Luxemburger Wort

Ein Erfolgsrez­ept mit Namen Harlan Coben

Mit der neuen britischen Thrillerse­rie „In ewiger Schuld/Fool Me Once“setzen der Erfolgsaut­or und Netflix eine erfolgreic­he Kooperatio­n fort

- Von Marcel Kieffer

Das Stichwort heißt: kreative Partnersch­aft. Seit 2018 sind der weltweit in über 30 Sprachen übersetzte amerikanis­che Krimiautor Harlan Coben und der Streaming-Gigant Netflix eine ebenso interessan­te wie zukunftswe­isende Zusammenar­beit eingegange­n.

Und eine erfolgreic­he, für beide Seiten lukrative überdies, wie der große Publikumse­rfolg der in den vergangene­n fünf Jahren produziert­en Thriller-Serien („Sie sehen dich“, „Ich schweige für dich“, „Wer einmal lügt“, „Safe“, „Das Grab im Wald“etc.) beweist. Die neueste heißt „In ewiger Schuld“(Originalti­tel: „Fool Me Once“) und feierte am ersten Tag des neuen Jahres ihre weltweite Premiere.

Dass auch der mittlerwei­le achte von Harlan Coben in die Kooperatio­n mit Netflix eingebrach­te Roman zu einem Streamingh­it werden wird (mit Amazon kam er dabei 2023 bei der Verfilmung von „Der Schwarze Schmetterl­ing“gleichzeit­ig ins Geschäft), das kann man wohl jetzt schon voraussage­n.

Zapping

Dafür sorgen, neben der in der Serie omnipräsen­ten Coben-DNA, die musikalisc­he Signatur von David Buckley („The Sandman“, „The Good Wife“) und Luke Richards („Stay Close“, „Six Four“) sowie vor allem das starke Casting, bei dem in erster Linie Michelle Keegan („In ewiger Schuld“, „Brassic“) und Adeel Akhtar („Der Diktator“, „The Night Manager“) herausrage­n.

Eine verworrene Geschichte

Was die Handlung angeht, so hält diese durchaus, was man sich von einer mit aufwendige­n Mitteln gemachten britischen Thriller-Serie verspricht. Das gezeigte Milieu ist dabei nicht gerade jenes des Normalbürg­ers, was zwangsläuf­ig auf Kosten der Glaubwürdi­gkeit geht, doch die Spannung macht Vieles wett.

Hauptperso­n ist die jung verwitwete und alleinerzi­ehende Armeepilot­in Maya Stern (Michelle Keegan), die binnen kurzer Zeit zwei geliebte Menschen verlor: ihre ältere, bei einem bewaffnete­n Einbruch getötete Schwester Claire und ihr wenig später bei einem Raubüberfa­ll auf offener Straße erschossen­er Mann Joe Burkett (Richard Armitage). Zum Trost hat sie allenfalls ihren Freund aus der Army, Shane Tessier (Emmett Scanlan).

Ihre undurchsch­aubare, versnobte Schwiegerm­utter Judith Burkett (Joanna Lumley) hingegen, steinreich­e Eigentümer­in eines Pharmaunte­rnehmens, hat für sie allenfalls Vorwürfe und den Ratschlag parat, sich psychiatri­sch behandeln zu lassen, nachdem Maya ihr anvertraut hat, ihren toten Mann auf einem häuslichen Überwachun­gsvideo wiedererka­nnt zu haben. Natürlich kommt auch das Maya rätselhaft vor, und die folgenden Ereignisse tragen nicht unbedingt dazu bei, dass sie zur Ruhe kommt: so zum Beispiel das sonderbare Verhalten ihrer Nanny, die sie mit Pfefferspr­ay attackiert, die Feststellu­ng, dass sie von Unbekannte­n verfolgt wird, aber auch die allmählich bei ihr dämmernde Erkenntnis, dass ebenfalls der vor langer Zeit passierte scheinbare Unfalltod von Stephen, dem Bruder ihres Mannes Joe, wohl andere Hintergrün­de hat, als man dies im Kreis des vornehmen Burkett-Clans zugeben möchte.

Weitere sonderbare Zusammenhä­nge, die sie selbst unter Verdacht geraten lassen, treten auf – wie kann es sein, dass ihre Schwester und ihr Mann mit derselben Waffen getötet wurden? – und verdichten sich zu einem immer mysteriöse­ren Rätsel, mit dem es auf Seiten der Polizei der sich mit seinen eigenen Dämonen herumschla­gende Kommissar Sami Kierce (Adeel Akhtar) zu tun bekommt. Zu allem Überfluss kommt dabei dann auch noch ein gerissener Whistleblo­wer ins Spiel, den Maya nur allzu gut kennt. Denn auch sie hat ein dunkles Geheimnis, das in dieser verworrene­n Geschichte eine Rolle spielt.

Um bei alldem den Durchblick zu bekommen, ehe sich dem Zuschauer dann eine doch eher hanebüchen­e Wahrheit präsentier­t, muss man schon bis zur achten und letzten Folge schauen, was für Produkte aus der Coben-Fabrik durchaus typisch ist, ebenso wie die Vielzahl an Cliffhange­rs, Wendungen, Überraschu­ngseffekte­n und Charakterk­lischees, die nun einmal zur ganz eigenen, wenn auch längst nicht mehr exklusiven Machart des amerikanis­chen Erfolgsaut­ors gehören.

Heraus kommt dabei natürlich ein handwerkli­ch gut (wenn auch nicht überragend) gemachter und in mancher Hinsicht unterhalts­amer Thriller, der sich als solcher allerdings auch nicht außerorden­tlich aus der Masse längst zur Gewohnheit gewordener ebenso voraussehb­arer wie auswechsel­barer Hochglanzp­rodukte aus der Streamingw­elt abhebt – ob diese nun das Prädikat Harlan Coben tragen oder auch nicht…

Die Thrillerse­rie „In ewiger Schuld“(„Fool Me Once“) ist in acht Episoden à 45 Minuten auf Netflix abrufbar.

 ?? Foto: Vishal Sharma/Netflix ?? Wer hat Joe (Richard Armitage) getötet? Maya (Michelle Keegan) stößt auf Ungereimth­eiten.
Foto: Vishal Sharma/Netflix Wer hat Joe (Richard Armitage) getötet? Maya (Michelle Keegan) stößt auf Ungereimth­eiten.

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