Diese Firmensitze werden das Stadtbild in Kirchberg prägen
In den nächsten Jahren bauen einige Institutionen und Unternehmen neue Hauptquartiere in dem Geschäftsviertel
Kirchberg ist unbestritten das kommerzielle Herz Luxemburgs. Nach wie vor ist das Viertel der Sitz der EU-Institutionen im Land und die Heimat zahlreicher großer Banken, Unternehmensberatungen und Anwaltskanzleien. Aber trotz zahlreicher architektonischer Highlights wirkt das autogerechte Viertel gerade am Wochenende mitunter unbelebt, menschenfeindlich und charmelos. Das liegt im Wesentlichen daran, dass auf dem Plateau vor allem gearbeitet und kaum gewohnt wird.
Derzeit kommen auf über 43.000 Arbeitnehmer lediglich knapp 6.000 Anwohner. Bis zum Jahr 2042 sollen nach dem Willen des Fonds Kirchberg auf dann fast 70.000 Beschäftigte etwa 34.000 Einwohner kommen. Dafür entstehen einige neue Wohnviertel wie am Réimerwee oder sind in der Planung wie auf dem Kuebebierg oder auf dem Gelände der Luxexpo. Mehr grün, mehr Schulen und weniger Autos sollen dem Viertel ein freundlicheres Gesicht verleihen.
Aber der Kirchberg soll nicht nur Anwohner anziehen, sondern auch seine Attraktivität für die Geschäftswelt behalten. Dass zumindest letzteres gelingt, wurde gerade im abgelaufenen Jahr besonders deutlich, als gleich eine ganze Reihe von Firmen den Grundstein für ihr neues Hauptquartier in dem Viertel legten. Dabei ist ein neuer Firmensitz in der Regel nicht nur ein Gebäude, sondern vielmehr ein Statement. Im Falle von ArcelorMittal wurde der repräsentative und architektonisch anspruchsvolle Neubau unweit der Philharmonie als ein „Bekenntnis zum Standort Luxemburg“gewertet. Das Gleiche gilt für den entstehenden Sitz der Europäischen Investitionsbank.
Weitere Großprojekte in der Planung
Grün und nachhaltig wollen eigentlich alle sein, wie sich an den Konzeptbeschreibungen ablesen lässt. BNP Paribas will am künftigen Unternehmenssitz Regenwasser sammeln und wiederverwenden. Außerdem sollen pro Mitarbeiter 70 Prozent weniger CO2 verursacht werden als am jetzigen Standort. Das neue Hauptquartier von KPMG Luxembourg soll eins der größten Holzgebäude im Land werden. Der Sitz von ArcelorMittal wird so konstruiert, dass die Struktur rückgebaut und der verbaute Stahl komplett ohne eingeschmolzen zu werden wiederverwendet werden kann.
Dabei sind die hier aufgeführten Vorhaben nur der Anfang. Der Neubau des Kongress- und Ausstellungsparks am derzeitigen Standort der Luxexpo ist beschlossene Sache, aber Details über den Zeitplan, die Budgetplanung sowie über die Ausschreibung liegen noch nicht vor.
Ein weiteres Großprojekt im Viertel wird der geplante Neubau des Kirchbergcampus der Universität Luxemburg. Auch hier befinden sich die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium.
(2) Im Bâtiment Jean Monnet 2 wird die EU-Kommission einziehen
Bereits im September 2007 entschied die Kommission, dass es notwendig sei, den Großteil ihrer Dienste in LuxemburgKirchberg in einem einzigen Gebäudekomplex zusammenzufassen. Der Hauptzweck des Jean-Monnet-2-Projekts besteht nach Angaben der „Administration des bâtiments publics“darin, rund 3.600 Mitarbeiter der Kommission unterzubringen sowie Funktionalitäten bereitzustellen, die auch für andere auf dem Kirchberg-Plateau ansässige Institutionen zugänglich sind, wie zum Beispiel ein Konferenzzentrum oder Catering-Bereiche. Das Hauptgebäude, das sich über 180 m entlang des Boulevards Konrad Adenauer erstreckt, wird acht oberirdische Ebenen umfassen. Das 93 m hohe Turmgebäude verfügt über 24 oberirdische Stockwerke. Die Erdarbeiten für das Vorhaben starteten bereits 2018, Ende 2026 soll der Bau abgeschlossen sein. Als Kosten für das Projekt sind rund 526 Millionen Euro angesetzt. (3) Der Europäische Stabilitätsmechanismus will 2028 einziehen
Mit dem „Europäischen Stabilitätsmechanismus“(ESM) bekommt eine weitere europäische Institution ein neues Hauptquartier. Der Rettungsschirm soll bis 2028 neue Büros mit einer Größe von über 19.000 Quadratmeter beziehen. Im gleichen Komplex will auch der Luxemburger Staat verschiedene Verwaltungen und Ministerien unterbringen. Dafür sind weitere 33.000 Quadratmeter vorgesehen. Die Gebäude sollen an die Stelle des alten Jean-MonnetGebäudes kommen, das vor acht Jahren abgerissen wurde. Vorgesehen ist der Baustart für das laufende Jahr. Zu den Baukosten machte die „Administration des bâtiments publics“auf Nachfrage keine Angabe. (6) BGL BNP Paribas – Tief verwurzelt
„SeKoia“wird der neue Luxemburger Hauptsitz der Bank heißen. Das vom Mammutbaum („Sequoia“) abgeleitete Wort stehe symbolisch für die „tiefe Verwurzelung der Bank im sozioökonomischen Gefüge des Landes“, ließ die Unternehmenskommunikation anlässlich der Grundsteinlegung wissen. Die Vorarbeiten wurden bereits 2022 aufgenommen, im zweiten Halbjahr 2025 soll das Gebäude dann bezugsbereit sein. Auf 18.500 Quadratmetern sollen 1.110 der etwa 2.100 Mitarbeiter der Bank im Land Platz finden. Zu den erwarteten Kosten für den Neubau wollte das Unternehmen nichts sagen.
(5) Unternehmensberatung KPMG startet noch den Architekturwettbewerb
Der neue Hauptsitz von KPMG soll „ein ikonisches und wiedererkennbares Wahrzeichen der Luxemburger Skyline“werden, schreibt die Unternehmensberatung. Dabei hatte das Unternehmen sein derzeitiges Hauptquartier im Land erst Anfang 2015 bezogen. Die über 17.000 Quadratmeter am Boulevard John F. Kennedy wurde der schnell wachsenden Wirtschaftsprüfung offenbar zu klein, denn im vergangenen Jahr gab das Unternehmen bekannt, dass es das KronosGebäude auf dem Kirchberg gekauft hat, um dort bis 2029 seinen neuen Hauptsitz mit einer Fläche von 31.000 Quadratmetern zu errichten.
Die Bauarbeiten können erst wirklich beginnen, wenn der bisherige Eigentümer, die BGL BNP Paribas, 2025 seinerseits seinen neuen Hauptsitz bezogen hat. Was mit dem aktuellen Unternehmenssitz passiert, ist derzeit noch nicht klar. Man werde abhängig von den „Erwartungen und Anforderungen unserer Mitarbeiter überlegen, wie der 39 JFK letztendlich in das größere Projekt passen könnte“, so das Unternehmen auf Anfrage. Der Architekturwettbewerb werde in Kürze starten, zu den erwarteten Kosten könne man derzeit noch nichts sagen.