Lasauvage zeitweise nicht zu erreichen
Die einzige Straße, die in den 500-Seelen-Ort führt, ist bei Glätte mit einem Fahrverbot belegt. Der kurvenreiche Bergweg war gestern kaum befahrbar
Zu den Straßen, die von der Straßenbauverwaltung bei Glatteis gesperrt werden, gehören unter anderem der CR176 zwischen Lamadelaine und Vesquenhaff. Sein u-förmiger Abzweig CR176A verbindet ihn mit Lasauvage. Dies ist der einzige Weg, der in das beschauliche Dorf führt, das direkt an der französischen Grenze in einem Tal liegt. „Wir haben heute noch kein einziges Streufahrzeug gesehen“, sagt Camille-Antoine Masson, Inhaber des Hotels und Restaurants „Le Presbytère“, gestern gegen 10.30 Uhr in einem Telefongespräch mit dem „Luxemburger Wort“.
Camille-Antoine Masson hat seinen Gästen dazu geraten, zu Hause zu bleiben. „Diejenigen, die für heute eine Reservierung im Restaurant hatten, haben wir angerufen, um diese zu verschieben“, sagt Masson. Einen Großteil der Kunden habe man auch erreicht, und sie hätten durchweg verständnisvoll reagiert.
Verständnis bei der Bevölkerung
Etwas problematischer sei es mit den Hotelgästen. Diese würden nun in Lasauvage festsitzen und nicht jeder sei darüber glücklich. Der Lebensmittelgroßhandel habe sich bereits gemeldet und mitgeteilt, dass man den Ort nicht mit dem Lastwagen anfahren werde. „Die Alternative wäre gewesen, mit dem Auto nach Niederkorn zu fahren und die Ware dort vom Lastwagen umzuladen“, sagt Masson.
Doch das kam für ihn nicht infrage. Zu groß sei die Gefahr, die schmale und zudem gesperrte Zufahrt zum Ort zu befahren. Da diese zwischen den Felsen liegt, ist die kurvige Auffahrt ohnehin immer schneller von Glatteis betroffen als andere Straßen.
Dafür, dass die Straßenbauverwaltung den CR176A gestern nicht für den Verkehr freigegeben hat, hat der Hotelbetreiber auch Verständnis. Die Leute im Ort würden es ebenfalls mit Fassung tragen. „Viele Einwohner sind Rentner. Die Älteren sagen, früher sei das ohnehin alles viel extremer gewesen.“
Gestern Vormittag meldete sich Camille-Antoine Masson noch einmal in der LW-Redaktion. Die Streuwagen hätten den knapp 500Seelen-Ort nun erreicht. Auf Nachfrage bei der Stadt Differdingen war zu erfahren, dass bereits in der Nacht in Lasauvage gestreut worden war. Ein Versuch am Morgen mit den Streufahrzeugen Lasauvage zu erreichen, sei jedoch an einem liegengebliebenen Privatauto gescheitert, das die Fahrbahn blockiert hatte.
In den zehn Jahren, in denen Camille-Antoine Masson das „Le Presbytère“betreibt, sei es allerdings das erste Mal, dass Lasauvage von der Außenwelt abgeschnitten ist. Dennoch: Niemand habe sich bisher ernsthaft über die Situation beschwert.
Streufahrzeuge waren in der Nacht im Einsatz
Von der Straßenbauverwaltung hieß es bereits am Vortag auf LW-Nachfrage hin, dass es sich nicht um eine Vollsperrung, sondern um ein allgemeines Fahrverbot handle. Anrainer und deren Lieferanten dürften demnach theoretisch auch weiterhin die Straße benutzen. Allerdings sollten diese möglichst nicht befahren werden, weil es wegen ihrer Lage zu gefährlich sei, so Pressesprecher Ralph Di Marco am Dienstagabend.
Die Hinweisschilder, dass der CR176A bei Glatteis mit einem allgemeinen Fahrverbot belegt ist, waren 2017 aufgestellt worden und hatten damals für Aufregung gesorgt. Auf eine parlamentarische Frage der Abgeordneten Sylvie Andrich-Duval (CSV) hatte der damalige Mobilitätsminister François Bausch („Déi Gréng“) im März 2017 geantwortet und auf das 255,3 Kilometer lange Straßennetz im Süden des Landes hingewiesen. Die von der damals neuen Beschilderung betroffenen Straßen seien nicht als Hauptverkehrsachsen anzusehen und im Falle plötzlich auftretender winterlicher Straßenbedingungen sei es den Winterdiensten nicht möglich, diese Strecken unverzüglich zu räumen. Bei einer späteren Versammlung zur Verkehrssicherheit in Differdingen fügten sowohl der Minister als auch Laurent Wolter von der Straßenbauverwaltung dem hinzu, dass es Anrainern selbstverständlich immer erlaubt bleibe, diese Straßen zu nutzen. Dies bei allen Wetterbedingungen.