Luxemburger Wort

„Sind weder Freunde von Israel, noch von Palästina“

Die Chamber durfte sich zuerst seit den Terroratta­cken der Hamas gegen Israel zum Nahostkonf­likt positionie­ren. Die Regierung strebt weiterhin eine neutrale Haltung an

- Von Florian Javel

Der Nahostkonf­likt lässt sich nicht innerhalb einer Stunde lösen. Für das Parlament war die von Déi Lénk angefragte Aktualität­sstunde zum Krieg in Gaza dennoch von Bedeutung. Zum ersten Mal seit dem Terroransc­hlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober vorigen Jahres konnten die Parteien Farbe bekennen, was laut den Rednern bitter notwendig war.

Die Ansagen der Regierung seien bisher nämlich „wenig extravagan­t“gewesen, kritisiert­e Déi Lénk-Abgeordnet­er David Wagner Außenminis­ter Xavier Bettel. Dieser war vor einigen Tagen sowohl in Israel als auch in Palästina auf Besuch, um sich ein Bild der aktuellen Lage des Konfliktes zu machen. Humanitäre­r Waffenstil­lstand, Stopp der Siedlungsp­olitik Israels, Verurteilu­ng der Angriffe durch die Hamas – diese Aussagen Bettels während seines Aufenthalt­es seien nur im Einklang mit internatio­nalem Recht. Mehr nicht, so Wagner.

Luxemburg müsse ebenso die unverhältn­ismäßigen Militäratt­acken Israels gegenüber Palästina verurteile­n, die Entlassung aller Geiseln einfordern und beide Akteure dazu aufrufen, konkrete Friedenspl­äne auszuloten. Darin waren sich die Parteien einig. Ebenso darin, die Siedlungsp­olitik Israels kritisch zu beäugen.

Luxemburg wird sich nicht der Südafrika-Klage gegen Israel anschließe­n

Die Zweistaate­nlösung, die von allen Parteien heraufbesc­hworen und von Bettel als einzig glaubhafte Lösung bestätigt wurde, sei aktuell dennoch unrealisti­sch. „Das Vertrauen ist nicht mehr da“, schilderte Bettel der Chamber die Eindrücke seiner Gespräche mit israelisch­en und palästinen­sischen Verantwort­lichen. Insgesamt war die Interventi­on Bettels in der Debatte emotional. Der ehemalige Premier schien sichtlich berührt von den Eindrücken, die er auf seiner Reise im Nahen Osten gesammelt hat. Er wiederholt­e seine Forderung nach einem Waffenstil­lstand. „Es ist mir so lang wie breit, wie Sie das nennen wollen, aber wir brauchen einen Waffenstil­lstand.“Partei wolle Bettel jedoch nicht ergreifen. „Wir sind weder Freunde von Israel noch von Palästina. Wir sind Freunde des Friedens.“

Als „inakzeptab­el“verschrie Bettel in dem Kontext eine Motion von Déi Lénk, Luxemburg müsse sich der Völkermord­Klage Südafrikas gegen Israel am Internatio­nalen Gerichtsho­f (IGH) anschließe­n. Luxemburg solle laut Bettel neutral bleiben und das Urteil abwarten. Unterstütz­er der Motion, wie Déi Gréng-Sprecherin Sam Tanson, machten Bettel jedoch darauf aufmerksam, dass es bei der Motion darum ginge, sich an das Urteil des IGH zu halten, sobald es bekannt gemacht werde. Zudem könne Luxemburg selbst den Vorwürfen nachgehen, statt auf das Urteil zu warten. Déi Lénk, LSAP und Déi Gréng unterstütz­ten die Motion, die Regierungs­mehrheit aus CSV und DP stimmte mit den Piraten und der ADR dagegen.

Es ist mir so lang wie breit, wie Sie das nennen wollen, aber wir brauchen einen Waffenstil­lstand. Xavier Bettel (DP), Außenminis­ter

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