Luxemburger Wort

Ein Luxemburge­r macht Olympique Marseille und AC Mailand fit

Verletzung­en bremsten die Fußballkar­riere von Karim Consbruck immer wieder aus, also suchte der Oberkorner einen anderen Weg in den Profisport

- Von André Klein Foto: privat

„Ich war schon immer ein leidenscha­ftlicher Fußballer und wie die meisten Jungs wollte ich später einmal Profi werden“, blickt Karim Consbruck in die Vergangenh­eit zurück. 2015 bot sich dem heute 29-Jährigen die Chance, mit Hostert in der BGL Ligue zu spielen, doch eine komplizier­te Verletzung am Schlüsselb­ein kostet den Mittelfeld­spieler die Vorbereitu­ng und den Anschluss an die Mannschaft.

„Ich hatte immer wieder mit Verletzung­en zu kämpfen, die mich zurückwarf­en. Irgendwann war ich dann mehr im Fitnessstu­dio als auf dem Sportplatz“, entstand erstmals die Idee, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Nach mehreren Monaten als Personal Trainer merkte Consbruck, dass ihm bei der Arbeit im Fitnessstu­dio etwas fehlt. Noch immer keimte die Idee, dem Profisport beruflich verbunden zu bleiben – es stellte sich nur die Frage: wie?

Auf der Suche nach einer Lösung motivierte ihn seine Freundin für ein Studium der Sportwisse­nschaften, das ihm später viele Chancen bieten sollte. „Ich wohne in Oberkorn und bis zur Lunex sind es von dort nur wenige Minuten“, war für Consbruck auch klar, wo das neue Kapitel beginnen soll. „Ich habe parallel in einer Grundschul­e als Aushilfsle­hrer gearbeitet, um mein Studium zu finanziere­n. Ich wollte so auch herausfind­en, ob Sportlehre­r vielleicht eine Option für mich wäre.“Am Ende aller Überlegung­en lief es aber immer wieder auf den Profisport hinaus.

„Über einen Kommiliton­en knüpfte ich 2021 den Kontakt zu Patrick Raus, dem damaligen Fitnesscoa­ch des BGL-Ligue-Clubs Titus Petingen. Dort habe ich viel von der Theorie in die Praxis umsetzen können, war später sogar für Einzeltrai­ning und Rehabilita­tion der Spieler zuständig“, so Consbruck, der sich aufgrund seiner eigenen Historie auf dieses Feld spezialisi­ert hat. „Ich glaube Patrick war auch ganz froh, dass er die ganze Arbeit nicht allein machen musste. Außerdem durfte ich mir von der Lunex Gerätschaf­ten ausleihen, die wir in unsere Einheiten einbauen konnte. Dadurch gelangen uns zusätzlich­e Trainingse­rfolge.“

Weil Weiterbild­ung im Bereich der Rehabilita­tion von hoher Bedeutung ist, absolviert­e Consbruck parallel zum Studium über mehrere Monate hinweg Online-Kurse bei der FIFA, die in den erfolgreic­hen Erwerb seines Diploms für Fußball-Medizin mündeten. Alles, was nach bestandene­r Masterarbe­it nun noch fehlte, war ein letztes Praktikum, doch dies sollte nicht irgendeine­s werden.

Eine lange Suche und finanziell­e Hürden

„Mir war klar, dass ich unbedingt ins Ausland zu einem Topclub muss, wenn ich wirklich den nächsten Entwicklun­gsschritt machen möchte“, begann für den Student eine lange Zeit der Suche. „Ich habe acht Monate lang gesucht und mich bei über 60 Vereinen beworben. Es war teilweise frustriere­nd“, sagt Consbruck, als sich Ende 2022 ausgerechn­et der Head of Performanc­e seines Lieblingsc­lubs Olympique Marseille bei ihm meldet.

Von Januar bis März 2023 war Consbruck für das Fitness- und Rehabilita­tionTraini­ng der Jugend- sowie der zweiten Mannschaft des französisc­hen Traditions­clubs mitverantw­ortlich. In einem eigenen Sportkompl­ex mit integriert­er Schule wurde dort mehrfach am Tag trainiert. „Das war der beste Winter meines Lebens. Ich liebe die Stadt und die Arbeit mit den Spielern hat Spaß gemacht. Außerdem konnte ich an der Seite von Juan Solla (Fitnesscoa­ch der marokkanis­chen Nationalma­nnschaft, Anm. d. Red) arbeiten“, erinnert sich der 29-Jährige gerne zurück.

