Kurz mal nachgefragt – Was macht eigentlich Chantal Gary?
Die grüne Ex-Abgeordnete wurde während ihres Mandats Mutter. Im SMS-Chat äußert sie Ideen, um Elternschaft in der Politik zu erleichtern
Moien Frau Gary, wie geht‘s Ihnen? Und wo erreiche ich Sie gerade?
Guten Tag, Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Ich bin gerade unterwegs und profitiere, um ein paar Freunde zu besuchen.
Ist das eine Freiheit, die das Leben nach der Chamber eher bietet, oder kann man solche Auszeiten auch als Parlamentarier im Terminkalender unterbringen?
Man kann solche Auszeiten wohl auch als Parlamentarierin im Terminkalender unterbringen, aber halt viel organisierter und vor allem unflexibler.
Wie sieht denn Ihr neues Leben aus, nach dem für Ihre Partei eher unerfreulichen Wahlabend vom 8. Oktober?
Ich genieße gerade das Privileg, mir eine kleine Auszeit zu gönnen. Wie manche wahrscheinlich mitbekommen haben, bin ich ja während meines Mandats Mutter geworden. Da hat man gemerkt, dass die Chamber noch sehr viel Nachholbedarf hat, um sich moderner aufzustellen. Es gab in der Vergangenheit wohl noch nicht sehr viele Frauen im Parlament, die währenddessen Mutter geworden sind, und das merkt man. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich genieße die Zeit mit meinem Sohn, ohne parallel noch die Chamber-Arbeit im Kopf zu haben, beziehungsweise meinen Terminkalender planen zu müssen, so dass Chamber und Familie zusammen funktionieren.
Es freut mich, dass Sie diese Zeit mit Ihrem Sohn genießen können. Welche Schritte sind in der Chamber im Besonderen und in Luxemburg im Allgemeinen notwendig, um Elternschaft und politisches Engagement oder auch andere berufliche Tätigkeiten besser vereinbaren zu können?
Ich glaube, es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass wir in Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern schon mal gar nicht so schlecht aufgestellt sind, um Elternschaft und berufliche Tätigkeit zu vereinbaren, dessen sollte man sich bewusst sein. Ich denke an Congé maternité, Congé parental etc.
Und trotzdem ist es natürlich unsere Aufgabe, also die politische Aufgabe, den Bürgern und Bürgerinnen immer wieder fortgeschrittene Optionen zu bieten.
Was ist hauptsächlich zu tun?
Um einige Punkte hervorzuheben: – Es ist wichtig, dass die Care-Arbeit auf beide Elternteilen aufgeteilt ist.
– Die Mütter sollten unbedingt mit einem Bein im Berufsleben bleiben. Wir haben in der Vergangenheit erlebt, dass Frauen, die finanziell abhängig von ihrem Partner waren, oft sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben.
– Eltern sollen, vor allem in den ersten Lebensjahren des Kindes, die Möglichkeit haben, viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
All dies fordert natürlich eine besondere Flexibilität vom Arbeitgeber, und da muss der Staat Unterstützung bieten. Ich begrüße sehr, dass wir in der letzten Legislaturperiode die Gleichstellung vom Indépendant beim Congé de naissance angepasst haben. (Bis jetzt hatte der Indépendant nur Recht auf drei Tage Congé nach der Geburt des Kindes, mittlerweile sind es zehn Tage.)
Und wie sieht es mit dem Eltern sein in der Chamber aus, was sind da die Hürden?
Das Thema bezüglich der Arbeit in der Chamber in Kombination mit Eltern werden, würde jetzt hier den Kader sprengen. Nur soviel: Es ist unglaublich wichtig, dass politische Arbeit attraktiv für jeden und jede ist, also auch für junge Frauen. Familienplanung darf kein Hindernis sein, um politisch aktiv zu sein.
Ein kleines Beispiel: Um Milch abzupumpen, bin ich meist auf die Toilette gegangen (wo man die Chamber-Session weiter im Ton verfolgen kann). Wenn allerdings gerade dann unerwartet (und das kommt vor)
Familienplanung darf kein Hindernis sein, um politisch aktiv zu sein.
eine Abstimmung ist, und man verpasst die, und das passiert zweimal innerhalb einer Session, dann wird man für diesen Tag nicht bezahlt. Hier gäbe es sicherlich Wege, um dies anders zu handhaben. Mit Laurent Scheeck hat die Chamber auf jeden Fall einen Generalsekretär, dem es wichtig ist, in diesem Bereich Lösungen zu finden.
Wie geht es für Sie nun beruflich weiter?
Ich starte demnächst im Transportministerium, wo ich sozusagen meine Arbeit von vor der Chamber weiterführen werde.
Sehen Sie nach dem Regierungswechsel eher Kontinuität in diesem Ministerium oder einen deutlichen Wandel?
Unter der Führung von François Bausch wurde der Modu 2.0 (Strategie für eine nachhaltige Mobilität), sowie der PNM 2035 (Plan de mobilité 2035) konzipiert. Der PNM ist ein sehr konkreter Plan, wie unsere Mobilität bis 2035 funktionieren soll (Tram, Bus, Zug, Fahrrad, Auto, strategische Umsteigpunkte, Parkraummanagement etc.) mit dem Ziel, so viele Menschen wie möglich bewegen zu können. Und mit dem PNM 2035 hat Luxemburg sogar international sehr viele Preise gewonnen, was zeigt, dass es eine international hoch anerkannte Strategie ist, die Luxemburg sich gegeben hat. Nach dem Regierungswechsel wird der PNM 2035 weitergeführt, was natürlich auch eine Anerkennung von François Bauschs Arbeit ist. Die Herausforderung der neuen Ministerin liegt wohl darin, erstens den Plan umzusetzen und zweitens einen Folgeplan auszuarbeiten.