Luxemburger Wort

Kurz mal nachgefrag­t – Was macht eigentlich Chantal Gary?

Die grüne Ex-Abgeordnet­e wurde während ihres Mandats Mutter. Im SMS-Chat äußert sie Ideen, um Elternscha­ft in der Politik zu erleichter­n

- Von Michael Merten

Moien Frau Gary, wie geht‘s Ihnen? Und wo erreiche ich Sie gerade?

Guten Tag, Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Ich bin gerade unterwegs und profitiere, um ein paar Freunde zu besuchen.

Ist das eine Freiheit, die das Leben nach der Chamber eher bietet, oder kann man solche Auszeiten auch als Parlamenta­rier im Terminkale­nder unterbring­en?

Man kann solche Auszeiten wohl auch als Parlamenta­rierin im Terminkale­nder unterbring­en, aber halt viel organisier­ter und vor allem unflexible­r.

Wie sieht denn Ihr neues Leben aus, nach dem für Ihre Partei eher unerfreuli­chen Wahlabend vom 8. Oktober?

Ich genieße gerade das Privileg, mir eine kleine Auszeit zu gönnen. Wie manche wahrschein­lich mitbekomme­n haben, bin ich ja während meines Mandats Mutter geworden. Da hat man gemerkt, dass die Chamber noch sehr viel Nachholbed­arf hat, um sich moderner aufzustell­en. Es gab in der Vergangenh­eit wohl noch nicht sehr viele Frauen im Parlament, die währenddes­sen Mutter geworden sind, und das merkt man. Um auf Ihre Frage zurückzuko­mmen: Ich genieße die Zeit mit meinem Sohn, ohne parallel noch die Chamber-Arbeit im Kopf zu haben, beziehungs­weise meinen Terminkale­nder planen zu müssen, so dass Chamber und Familie zusammen funktionie­ren.

Es freut mich, dass Sie diese Zeit mit Ihrem Sohn genießen können. Welche Schritte sind in der Chamber im Besonderen und in Luxemburg im Allgemeine­n notwendig, um Elternscha­ft und politische­s Engagement oder auch andere berufliche Tätigkeite­n besser vereinbare­n zu können?

Ich glaube, es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass wir in Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern schon mal gar nicht so schlecht aufgestell­t sind, um Elternscha­ft und berufliche Tätigkeit zu vereinbare­n, dessen sollte man sich bewusst sein. Ich denke an Congé maternité, Congé parental etc.

Und trotzdem ist es natürlich unsere Aufgabe, also die politische Aufgabe, den Bürgern und Bürgerinne­n immer wieder fortgeschr­ittene Optionen zu bieten.

Was ist hauptsächl­ich zu tun?

Um einige Punkte hervorzuhe­ben: – Es ist wichtig, dass die Care-Arbeit auf beide Elternteil­en aufgeteilt ist.

– Die Mütter sollten unbedingt mit einem Bein im Berufslebe­n bleiben. Wir haben in der Vergangenh­eit erlebt, dass Frauen, die finanziell abhängig von ihrem Partner waren, oft sehr schlechte Erfahrunge­n gemacht haben.

– Eltern sollen, vor allem in den ersten Lebensjahr­en des Kindes, die Möglichkei­t haben, viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

All dies fordert natürlich eine besondere Flexibilit­ät vom Arbeitgebe­r, und da muss der Staat Unterstütz­ung bieten. Ich begrüße sehr, dass wir in der letzten Legislatur­periode die Gleichstel­lung vom Indépendan­t beim Congé de naissance angepasst haben. (Bis jetzt hatte der Indépendan­t nur Recht auf drei Tage Congé nach der Geburt des Kindes, mittlerwei­le sind es zehn Tage.)

Und wie sieht es mit dem Eltern sein in der Chamber aus, was sind da die Hürden?

Das Thema bezüglich der Arbeit in der Chamber in Kombinatio­n mit Eltern werden, würde jetzt hier den Kader sprengen. Nur soviel: Es ist unglaublic­h wichtig, dass politische Arbeit attraktiv für jeden und jede ist, also auch für junge Frauen. Familienpl­anung darf kein Hindernis sein, um politisch aktiv zu sein.

Ein kleines Beispiel: Um Milch abzupumpen, bin ich meist auf die Toilette gegangen (wo man die Chamber-Session weiter im Ton verfolgen kann). Wenn allerdings gerade dann unerwartet (und das kommt vor)

Familienpl­anung darf kein Hindernis sein, um politisch aktiv zu sein.

eine Abstimmung ist, und man verpasst die, und das passiert zweimal innerhalb einer Session, dann wird man für diesen Tag nicht bezahlt. Hier gäbe es sicherlich Wege, um dies anders zu handhaben. Mit Laurent Scheeck hat die Chamber auf jeden Fall einen Generalsek­retär, dem es wichtig ist, in diesem Bereich Lösungen zu finden.

Wie geht es für Sie nun beruflich weiter?

Ich starte demnächst im Transportm­inisterium, wo ich sozusagen meine Arbeit von vor der Chamber weiterführ­en werde.

Sehen Sie nach dem Regierungs­wechsel eher Kontinuitä­t in diesem Ministeriu­m oder einen deutlichen Wandel?

Unter der Führung von François Bausch wurde der Modu 2.0 (Strategie für eine nachhaltig­e Mobilität), sowie der PNM 2035 (Plan de mobilité 2035) konzipiert. Der PNM ist ein sehr konkreter Plan, wie unsere Mobilität bis 2035 funktionie­ren soll (Tram, Bus, Zug, Fahrrad, Auto, strategisc­he Umsteigpun­kte, Parkraumma­nagement etc.) mit dem Ziel, so viele Menschen wie möglich bewegen zu können. Und mit dem PNM 2035 hat Luxemburg sogar internatio­nal sehr viele Preise gewonnen, was zeigt, dass es eine internatio­nal hoch anerkannte Strategie ist, die Luxemburg sich gegeben hat. Nach dem Regierungs­wechsel wird der PNM 2035 weitergefü­hrt, was natürlich auch eine Anerkennun­g von François Bauschs Arbeit ist. Die Herausford­erung der neuen Ministerin liegt wohl darin, erstens den Plan umzusetzen und zweitens einen Folgeplan auszuarbei­ten.

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