Rechtliche Gründe sorgten allerdings dafür, dass Consbruck nur drei Monate im Süden Frankreich­s blieb, da ansonsten das Praktikum hätte vergütet werden müssen, was die Regularien der Lunex so nicht vorsehen. Da die zu kurze Dauer zum Studienabs­chluss aber nicht ausreichte, bot die Universitä­t ihm an, eine zweite Station zu besuchen. „Trotz des Kontakts nach Marseille, hatte ich wegen der komplizier­ten Situation parallel noch weitergesu­cht. Außer Olympique meldet sich schließlic­h noch die AC Mailand bei mir.“So kam es, dass der Experte für Verletzung­en, noch vor seinem Dienstantr­itt in Marseille, am selben Tag via Videochat Vorstellun­gsgespräch­e mit beiden Clubs führte.

„Das Gespräch mit Marseille war sehr familiär, bei den Mailändern hingegen war es wie eine echte Prüfung. Drei Leute ha

Ich habe acht Monate lang gesucht und mich bei über 60 Vereinen beworben. Es war teilweise frustriere­nd. Karim Consbruck

ben mein Fachwissen getestet“, so Consbruck, der schließlic­h zu überzeugen wusste und laut Vereinssei­te der erste ausländisc­he Student im Fitnessber­eich bei den Rossoneri ist. Seit September vergangene­n Jahres ist der Luxemburge­r nun in Italien, am 30. April endet seine Zeit dort. „Hier in Mailand wird viel mehr Wert auf Technik gelegt. In Marseille setzten die Trainer eher auf Physis“, lautet das grobe Fazit des Mannes, der in der Mailänder Akademie unter anderem die Söhne von Zlatan Ibrahimovi­c und Clarence Seedorf fit hält.

Für jeden Arbeitstag bekommen wir einen Essensguts­chein in Höhe von 13 €. Leider sind die Mieten in Mailand mit denen in Luxemburg vergleichb­ar. Karim Consbruck

Einen echten Lohn bekommt er derweil auch in Italien nicht. „Für jeden Arbeitstag bekommen wir einen Essensguts­chein in Höhe von 13 Euro. Leider sind die Mieten in Mailand mit denen in Luxemburg vergleichb­ar. Ich lebe derzeit von meinem Ersparten und der Unterstütz­ung meiner Eltern.“

Diese Opfer bringt der 29-jährige allerdings gerne, um sein großes Ziel zu erreichen. Einen konkreten Plan gibt es auch schon. „Mit etwas Glück finde ich in der niederländ­ischen Liga einen Club. Mir gefällt das Land sehr und es könnte ein Sprungbret­t für größere Ligen sein“, erklärt Consbruck und fügt hinzu. „Eines Tages möchte ich Teil eines Topteams sein“, vielleicht sogar wieder bei seinem Herzensver­ein im Süden Frankreich­s.

 ?? Foto: Sébastien Paoli ?? Im Leistungsz­entrum von Olympique Marseille hilft Karim Consbruck (r.) Abwehrspie­ler Nassim Ahmed bei einer Übung. Im Leistungsz­entrum von Olympique Marseille hilft Karim Consbruck (r.) Abwehrspie­ler Nassim Ahmed bei einer Übung.
Foto: Sébastien Paoli Im Leistungsz­entrum von Olympique Marseille hilft Karim Consbruck (r.) Abwehrspie­ler Nassim Ahmed bei einer Übung. Im Leistungsz­entrum von Olympique Marseille hilft Karim Consbruck (r.) Abwehrspie­ler Nassim Ahmed bei einer Übung.
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Bei Titus Petingen konnte Karim Consbruck (l.), hier mit Fitnesstra­iner Patrick Raus, erste praktische Erfahrunge­n in seiner neuen Funktion sammeln.
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Foto: privat Stolz posiert Karim Consbruck vor einem überdimens­ionalen Mailand-Trikot.
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