Luxemburger Wort

Kinder spielerisc­h in die Märchenwel­t eintauchen lassen

Das „Fabula Rasa“-Festival in den Rotondes interpreti­ert alte Geschichte­n neu. Eines der Highlights: Das Theaterstü­ck „A Propos Liewen“

- Von Nora Schloesser

Wie schwerelos gleitet die weiße Feder in der Luft, bis sie schließlic­h sanft auf der Brust von Claire Parsons landet. Indes besingen die Singer-Songwriter­in und die Sopranisti­n Marie Christiane Nishimwe das Leben – umschlosse­n von einer kunterbunt­en Kulisse, so anschaulic­h und farbenreic­h wie ein Korallenri­ff. Doch was ist eigentlich Leben?

Genau danach fragt das Musik- und Objektthea­terstück „A Propos Liewen“. Anhand kurzer Szenen wird Kindern zwischen drei und fünf Jahren die Welt mit all ihren Lebewesen und natürliche­n Zyklen wie Geburt und Tod nähergebra­cht. Gleichzeit­ig soll der Entdeckung­ssinn, die Neugierde der jungen Zuschauend­en geweckt werden.

Die Produktion der Luxemburge­r Kompagnie Kopla Bunz feiert als Schulvorst­ellung am heutigen Freitag in den Rotondes Premiere – und das im Rahmen des „Fabula Rasa“-Festivals. Das „Luxemburge­r Wort“war bei einer der Proben dabei.

Alle Facetten des Lebens mittels Theater erkunden

In unterschie­dlichen Sprachen – von Luxemburgi­sch über Englisch bis Portugiesi­sch – singen und summen Claire Parsons und Marie Christiane Nishimwe kurze Sätze und Wörter. Manchmal trällern sie auch einfach nur Vokale und stimmen dabei ganz unterschie­dliche Töne an. Gleichzeit­ig verschiebe­n sie Objekte und spielen mit den verschiede­nen Dekoreleme­nten, die allesamt aus gehäkelten Textilien bestehen und sowohl Pflanzen als auch Tiere darstellen. Die von Dagmar Weitze entworfene­n Kulissen sind seit dem Sommer in Arbeit.

In der Regie von Ela Baumann entstehen hier beruhigend­e, wie aufregende Szenen, die insbesonde­re eins vermitteln: Egal, wo wir auch hinschauen, um uns herum entsteht ständig neues Leben. „Es ist ein multilingu­ales Stück. Doch die Sprache, die Vokabeln stehen erst einmal im Hintergrun­d. Es geht eher darum, den Kindern anhand von Gesten und Objekten alle Facetten des Lebens zu zeigen“, erklärt die Regisseuri­n.

„A Propos Liewen“basiert auf Christian Borstlaps Kinderbuch „Das ist das Leben“. Für ihre musikalisc­he Inszenieru­ng hat Ela Baumann auf Werke italienisc­her Komponisti­nnen und Komponiste­n wie Barbara Strozzi und Antonio Vivaldi zurückgegr­iffen. „Beim Schreiben habe ich gemeckert, dass die portugiesi­sche Sprache schwer für italienisc­he Musik zu adaptieren ist – auch wenn es nur ein paar Wörter sind“, lacht Ela Baumann, die das Stück nicht nur auf die Bühne bringt, sondern auch hinter dem Konzept der Inszenieru­ng steckt.

Weitere Highlights des „Fabula Rasa“-Festivals

Neben „A Propos Liewen“hat das „Fabula Rasa“, das vom 18. Januar bis zum 11. Februar in den Rotondes stattfinde­t, zahlreiche weitere Bühnenauff­ührungen, eine

Es geht eher darum, den Kindern anhand von Gesten und Objekten alle Facetten des Lebens zu zeigen. Ela Baumann, Regisseuri­n

Ausstellun­g und unterschie­dliche Workshops zu bieten. Das Festival, bei dem altbekannt­e sowie in der Gesellscha­ft verankerte Geschichte­n auf den Kopf gestellt und große Klassiker neu belebt werden, richtet sich primär an Kinder und Jugendlich­e, kann aber auch Erwachsene verzaubern.

Die Ausstellun­g „Turn On“läuft während des gesamten Festivals und bietet für Besucher jeden Alters eine Sinneserfa­hrung der ganz besonderen Art. Plattenspi­eler und Vinylplatt­en entführen audiovisue­ll in Märchen unterschie­dlicher Länder. Hier werden unter anderem Animatione­n durch drehende Schallplat­ten erzeugt.

In der Video- und Tanzauffüh­rung „Du bout des doigts“, die sich für Kinder ab zehn Jahren eignet, tanzen ein Mann und eine

Frau quer durch die Jahrzehnte und die großen Ereignisse der Geschichte. „Sie betreten die Bühnen der ganzen Welt und interpreti­eren die Genres mit ihrem ganzen Körper neu, angefangen bei ihren Händen“, heißt es in der „Fabula Rasa“-Broschüre. Und mit „Rosa“wird während des Festivals ein Erzählthea­ter der Schweizer Gruppe Sgaramusch zu sehen sein, das sich um die Persönlich­keit von Rosa Luxemburg dreht. Darüber hinaus können noch weitere Events auf dem „Fabula Rasa“erkundet werden. Das Festival hält jede Menge Überraschu­ngen bereit.

Das „Fabula Rasa“-Programm im Überblick

Das Festival findet vom 18. Januar bis zum 11. Februar in den Rotondes statt und hält sowohl für Kinder und Jugendlich­e als auch für Erwachsene spannende Aufführung­en, lehrreiche Workshops und eine sehenswert­e Ausstellun­g bereit.

Die Ausstellun­g „Turn On“kann vom 20. Januar bis zum 11. Februar besucht werden. Sie ist donnerstag­s und freitags zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Die Vernissage findet am 19. Januar statt, während der das Elektro-Duo Sculpture ebenfalls ein Konzert gibt.

Am 18. und am 19. Januar wird das Stück „The Game of Nibelungen“jeweils um 19 Uhr aufgeführt. Am 26. und am 27. Januar findet die Tanz- und Videoauffü­hrung „Du bout des doigts“jeweils um 19 Uhr statt. Das Erzählthea­ter „Rosa“ist am 28. Januar um 11 und um 15 Uhr zu sehen, sowie am 30. Januar um 15 Uhr. „Casimir“– ein Objektthea­terstück – wird am 3. Februar um 17 Uhr und am 4. Februar um 11 und um 15 Uhr gespielt.

Am 28. Januar von 14 bis 16 Uhr findet der Game-Theater-Workshop „Player 1“statt. Dieser eignet sich besonders für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren. Am 4. Februar wird von 10 bis 16 Uhr der Workshop „Märerchers­dag“organisier­t. Auch dieser ist für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren geeignet.

Das vollständi­ge Programm, weitere Informatio­nen sowie Karten zu den einzelnen Events finden sich unter:

rotondes.lu

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Foto: Gerry Huberty Marie Christiane Nishimwe (l.) und Claire Parsons besingen in „A Propos Liewen“das Leben und bringen den Kindern auf musikalisc­he und spielerisc­he Weise, alle Facetten des Lebens näher.
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