Mein Endgegner, der schleichende Plattfuß
Wie gierige Geier stehen meine beiden Arbeitskollegen am Montagmorgen vor mir. Hoffnungsvoll fragen sie nach meinem Urlaub – doch nicht ohne Hintergedanken. Sie lauern darauf zu hören, was dieses Mal wieder schiefgelaufen ist. Ob ich denn zur Abwechslung am richtigen Gate gewartet habe. Und ob ich letzten Endes auf der richtigen Insel gelandet bin. Zu ihrer Verteidigung muss ich bei letzterem erwähnen, dass ich mich drei Wochen lang auf 35 Grad gefreut hatte. Es gibt wohl mehrere Orte mit gleichem Namen, einer davon in Südamerika, wo sich meine Destination nicht befand. Nein, dieser Urlaub verlief für meine Verhältnisse sehr geschmeidig. Allerdings begegnete mir auf der dreistündigen Fahrt zum Flughafen ein altbekannter Übeltäter: der schleichende Plattfuß. Schon im Sommer hatte ich eine un
Schon im Sommer hatte ich eine unliebsame Begegnung mit ihm.
liebsame Begegnung mit ihm. Mit vollgepacktem Auto bretterten wir von Basel an den Comer See – die blinkende Anzeige des Druckverlustes gekonnt ignorierend. Viele Kilometer und zwei Bergpässe mit schneebedeckten Gipfeln später machte uns ein netter älterer Italiener darauf aufmerksam, dass wir einen Nagel im Reifen hätten. Der hilfsbereite Cousin des Campingplatzbesitzers behob das Malheur, und so fuhr ich das letzte halbe Jahr unbekümmert ohne die lästige Druckverlustanzeige. Bis zu jenem Abend, an dem sich nach einer Stunde Fahrt der schleichende Plattfuß – so heißt der langsame Luftverlust bei Reifen im Fachjargon, der mir mittlerweile sehr vertraut ist – wieder bemerkbar machte. Und das war das einzige Malheur, das mir in den letzten zwei Wochen passiert ist – tut mir leid, David und Elena, dass ich euch enttäuschen muss. Amélie