Luxemburger Wort

Keine weitere finanziell­e Unterstütz­ung für Eltern

Eine Petition forderte eine Ausgleichs­zahlung für Eltern, die sich gegen die Fremdbetre­uung entscheide­n. Die Regierung hat andere Pläne

- Von Simone Molitor

Eine Ausgleichs­zahlung für Eltern, die ihre Kinder nicht fremdbetre­uen lassen wollen: Diese Forderung wurde so oder ähnlich bereits mehrfach in Petitionen erhoben. Am Dienstag war das Thema erneut Gegenstand einer öffentlich­en Anhörung in der Chamber. Die Petition hatte im April 2023 das erforderli­che Quorum von 4.500 Unterschri­ften erreicht. Aus der letzten Legislatur­periode müssen bekanntlic­h noch zehn Debatten nachgeholt werden.

Das Problem: Inzwischen ist eine neue Regierung mit einem neuen Koalitions­vertrag im Amt. Eine Entschädig­ung für Eltern, die zu Hause bei ihren Kindern bleiben wollen, ist darin nicht vorgesehen. So hatte Manuela Barilozzi mit ihrem Anliegen einen schweren Stand. Trotzdem hat sie die Aufmerksam­keit der Abgeordnet­en auf sich gezogen: Sie forderte nicht nur, dass ein Elternteil mit finanziell­er Unterstütz­ung des Staates „einige Stunden pro Woche zu Hause bleiben kann“, um sich um den Nachwuchs zu kümmern, sondern sprach auch die Überlastun­g der Maisons relais an.

Überlastet­e Strukturen und Personalma­ngel

„Eltern, die in Vollzeit arbeiten müssen, wissen nicht mehr weiter. Die Maisons relais sind überfüllt, es fehlt an ausgebilde­ten Erziehern. Die Kinder leiden darunter. Die Arbeitszei­ten stimmen nicht mit den Öffnungsze­iten überein. Kinder mit besonderen Bedürfniss­en werden abgewiesen“, beklagte sie und forderte eine Lösung, die es den Eltern ermöglicht, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen „und trotzdem über die Runden zu kommen“.

Barbara Agostino (DP) wies auf die strengen Auflagen in den Betreuungs­einrichtun­gen hin, sowohl im konvention­ierten als auch im privaten Bereich, was für die Qualität spreche. „Wie soll der Staat kontrollie­ren, dass die Eltern, die eine solche Entschädig­ung beanspruch­en, sich zu Hause auch richtig um ihre Kinder kümmern?“, fragte sie. Auch die Aussage, dass Kinder mit besonderen Bedürfniss­en keinen Platz bekommen würden, ließ sie nicht gelten. Die ehemalige Familienmi­nisterin und jetzige Abgeordnet­e Corinne Cahen (DP) räumte ein, dass es in den Strukturen einzelner Gemeinden an Platz mangeln könne, „aber nicht auf nationaler Ebene“.

Vergangene Reformen und künftige Pläne

In der weiteren Diskussion wurde auf die vergangene­n Reformen und die Vorschläge im Koalitions­vertrag eingegange­n. Dazu gehören die Verlängeru­ng der Elternzeit auf neun Monate ohne zusätzlich­e finanziell­e Entlastung, das Recht auf vier Stunden unbezahlte Elternzeit pro Woche sowie das Recht auf Teilzeitar­beit. „Das sind konkrete Pisten, um auf die Herausford­erungen zu reagieren und das Familienle­ben zu stärken“, unterstric­h Familienmi­nister Max Hahn (DP). „Jede Gemeinde arbeitet daran, mehr Plätze in Betreuungs­strukturen zu schaffen, auch für Kinder mit spezifisch­en Bedürfniss­en“, hielt Arbeitsmin­ister Georges Mischo (CSV) fest.

Der Forderung nach einer Ausgleichs­zahlung kommt die Regierung nicht nach, wie die Präsidenti­n der Petitionsk­ommission, Francine Closener (LSAP), nach der Anhörung auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“bestätigte. „Wir werden das Thema noch einmal im Bildungsau­sschuss aufgreifen. Vor der Debatte wussten wir nicht, dass es so viel um die Betreuungs­strukturen selbst gehen würde. Warteliste­n, Personalsc­hlüssel, Zugang für Kinder mit besonderen Bedürfniss­en – das sind Fragen, die wir mit dem Bildungsmi­nister besprechen wollen“, stellte sie in Aussicht.

Mehrere Abgeordnet­e hätten zudem den Wunsch nach einer Orientieru­ngsdebatte geäußert, „um zu diskutiere­n, wie die Maisons relais heute funktionie­ren und wie sich die Gratisbetr­euung entwickelt hat“, so Closener, die jedoch Schritt für Schritt vorgehen will.

Eltern, die in Vollzeit arbeiten müssen, wissen nicht mehr weiter. Manuela Barilozzi, Petentin

Wie soll der Staat kontrollie­ren, dass die Eltern sich zu Hause auch richtig um ihre Kinder kümmern? Barbara Agostino, DP-Abgeordnet­e

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Foto: Chris Karaba Mit ihrer Forderung nach einer staatliche­n Hilfe für Eltern, die zu Hause bleiben wollen, hatte die Petitionär­in Manuela Barilozzi (l.) einen schweren Stand.

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