Luxemburger Wort

Diese Firmensitz­e werden das Stadtbild in Kirchberg prägen

In den nächsten Jahren bauen einige Institutio­nen und Unternehme­n neue Hauptquart­iere in dem Geschäftsv­iertel

- Von Thomas Klein Foto: Administra­tion des bâtiments publics

Kirchberg ist unbestritt­en das kommerziel­le Herz Luxemburgs. Nach wie vor ist das Viertel der Sitz der EU-Institutio­nen im Land und die Heimat zahlreiche­r großer Banken, Unternehme­nsberatung­en und Anwaltskan­zleien. Aber trotz zahlreiche­r architekto­nischer Highlights wirkt das autogerech­te Viertel gerade am Wochenende mitunter unbelebt, menschenfe­indlich und charmelos. Das liegt im Wesentlich­en daran, dass auf dem Plateau vor allem gearbeitet und kaum gewohnt wird.

Derzeit kommen auf über 43.000 Arbeitnehm­er lediglich knapp 6.000 Anwohner. Bis zum Jahr 2042 sollen nach dem Willen des Fonds Kirchberg auf dann fast 70.000 Beschäftig­te etwa 34.000 Einwohner kommen. Dafür entstehen einige neue Wohnvierte­l wie am Réimerwee oder sind in der Planung wie auf dem Kuebebierg oder auf dem Gelände der Luxexpo. Mehr grün, mehr Schulen und weniger Autos sollen dem Viertel ein freundlich­eres Gesicht verleihen.

Aber der Kirchberg soll nicht nur Anwohner anziehen, sondern auch seine Attraktivi­tät für die Geschäftsw­elt behalten. Dass zumindest letzteres gelingt, wurde gerade im abgelaufen­en Jahr besonders deutlich, als gleich eine ganze Reihe von Firmen den Grundstein für ihr neues Hauptquart­ier in dem Viertel legten. Dabei ist ein neuer Firmensitz in der Regel nicht nur ein Gebäude, sondern vielmehr ein Statement. Im Falle von ArcelorMit­tal wurde der repräsenta­tive und architekto­nisch anspruchsv­olle Neubau unweit der Philharmon­ie als ein „Bekenntnis zum Standort Luxemburg“gewertet. Das Gleiche gilt für den entstehend­en Sitz der Europäisch­en Investitio­nsbank.

Weitere Großprojek­te in der Planung

Grün und nachhaltig wollen eigentlich alle sein, wie sich an den Konzeptbes­chreibunge­n ablesen lässt. BNP Paribas will am künftigen Unternehme­nssitz Regenwasse­r sammeln und wiederverw­enden. Außerdem sollen pro Mitarbeite­r 70 Prozent weniger CO2 verursacht werden als am jetzigen Standort. Das neue Hauptquart­ier von KPMG Luxembourg soll eins der größten Holzgebäud­e im Land werden. Der Sitz von ArcelorMit­tal wird so konstruier­t, dass die Struktur rückgebaut und der verbaute Stahl komplett ohne eingeschmo­lzen zu werden wiederverw­endet werden kann.

Dabei sind die hier aufgeführt­en Vorhaben nur der Anfang. Der Neubau des Kongress- und Ausstellun­gsparks am derzeitige­n Standort der Luxexpo ist beschlosse­ne Sache, aber Details über den Zeitplan, die Budgetplan­ung sowie über die Ausschreib­ung liegen noch nicht vor.

Ein weiteres Großprojek­t im Viertel wird der geplante Neubau des Kirchbergc­ampus der Universitä­t Luxemburg. Auch hier befinden sich die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium.

(2) Im Bâtiment Jean Monnet 2 wird die EU-Kommission einziehen

Bereits im September 2007 entschied die Kommission, dass es notwendig sei, den Großteil ihrer Dienste in LuxemburgK­irchberg in einem einzigen Gebäudekom­plex zusammenzu­fassen. Der Hauptzweck des Jean-Monnet-2-Projekts besteht nach Angaben der „Administra­tion des bâtiments publics“darin, rund 3.600 Mitarbeite­r der Kommission unterzubri­ngen sowie Funktional­itäten bereitzust­ellen, die auch für andere auf dem Kirchberg-Plateau ansässige Institutio­nen zugänglich sind, wie zum Beispiel ein Konferenzz­entrum oder Catering-Bereiche. Das Hauptgebäu­de, das sich über 180 m entlang des Boulevards Konrad Adenauer erstreckt, wird acht oberirdisc­he Ebenen umfassen. Das 93 m hohe Turmgebäud­e verfügt über 24 oberirdisc­he Stockwerke. Die Erdarbeite­n für das Vorhaben starteten bereits 2018, Ende 2026 soll der Bau abgeschlos­sen sein. Als Kosten für das Projekt sind rund 526 Millionen Euro angesetzt. (3) Der Europäisch­e Stabilität­smechanism­us will 2028 einziehen

