Was Walferdingens Volleyballerinnen in Escape Rooms lernen
Martina Fraschetti geht mit dem Serienmeister wieder als Spitzenreiter ins Halbfinale der Novotel Ligue. Die Rückkehrerin soll den Unterschied machen
Die dunkelhaarige junge Frau strahlt Fröhlichkeit aus. Martina Fraschetti ist immer zuversichtlich, auch wenn es mal schwierig wird. „Man muss sich sein Lächeln bewahren. Das ist sehr wichtig“, betont sie. Die Volleyballspielerin von RSR Walferdingen bezieht das auch auf ihren Sport. Es brauche Optimismus, um gut kämpfen zu können, meint sie.
Ohnehin hat sie beim Serienmeister der Novotel Ligue schon allein aufgrund der Erfolgserlebnisse oft Grund für gute Laune. Walferdingen ist in dieser Saison ungeschlagen. Zwar stehen in der Normalrunde noch drei Spieltage auf dem Programm, aber wahrscheinlich wird der Titelverteidiger erneut als Tabellenführer ins Halbfinale gehen. Er hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Zweiten Gym Volley.
: Wir waren in Escape Rooms. Da muss man gut zusammenarbeiten. Martina Fraschetti
Zuletzt aber wurde der Meister gefordert wie noch nie in dieser Saison. Erstmals musste er fünf Sätze spielen. Gegen Pokalsieger VC Mamer, der den Champion vor einem Jahr aus der Coupe de Luxembourg geworfen hatte, setzte sich Walferdingen am vergangenen Samstag in eigener Halle mit 3:2 (25:20, 22:25, 25:13, 21:25, 15:13) durch. Die Partie, die mehr als zwei Stunden dauerte, war äußerst eng, obwohl Mamers starke Hauptzuspielerin Lindsay Dowd zwischenzeitlich mit Schmerzen im Fuß aussetzen musste. Die Gastgeberinnen mussten lange kämpfen. „Die Duelle mit Mamer sind immer unterhaltsam“, findet Fraschetti.
Die 1,83 m große Mittelblockerin kehrte vor dieser Saison zusammen mit Noa Reiland zurück nach Walferdingen. Sie ist glücklich über diesen Schritt. „Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen“, meint die 20-Jährige. Anders als bei ihrer Nationalmannschaftskollegin Reiland, deren Wechsel schon früh feststand, fiel Fraschettis Entscheidung zur Rückkehr relativ spät im Sommer. „Ich habe ein bisschen gezögert, denn man weiß nie, was einen erwartet.“Die Bedenken waren schnell zerstreut, als sie dann wieder im Team war. Sie sei herzlich aufgenommen worden, sagt sie.
„Wir freuen uns sehr, dass Martina zurück ist. Vor der Saison fehlte uns noch eine Mittelblockerin. Es war genial, dass eine Nationalspielerin zu uns kam, die wir zudem nicht transferieren mussten“, meint Trainer Laurent van Elslande. Weil Fraschetti und Reiland bis zum studienbedingten Wechsel ins Ausland schon in Walferdingen spielten, galten sie nicht als Transfers.
Sechs Meisterschaften in Folge
Fraschetti war zwei Jahre auf der Universität in Amsterdam. Volleyball spielte sie dort für Armixtos in der zweiten niederländischen Liga. Inzwischen setzt sie ihr Bachelorstudium im Fach Business Administration in Luxemburg fort. Wenn sie
später noch einen Masterabschluss anhängt, geht sie vielleicht erneut ins Ausland. Aber die Auswahl des Ortes macht sie davon abhängig, ob sie ihren Sport dort auch weiter auf gutem Niveau ausüben kann. „Volleyball ist sehr wichtig für mich“, betont sie. Sie ist in ihrem Leben schon viel herumgekommen. Die Tochter italienischer Eltern wuchs teilweise in Hongkong
auf, ehe die Familie nach Luxemburg kam. Hier wurde sie Volleyball-Nationalspielerin.
Ihre Club-Mannschaft Walferdingen, zuletzt sechsmal in Serie Meister, ist seit der Vorsaison im Umbruch, aber weiterhin sehr erfolgreich. Kapitänin Nathalie Braas sowie Betty Hoffmann und Caroline Martine gehören noch zum langjährigen Kern des Teams, um sie herum gab es zuletzt viele Veränderungen.
Zur Spielzeit 2023/24 kamen neben Fraschetti und Reiland auch die jungen Marie Schaack und Maeva Muhovic sowie die 1,90 m große Mittelblockerin Emelda Piata, eine aktuelle Nationalspielerin Kameruns, nach Walferdingen. Piata studiert in der nordfranzösischen Stadt Caen, muss dort aber nicht oft vor Ort sein. So kann sie die Aufgabe mit dem Training im Club gut kombinieren, wo sie sich sehr wohlfühlt. „Es war eine gute Idee, hierherzukommen“, sagt Piata.
Dass die Mannschaft von Anfang an gut harmonierte, führt Fraschetti auch auf eine ideenreiche Vorbereitung zurück. „Wir haben viele Teambuilding-Übungen gemacht. Wir waren zum Beispiel in Escape Rooms. Da muss man gut zusammenarbeiten“, berichtet sie lachend.
Im Topduell gegen Mamer standen gleich mehrere der jungen Spielerinnen in der Startformation, neben Fraschetti und Reiland auch die in der Vorsaison gekommene Chloé Sautereau. Der Coach ließ die erfahrenen Akteurinnen Piata und Polina Bratuhhina-Pitou zunächst pausieren. „Die jungen Spielerinnen können ohne Sorge auf das Feld. Sie wissen, dass sie Fehler machen dürfen, weil die Erfahrenen jederzeit einspringen können“, erklärt van Elslande. Die Veränderungen im Kader seien eine neue Herausforderung, aber offenbar kein Problem. Der Trainer ist jedenfalls sehr zufrieden mit seinem Team: „Ich habe eine tolle Mannschaft.“