Wenn zwei Aufholjagden erfolgreich enden
Mats Wenzel und Loïc Bettendorff dürfen jubeln. Die Brüder Mathieu und Raphaël Kockelmann führen lange Zeit, müssen sich allerdings beim Cyclocross-Championat jeweils mit Rang zwei begnügen
Das spannendste Rennen bei den nationalen Cyclocross-Titelkämpfen in Hesperingen lieferten sich zweifelsfrei die Espoirs. Mats Wenzel (Lidl) gelang es, seinen im Vorjahr errungen Landesmeistertitel erfolgreich zu verteidigen, indem er sich im Endspurt vor Mathieu Kockelmann (Lotto Kern-Haus) behauptete. Den dritten Rang auf dem Podium erkämpfte sich mit einem Rückstand von 2‘20‘‘ Mil Morang (Lotto KernHaus).
„Ich weiß, dass ich normalerweise keinen guten Start hinlege. Diesmal war er jedoch besonders miserabel, sodass ich von Beginn an einen gewissen Rückstand auf Mathieu aufzuweisen hatte. Zudem hatte ich Probleme mit meinem Sattel. Ein Fahrradwechsel warf mich noch weiter zurück. Meine schlechtere Sitzposition hat zusätzliche Kraft gekostet, da diese viel zu tief war“, berichtete Wenzel nach den Strapazen.
Folglich fuhr Mathieu Kockelmann bis zur Hälfte des Rennens einen Vorsprung von rund 20“heraus. Wenzel ließ sich jedoch von diesen kleinen Rückschlägen nicht unterkriegen und kämpfte, ohne dabei in Panik zu geraten. „Ich bin weiterhin meinen Rennrhythmus gefahren. Ich wusste, dass ich von der Form her mit Mathieu mithalten kann. So gelang es mir, meinen Rückstand Runde für Runde zu verringern und noch vor dem letzten Umlauf den Anschluss zu finden“, erklärte Wenzel.
Ab diesem Zeitpunkt war der mentale Vorteil bei Wenzel. In der Schlussrunde wechselte die Führung mehrmals, ehe der Titelverteidiger kurz vor der Zielankunft zum alles entscheidenden Überholmanöver ansetzte. „In den Runden zuvor hatte ich observiert, dass ich in dieser Passage schneller war als Mathieu, sodass ich ihn in der Schlussrunde kurz davor mit einem gezielten Antritt überholte und meinen Vorsprung bis ins Ziel retten konnte.“
Während sich Wenzel freute, hatte sein ärgster Widersacher mit den Tränen zu kämpfen. Er konnte seine Enttäuschung nicht verstecken. Nach der Siegerzeremonie blickte Mathieu Kockelmann etwas gelassener auf sein Rennen zurück. „Ich konnte mich gleich zu Beginn etwas absetzen und Mats hatte Schwierigkeiten mit seinem Material. Obwohl ich alles gegeben habe, schaffte ich es nicht, ihn auf Distanz zu halten. Er war einfach stärker als ich. Am Ende war es eine enge Kiste und in der Schlussrunde sind uns beiden kleinere Fehler unterlaufen. Jeder war müde und fuhr am Limit. Der mit den meisten Reserven hat sich schlussendlich durchgesetzt“, gab sich der Fahrer von Lotto Kern-Haus als fairer Verlierer.
Ich hätte nicht gedacht, dass er auf diesem Parcours so mithalten konnte. Loïc Bettendorff
Bei der Elite war es die erwartete Auseinandersetzung zwischen Loïc Bettendorff (Global 6), Ken Conter (Snooze) und Raphaël Kockelmann (Sebmotobikes). Letzterer startete furios und setzte sich rasch ab. „Ich war schon etwas überrascht, als ich mich nach einem Fahrfehler von Loïc plötzlich alleine in Front befand“, erläuterte Raphaël Kockelmann nach der Zielankunft. Doch je länger das Rennen dauerte, desto näher kam Bettendorff heran.
„Ich fuhr weiterhin mein Tempo, in der Hoffnung, dass Loïc bei seiner Aufholjagd viele Körner lassen würde. Als er den Anschluss wieder hergestellt hatte, attackierte ich sofort, um ihn in den roten Bereich zu bringen. Meiner Meinung nach hat dies auch geklappt. Als ich ihn kurz passieren ließ, um mich zu vergewissern, dass er am Limit fuhr, rutschte mir das Vorderrad weg und ich stürzte“, analysierte Raphaël Kockelmann. Nun war Bettendorff nicht mehr zu bremsen. Im Ziel hatte er einen Vorsprung von 26 Sekunden, während Conter sich Rang drei mit einem Rückstand von 1‘13‘‘ sicherte.
Nach der Ankunft zeigte sich der erstmalige Titelträger bei der Elite etwas überrascht über die Gegenwehr von Raphaël Kockelmann: „Ich hätte nicht gedacht, dass er auf diesem Parcours so mithalten konnte. Vor allem auf den technischeren Passagen hat er mich zu einigen kleineren Fehlern gezwungen. Zudem hatte ich in der Anfangsphase des Rennens Probleme mit meinem Material. Nach einem Fahrradwechsel fand ich endlich meinen Rhythmus und konnte zu Raphaël aufschließen. Als ich in der Schlussphase alleine in Führung lag, nahm ich etwas Tempo heraus, um Fehler zu vermeiden und den Sieg nach Hause zu fahren.“
Da sich sowohl Wenzel als auf auch Bettendorff in den kommenden Wochen mit ihren jeweiligen Teams auf die Straßensaison vorbereiten, wird man die beiden Landesmeistertrikots in diesem Winter nicht mehr bei einem Querfeldeinrennen sehen.