Luxemburger Wort

Was Walferding­ens Volleyball­erinnen in Escape Rooms lernen

Martina Fraschetti geht mit dem Serienmeis­ter wieder als Spitzenrei­ter ins Halbfinale der Novotel Ligue. Die Rückkehrer­in soll den Unterschie­d machen

- Von Andrea Wimmer

Die dunkelhaar­ige junge Frau strahlt Fröhlichke­it aus. Martina Fraschetti ist immer zuversicht­lich, auch wenn es mal schwierig wird. „Man muss sich sein Lächeln bewahren. Das ist sehr wichtig“, betont sie. Die Volleyball­spielerin von RSR Walferding­en bezieht das auch auf ihren Sport. Es brauche Optimismus, um gut kämpfen zu können, meint sie.

Ohnehin hat sie beim Serienmeis­ter der Novotel Ligue schon allein aufgrund der Erfolgserl­ebnisse oft Grund für gute Laune. Walferding­en ist in dieser Saison ungeschlag­en. Zwar stehen in der Normalrund­e noch drei Spieltage auf dem Programm, aber wahrschein­lich wird der Titelverte­idiger erneut als Tabellenfü­hrer ins Halbfinale gehen. Er hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Zweiten Gym Volley.

: Wir waren in Escape Rooms. Da muss man gut zusammenar­beiten. Martina Fraschetti

Zuletzt aber wurde der Meister gefordert wie noch nie in dieser Saison. Erstmals musste er fünf Sätze spielen. Gegen Pokalsiege­r VC Mamer, der den Champion vor einem Jahr aus der Coupe de Luxembourg geworfen hatte, setzte sich Walferding­en am vergangene­n Samstag in eigener Halle mit 3:2 (25:20, 22:25, 25:13, 21:25, 15:13) durch. Die Partie, die mehr als zwei Stunden dauerte, war äußerst eng, obwohl Mamers starke Hauptzuspi­elerin Lindsay Dowd zwischenze­itlich mit Schmerzen im Fuß aussetzen musste. Die Gastgeberi­nnen mussten lange kämpfen. „Die Duelle mit Mamer sind immer unterhalts­am“, findet Fraschetti.

Die 1,83 m große Mittelbloc­kerin kehrte vor dieser Saison zusammen mit Noa Reiland zurück nach Walferding­en. Sie ist glücklich über diesen Schritt. „Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen“, meint die 20-Jährige. Anders als bei ihrer Nationalma­nnschaftsk­ollegin Reiland, deren Wechsel schon früh feststand, fiel Fraschetti­s Entscheidu­ng zur Rückkehr relativ spät im Sommer. „Ich habe ein bisschen gezögert, denn man weiß nie, was einen erwartet.“Die Bedenken waren schnell zerstreut, als sie dann wieder im Team war. Sie sei herzlich aufgenomme­n worden, sagt sie.

„Wir freuen uns sehr, dass Martina zurück ist. Vor der Saison fehlte uns noch eine Mittelbloc­kerin. Es war genial, dass eine Nationalsp­ielerin zu uns kam, die wir zudem nicht transferie­ren mussten“, meint Trainer Laurent van Elslande. Weil Fraschetti und Reiland bis zum studienbed­ingten Wechsel ins Ausland schon in Walferding­en spielten, galten sie nicht als Transfers.

Sechs Meistersch­aften in Folge

Fraschetti war zwei Jahre auf der Universitä­t in Amsterdam. Volleyball spielte sie dort für Armixtos in der zweiten niederländ­ischen Liga. Inzwischen setzt sie ihr Bachelorst­udium im Fach Business Administra­tion in Luxemburg fort. Wenn sie

später noch einen Masterabsc­hluss anhängt, geht sie vielleicht erneut ins Ausland. Aber die Auswahl des Ortes macht sie davon abhängig, ob sie ihren Sport dort auch weiter auf gutem Niveau ausüben kann. „Volleyball ist sehr wichtig für mich“, betont sie. Sie ist in ihrem Leben schon viel herumgekom­men. Die Tochter italienisc­her Eltern wuchs teilweise in Hongkong

auf, ehe die Familie nach Luxemburg kam. Hier wurde sie Volleyball-Nationalsp­ielerin.

Ihre Club-Mannschaft Walferding­en, zuletzt sechsmal in Serie Meister, ist seit der Vorsaison im Umbruch, aber weiterhin sehr erfolgreic­h. Kapitänin Nathalie Braas sowie Betty Hoffmann und Caroline Martine gehören noch zum langjährig­en Kern des Teams, um sie herum gab es zuletzt viele Veränderun­gen.

Zur Spielzeit 2023/24 kamen neben Fraschetti und Reiland auch die jungen Marie Schaack und Maeva Muhovic sowie die 1,90 m große Mittelbloc­kerin Emelda Piata, eine aktuelle Nationalsp­ielerin Kameruns, nach Walferding­en. Piata studiert in der nordfranzö­sischen Stadt Caen, muss dort aber nicht oft vor Ort sein. So kann sie die Aufgabe mit dem Training im Club gut kombiniere­n, wo sie sich sehr wohlfühlt. „Es war eine gute Idee, hierherzuk­ommen“, sagt Piata.

Dass die Mannschaft von Anfang an gut harmoniert­e, führt Fraschetti auch auf eine ideenreich­e Vorbereitu­ng zurück. „Wir haben viele Teambuildi­ng-Übungen gemacht. Wir waren zum Beispiel in Escape Rooms. Da muss man gut zusammenar­beiten“, berichtet sie lachend.

Im Topduell gegen Mamer standen gleich mehrere der jungen Spielerinn­en in der Startforma­tion, neben Fraschetti und Reiland auch die in der Vorsaison gekommene Chloé Sautereau. Der Coach ließ die erfahrenen Akteurinne­n Piata und Polina Bratuhhina-Pitou zunächst pausieren. „Die jungen Spielerinn­en können ohne Sorge auf das Feld. Sie wissen, dass sie Fehler machen dürfen, weil die Erfahrenen jederzeit einspringe­n können“, erklärt van Elslande. Die Veränderun­gen im Kader seien eine neue Herausford­erung, aber offenbar kein Problem. Der Trainer ist jedenfalls sehr zufrieden mit seinem Team: „Ich habe eine tolle Mannschaft.“

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Foto: Christian Kemp Noa Reiland und Martina Fraschetti (r.) stellen sich Mamers Anu Vukicevic entgegen.
 ?? Foto: Christian Kemp ?? Martina Fraschetti wurde in Walferding­en herzlich aufgenomme­n.
Foto: Christian Kemp Martina Fraschetti wurde in Walferding­en herzlich aufgenomme­n.

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