Luxemburger Wort

LSAP läutet Europawahl­kampf ein

Kämpferisc­h, aber auch stolz zeigt sich die Partei bei ihrem Neujahrsem­pfang

- Von Annette Welsch

In Mersch kam am Donnerstag die LSAP zum Neujahrsum­trunk zusammen und strotzte vor Stolz: Luxemburgs Arbeits- und Sozialkomm­issar bei der EU, Nicolas Schmit, wird für die europäisch­en Sozialiste­n als Spitzenkan­didat ins Rennen um die Führung der EU-Kommission gehen. Die Parteispit­ze sparte aber auch nicht an heftiger Kritik an der Regierung. Die Diskussion­en um die Liste der sechs Kandidaten für die EU-Wahlen laufen noch. Ob es eine Doppelspit­ze geben wird, ob Nicolas Schmit und Paulette Lenert kandidiere­n werden, ist noch nicht sicher. Sicher ist: Jean Asselborn, der langjährig­e LSAP-Außenminis­ter geht nicht mit. Ihm dankte Francine Closener: „Er war einer, der sich immer für die Schwächste­n und für seine Überzeugun­gen stark gemacht hat. Merci Jang.“Der Saal dankte es ihm mit starkem, lang anhaltende­n Applaus.

Auch Nicolas Schmit dankte Jean Asselborn, ohne den er nicht in die aktive Politik gekommen wäre. Und er dankte Jacques Poos, der ihn geformt und ihm Türen geöffnet habe. Es sei eine gefährlich­e Zeit, in der Errungensc­haften im Sozialrech­t, die Idee der Solidaritä­t in der Gesellscha­ft und Frauenrech­te in Gefahr seien. Über 90 Millionen Menschen lebten in Europa in Armut oder im Armutsrisi­ko. „Für mich ist die Armutsbekä­mpfung eine Priorität. Wir müssen den betroffene­n 20 Millionen Kindern eine Zukunft geben und ihnen Chancen bieten.“

„Luxemburg ist keine Firma“

Daran machte sich auch die Kritik von Closener an der Regierung fest: „Ihre Hauptprior­ität scheint das Bettelverb­ot und nicht die Armutsbekä­mpfung, wie am Anfang gesagt. Und der Umwelt- und Klimaschut­z wird vor die Tür geschickt.“Die LSAP würde mehr denn je gebraucht, „wenn Egoismus und Neoliberal­ismus die Gesellscha­ft auseinande­rtreiben“. „Luxemburg ist keine Firma, der Premier kein profitorie­ntierter Generaldir­ektor. Wir werden diesen Geist von Senningen verjagen“, so Biancalana.

Die EU-Parlaments­bühne bleibt nun Marc Angel vorbehalte­n, der als EU-Abgeordnet­er seit 2019 durchgesta­rtet ist, und es in kurzer Zeit zum Vize-Präsidente­n des Parlaments gebracht hat. „Im Juni steht viel auf dem Spiel. Das Europa-Projekt ist 70 Jahre alt, und wir lassen es uns nicht von Konservati­ven kaputtmach­en, die immer mehr mit Rechtspopu­listen zusammenar­beiten“, betonte Angel. Es gehe darum, die Sozialpoli­tik zu vertiefen, und die ökologisch­e und die digitale Wende mit Gesetzen so zu begleiten, dass sie auf eine gerechte Art gelingen.

Der Nationalko­ngress der LSAP findet am 17. März in Mamer statt. Eigentlich müsste die gesamte Parteileit­ung neu gewählt werden. Dem Kongress soll vorgeschla­gen werden, diese Wahlen innerhalb von sechs Monaten nachzuhole­n, damit das jetzt eingespiel­te Team noch die Kampagne für die Europawahl­en organisier­en kann. Partei-Co-Präsidenti­n Francine Closener überlegt sich eine Wiederwahl noch: Mit Abgeordnet­enmandat und Schöffenpo­sten sei sie zeitlich schon stark ausgelaste­t, sagte sie auf „Wort“-Nachfrage.

Über 400 neue Mitglieder habe die LSAP im vergangene­n Jahr dazugewonn­en, gab Generalsek­retär Tom Jungen bekannt. Nun sollen die Kampagne „Plus 1 – jedes Mitglied zählt“und ein Gewinnspie­l dafür sorgen, dass es noch mehr werden: Die Sektionen und die Mitglieder, die am besten rekrutiere­n bekommen ein Geschenk.

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Foto: Marc Wilwert Dan Biancalana und Francine Closener sparten nicht mit Kritik an der neuen Regierung.

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