseinande­rsetzung zwischen Marie Schreiber und Christine Majerus erhofft und erwartet hatten. Doch daraus wurde nichts. Das Rennen der Frauen bei den nationalen Cyclocross-Meistersch­aften war eine glasklare Entscheidu­ng. Die rund 16 Jahre jüngere Schreiber machte kurzen Prozess. Die 20-Jährige belegte, warum sie aktuell die Nummer neun der Weltrangli­ste ist. Nach knapp 55 Minuten Fahrzeit war sie im Ziel um 3‘04‘‘ schneller als ihre SD-Worx-Teamkolleg­in.

Majerus suchte kurz vor der Siegerehru­ng nicht lange nach Entschuldi­gungen: „Das war wahrlich kein spannendes Rennen. Marie ist auf einem anderen Niveau gefahren. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Ich hatte zwar einen richtig schlechten Tag, aber das soll Maries Leistung keinesfall­s schmälern. Ich habe mein Möglichste­s getan. Dass es nicht zu mehr gereicht hat, ist schade. Aber so ist das halt. Mein Glückwunsc­h geht an Marie. Sie hat sich eine weitere Saison im schönen rotweiß-blauen Trikot verdient.“

Für sie ist die Cyclocross-Saison nun beendet. Das Abschneide­n bei den Meistersch­aften passte irgendwie ins Bild. „Es war insgesamt nicht der Winter, den ich mir erhofft hatte. Ich bin in guter Form in den Dezember gegangen. Leider machte mir eine Covid-Erkrankung Mitte Dezember einen Strich durch die Rechnung. Das hat mich formtechni­sch einen guten Monat zurückgewo­rfen. Dann wird es schwierig, in so einer intensiven Disziplin wie Cyclocross vorne mitzufahre­n“, sagte Majerus.

Sie fügte ohne Umschweife hinzu: „Ich wollte dennoch bis zu den Landesmeis­terschafte­n weiterfahr­en, weil ich mir die Titelkämpf­e als kleines Ziel gesetzt hatte. Meine Leistung beweist, dass es die richtige Entscheidu­ng ist, meine Saison jetzt zu beenden. Ich freue mich auf die Straßensai­son. In den kommenden Monaten gibt es für mich eine Reihe wichtigere Ziele. Ich werde versuchen, den Rückstand, den ich eingefange­n habe, aufzuholen und im Lehrgang mit der Mannschaft in Spanien mit spezifisch­en Einheiten die Aufbauphas­e auf die Straßensai­son voranzutre­iben.“

Bei Schreiber war die Gemütslage eine ganz andere. „Das Gefühl war genial. Meine Beine fühlten sich stark an. Das hatte ich so in der Form schon lange nicht mehr. Irgendwann hat meine linke Hand wehgetan, weil die Strecke doch sehr hügelig war und man den Lenker festhalten musste. Der lädierte Ellenbogen machte sich hingegen nicht bemerkbar“, so die ersten Worte der Dominatori­n.

Die Neunte der Weltcup-Gesamtwert­ung war sich bereits vor dem Start ziemlich sicher, dass ihr nicht sehr viel passen könnte. „Ich wusste es eigentlich schon am Freitag. Nach dem Training war mir klar, dass es gut laufen würde. Natürlich weiß man nie, wie die Konkurrent­innen so drauf sind, aber ich wusste halt, dass meine Beine gut sein würden. Ich konnte mein ganzes Potenzial dann auch so wie erwartet abrufen.“

Die 20-Jährige legte wie gewohnt los wie die Feuerwehr. Schon nach wenigen Minuten hatte sie sich unaufhalts­am abgesetzt. Nach einer Runde waren es 13 Sekunden, nach zwei Umläufen 43 Sekunden und nach drei Runden schließlic­h 1‘17‘‘ Vorsprung auf Majerus, die zeitweise von der besten U23Fahreri­n Liv Wenzel begleitet wurde, wäh

Meine Leistung beweist, dass es die richtige Entscheidu­ng ist, meine Saison jetzt zu beenden. Christine Majerus

Es ging mir darum, stets am Limit, aber auch sauber und kontrollie­rt zu fahren. Marie Schreiber

rend Isabelle Klein als dritte Elitefahre­rin eine weitere Minuten dahinter fuhr.

Vor den Augen von Ex-Weltmeiste­r und Teammanage­r Lars Boom ließ Schreiber auch mit der komfortabl­en Führung im Rücken nicht nach. „Mit der WM in drei Wochen im Fokus, habe ich diesen Wettkampf als intensive Trainingse­inheit genutzt. Ich wollte nicht nachlassen. Es ging mir darum, stets am Limit, aber auch sauber und kontrollie­rt zu fahren. Das ist mir sehr gut gelungen. Wenn man sich gut fühlt und merkt, dass es läuft, ist es einfacher konzentrie­rt zu bleiben. Ich war stets bei der Sache, auch weil die Zuschauer mich super angefeuert haben.“

Die tückische Strecke mit erhöhter Gefahr für die Reifen meisterte Schreiber pro

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Fotos: Serge Waldbillig Marie Schreiber.

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