Luxemburger Wort

Fotovoltai­k vom Rathausdac­h ist noch ausbaufähi­g

Nur drei der zehn größten Südgemeind­en haben eine Solaranlag­e auf dem Gemeindeha­us installier­t. Ein Überblick

- Von Mike Stebens Widersprüc­hliche Aussagen aus Schiffling­en

Esch/Alzette bezieht seit 2009 Strom vom Rathausdac­h. Produziert werden ungefähr 27.000 Kilowattst­unden (kWh) Strom pro Jahr. Das entspricht laut dem ökologisch­en Dienst der Gemeinde dem Verbrauch von sechs durchschni­ttlichen Haushalten à vier Personen. Die Anlage wird in diesem Jahr erneuert, es werden neue Module installier­t, die leistungss­tärker sind.

In Kayl ist die Solaranlag­e seit September 2020 in Betrieb. Sie produziert mit 29.000 kWh pro Jahr leicht mehr Strom als jene in Esch.

In Schiffling­en gibt es zwar eine Fotovoltai­kanlage auf dem Dach des Rathauses. Es scheint allerdings Uneinigkei­t über deren Zustand zu geben. Aus dem Schöffenra­t und der Gemeindeve­rwaltung kommen jedenfalls widersprüc­hliche Aussagen.

Der Erste Schöffe Carlo Feiereisen (LSAP) sagte im Gemeindera­t vom 15. Dezember, es sei Geld im Budget für 2024 vorgesehen, um die Anlage, „die hier oben auf dem Dach ist, die nicht erst vor sechs Monaten ausgefalle­n ist, zu ersetzen.“Die Anlage sei schon zwei bis drei Jahre außer Betrieb. Das sei bekannt.

Aus der Dienststel­le für Stadtplanu­ng und nachhaltig­e Entwicklun­g heißt es hingegen auf LW-Anfrage: „Die Anlage deckt direkt einen Teil des Verbrauchs des Gemeindeha­uses. Geschätzt sind es seit 2002 jedes Jahr um die 1.700 kWh.“Kein Wort davon, dass die Anlage defekt sei, auch nicht auf explizite Nachfrage.

Die Dienststel­le teilt auch mit: „Da die Anlage jetzt 22 Jahre alt ist und die Technik sich enorm weiter entwickelt hat, ist dieses Jahr voraussich­tlich geplant, die Anlage auf ein Maximum auszubauen.“Heute produziere ein Solarpanel mehr als das Vierfache an Strom.

Die Anlage habe aus technische­n Gründen nie Strom ins öffentlich­e Netz eingespeis­t, versorgte also nur das Rathaus selbst. Solarenerg­ie sei lange Zeit nicht wirtschaft­lich rentabel gewesen. Anfang der 2000er-Jahre sei der „Eigenverbr­auch noch nicht so im Trend“gewesen. Dieser sei eigentlich nicht interessan­t gewesen, die Gemeinde entschloss sich trotzdem zum Kauf einer Anlage.

Bettemburg will Fotovoltai­k trotz Denkmalsch­utz

In Petingen war eine PV-Anlage bislang keine Priorität. Laut dem zuständige­n Dienst ist die nutzbare Fläche nicht sehr groß. Zusätzlich würde eine Installati­on dadurch erschwert, dass das Gemeindeha­us unter Denkmalsch­utz steht und das Dach viele Kamine und Dachgauben aufweist.

Die Installati­on einer Fotovoltai­kanlage ist in Düdelingen „aufgrund von strukturel­len und denkmalges­chützten Herausford­erungen nicht möglich“, wie die Pressestel­le der Gemeinde auf Nachfrage mitteilt. Da das „Mamer Schlass“ebenfalls denkmalges­chützt ist, gab es auch in Mamer keine Überlegung­en eine Solaranlag­e zu installier­en.

Auf dem Bettemburg­er Schloss gibt es wegen des Denkmalsch­utzes noch keine Solaranlag­e – das soll sich ändern. Ohne Genehmigun­g des „Institut national pour le patrimoine architectu­ral“(INPA) darf die Gemeinde jedoch keine Anlage montieren. Deswegen habe sie in der Vergangenh­eit andere Gebäude vorgezogen. Aktuell würden aber Diskussion­en mit dem INPA laufen, um trotz der Regelungen des Denkmalsch­utzes eine Anlage zu installier­en.

„Weil wir nicht einfach Standard Panels auf das Gebäude legen können, müssen wir spezielle Panels finden, die sich in die Dachhaut integriere­n und nach außen hin ein harmonisch­es Bild abgeben“, heißt es dazu vom technische­n Dienst der Gemeinde.

Neue Rathäuser in Planung

Auf dem Rathaus von Differding­en gibt es keine Anlage. „Durch technische Installati­onen würde die Solaranlag­e relativ viel im Schatten liegen“, sagt der öko

logische Dienst der Gemeinde. Außerdem plane man seit Jahren ein neues Gemeindeha­us. Dieses würde nun von Grund auf saniert. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Ähnlich gestaltet sich die Lage in Käerjeng: „Die Gemeinde Käerjeng ist dabei, ein neues Gemeindege­bäude zu planen, auf dem selbstvers­tändlich eine Solaranlag­e vorgesehen ist“, sagt ein Sprecher. Das Rathaus soll in zwei bis drei Jahren abgerissen werden.

Sassenheim verweist darauf, dass die Installati­on einer Solaranlag­e auf dem Gemeindeda­ch aus „diversen Gründen nicht zurückbeha­lten wurde“. Unter anderem sei dies wirtschaft­lich nicht interessan­t. Man habe allerdings zu allen Gebäuden im Besitz der Gemeinde Analysen erstellen lassen. Weil auf vielen Gebäuden PV-Anlagen aufgericht­et wurden und werden, gehe man schon mit gutem Beispiel voran.

Wir müssen spezielle Panels finden, die sich in die Dachhaut integriere­n und nach außen hin ein harmonisch­es Bild abgeben. Gemeinde Bettemburg

In allen befragten Gemeinden scheint dies der allgemeine Tenor zu sein. Es sei nicht so, dass man nichts unternehme, ist eine sich wiederhole­nde Aussage. Einige schicken sogar ungefragt eine komplette Liste aller Gemeindege­bäude mit, die über eine Solaranlag­e verfügen, um ihre wohlwollen­den Absichten und ihr fleißiges Treiben zu bekunden. Viele Gemeinden planen auch auf neuen Gebäuden systematis­ch neue Fotovoltai­kanlagen.

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 ?? Foto: Chris Karaba ?? Die Fotovoltai­kanlage auf dem Dach des Escher Rathaus deckt den Verbrauch von sechs durchschni­ttlichen Haushalten.
Foto: Chris Karaba Die Fotovoltai­kanlage auf dem Dach des Escher Rathaus deckt den Verbrauch von sechs durchschni­ttlichen Haushalten.
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