Luxemburger Wort

Déi Lénk haben den Kopf noch nicht frei für Brüssel

Sozialwahl­en statt Europawahl­en – der Fokus der Partei für die kommenden Monate ist klar. Es gilt, die „soziale Kälte“der neuen Regierung zu bekämpfen

- Von Florian Javel

Die Kälte, die über die letzten Tage in Luxemburg eingebroch­en ist, droht zu bleiben – die „soziale Kälte“wohlversta­nden. Das befürchten Déi Lénk, die am Donnerstag beim traditione­llen Neujahrsem­pfang gegen die Sozialpoli­tik der Regierung wetterten. Feminizide, Rassismus, Flüchtling­e, die auf der Straße schlafen, Sozialabba­u – „In welchem Luxemburg leben wir denn heute?“, fragte Parteispre­cher Gary Diderich in seiner Rede. Passend zum Thema „soziale Kälte“sei die Aufregung um das Bettelverb­ot in Luxemburg-Stadt der Beweis, wie Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) Bettlern „das Letzte, was ihnen bleibt, verbietet, um sie aus dem Stadtbild zu verdrängen“, so Diderich.

Während sich zur selben Zeit am Donnerstag­abend in Mersch die LSAP für den Europawahl­kampf fit machte, scheinen Déi Lénk aktuell noch den Fokus auf eine andere Wahl zu setzen: die Sozialwahl­en. Europa scheint für Déi Lénk noch weit weg zu sein. Öfters wurde der OGBL genannt als über Europapoli­tik gesprochen. Über Kandidaten­namen oder Wahlkampft­aktik für den Juni fiel kein Wort an

dem Abend im Kulturzent­rum in Bonneweg.

Dagegen lobte Diderich die Haltung des OGBL in den Cargolux- und AmpacetStr­eiks. 2023 hätten die Gewerkscha­ften, aber „vor allem der OGBL geliefert“. Der Streik, den Lohnbeschä­ftigte und OGBL gemeinsam geführt hätten, sei von großer Wichtigkei­t für alle Lohnabhäng­igen im Land, so Diderich weiter. Beim aktuellen Dauerbrenn­er-Thema der Gewerkscha­ften gossen Déi Lénk zusätzlich Öl ins Feuer. Diderich sprach davon, das Pensionssy­stem in seiner aktuellen Form verteidige­n zu müssen. Es handle sich beim Pensionssy­stem um ein „Stück Sozialismu­s im Kapitalism­us“, das zur gerechten Verteilung der Löhne führe.

Nahostkonf­likt: „Nicht die Rede von Selbstvert­eidigung, sondern von Genozid“

Ein Teil der Rede Diderichs, der neben der heimischen Politik für Reaktionen unter den Déi Lénk-Anhängern sorgte, waren die Kommentare Diderichs zum Nahostkonf­likt. Noch diese Woche hatten Déi Lénk in der Chamber eine Aktualität­sstunde zum Nahostkonf­likt angefragt.

Zwar verurteile die Partei die Terroratta­cken vom 7. Oktober, verübt durch die Hamas. Die Reaktion Israels darauf verstoße jedoch gegen internatio­nales Recht, so Diderich. „Hier ist nicht mehr die Rede von Selbstvert­eidigung, sondern von einem Genozid.“Beim Wort „Genozid“gab es am meisten Beifall seitens der Parteianhä­nger.

Lydie Polfer will ihnen das Letzte, was ihnen bleibt, verbieten und das nur um sie aus dem Stadtbild zu verdrängen. Gary Diderich, Parteispre­cher (Déi Lénk) über das Bettelverb­ot

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Foto: Laurent Sturm Marc Baum, Carole Thoma und David Wagner (v. r. n. l.) – die Parteiführ­ung legt den Fokus auf die Sozialwahl­en.

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