Mit dem „Europäisch­en Stabilität­smechanism­us“(ESM) bekommt eine weitere europäisch­e Institutio­n ein neues Hauptquart­ier. Der Rettungssc­hirm soll bis 2028 neue Büros mit einer Größe von über 19.000 Quadratmet­er beziehen. Im gleichen Komplex will auch der Luxemburge­r Staat verschiede­ne Verwaltung­en und Ministerie­n unterbring­en. Dafür sind weitere 33.000 Quadratmet­er vorgesehen. Die Gebäude sollen an die Stelle des alten Jean-MonnetGebä­udes kommen, das vor acht Jahren abgerissen wurde. Vorgesehen ist der Baustart für das laufende Jahr. Zu den Baukosten machte die „Administra­tion des bâtiments publics“auf Nachfrage keine Angabe. (6) BGL BNP Paribas – Tief verwurzelt

„SeKoia“wird der neue Luxemburge­r Hauptsitz der Bank heißen. Das vom Mammutbaum („Sequoia“) abgeleitet­e Wort stehe symbolisch für die „tiefe Verwurzelu­ng der Bank im sozioökono­mischen Gefüge des Landes“, ließ die Unternehme­nskommunik­ation anlässlich der Grundstein­legung wissen. Die Vorarbeite­n wurden bereits 2022 aufgenomme­n, im zweiten Halbjahr 2025 soll das Gebäude dann bezugsbere­it sein. Auf 18.500 Quadratmet­ern sollen 1.110 der etwa 2.100 Mitarbeite­r der Bank im Land Platz finden. Zu den erwarteten Kosten für den Neubau wollte das Unternehme­n nichts sagen.

(5) Unternehme­nsberatung KPMG startet noch den Architektu­rwettbewer­b

Der neue Hauptsitz von KPMG soll „ein ikonisches und wiedererke­nnbares Wahrzeiche­n der Luxemburge­r Skyline“werden, schreibt die Unternehme­nsberatung. Dabei hatte das Unternehme­n sein derzeitige­s Hauptquart­ier im Land erst Anfang 2015 bezogen. Die über 17.000 Quadratmet­er am Boulevard John F. Kennedy wurde der schnell wachsenden Wirtschaft­sprüfung offenbar zu klein, denn im vergangene­n Jahr gab das Unternehme­n bekannt, dass es das KronosGebä­ude auf dem Kirchberg gekauft hat, um dort bis 2029 seinen neuen Hauptsitz mit einer Fläche von 31.000 Quadratmet­ern zu errichten.

Die Bauarbeite­n können erst wirklich beginnen, wenn der bisherige Eigentümer, die BGL BNP Paribas, 2025 seinerseit­s seinen neuen Hauptsitz bezogen hat. Was mit dem aktuellen Unternehme­nssitz passiert, ist derzeit noch nicht klar. Man werde abhängig von den „Erwartunge­n und Anforderun­gen unserer Mitarbeite­r überlegen, wie der 39 JFK letztendli­ch in das größere Projekt passen könnte“, so das Unternehme­n auf Anfrage. Der Architektu­rwettbewer­b werde in Kürze starten, zu den erwarteten Kosten könne man derzeit noch nichts sagen.

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 ?? ?? Bâtiment Jean Monnet 2.
Der ESM teilt sich das Gebäude mit dem Staat. Foto: Administra­tion des bâtiments publics über 1.000 Mitarbeite­r sollen hier Platz finden.
Bâtiment Jean Monnet 2. Der ESM teilt sich das Gebäude mit dem Staat. Foto: Administra­tion des bâtiments publics über 1.000 Mitarbeite­r sollen hier Platz finden.

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