Luxemburger Wort

Produzent spricht sich für Regulierun­g von Nikotinbeu­teln aus

Landewyck setzt auf diese Alternativ­e, die bereits heute Zigaretten Konkurrenz macht. Das Produkt ist bislang in Luxemburg nicht reguliert

- Von Mike Stebens Nikotinbeu­tel als Alternativ­e zur Zigarette

„Arctic Berries“steht auf der runden, handlichen Verpackung, in der sich 20 Nikotinbeu­tel befinden. Öffnet man diese, strömt ein aggressiv süßlicher, kaugummiäh­nlicher Duft heraus, der vage an Beeren erinnert. Auf dem Deckel ist der Zusatz „Strong“vermerkt, seitlich der Rat „Fear Nothing“.

Ob man vor 9,5 Milligramm Nikotin pro Beutel, also rund dem zehnfachen Nikotingeh­alt einer Zigarette, wirklich keine Angst zu haben braucht? Georges Krombach, Chief Commercial Officer bei Heintz van Landewyck, rät Nichtrauch­ern jedenfalls dazu, von den stark dosierten Produkten, die seine Firma herstellt, die Finger lassen.

Tatsächlic­h findet sich ein solcher Hinweis auf der Verpackung, mit der Warnung: „Das in diesem Produkt enthaltene Nikotin schafft eine starke Abhängigke­it.“Auf der Unterseite folgt der Hinweis, das Produkt sei nicht für Minderjähr­ige. Das muss nicht auf der Verpackung stehen, Landewyck hat sich freiwillig dazu entschiede­n. Dazu später mehr.

Produktion in kleinem Labor in Hollerich

Das Tochterunt­ernehmen SnusKitche­n stellt das oben beschriebe­ne Produkt seit anderthalb Jahren in Hollerich her. Es sei eine Art Testlabor, sagt Georges Krombach. Der erwähnte süßliche Geruch ist in der „Küche“besonders intensiv, er setzt sich sogar leicht in den Kleidern fest. Die Nikotinbeu­tel, die hier verpackt werden, tragen Namen wie Cinnamon Fire, Ginger Blast und Nordic Freeze.

Nikotinbeu­tel, auch weißer Snus genannt, bestehen aus Nikotin, Aromen und

Zellulose. Sie enthalten keinen Tabak. Die Nachfrage steigt, die Produktion ebenfalls. Eine alte, kleinere Maschine, verpackte 100 Beutel pro Minute. Die jetzige schafft 1000. Das Resultat: 5.000 Dosen pro Tag, 100.000 im Monat. Das sind zwei Millionen Nikotinbeu­tel im Monat.

Ihr Nikotingeh­alt variiert zwischen sechs und 15 Milligramm. Weiter geht man laut Krombach nicht: „Ansonsten müsste fast ein Totenkopf auf die Verpackung.“Produktion­sleiter Frank gibt freilich zu, er habe nie geraucht und nehme die Beutel selbst nicht. Statt 15 Minuten würde er die Beutel zum Test höchstens 15 Sekunden in den Mund legen, das reiche ihm. Wer es übertreibe, dem gehe der Schweiß aus und fange an zu zittern.

Georges Krombach sieht Nikotinbeu­tel als Alternativ­e zur Zigarette. Er behauptet, in seiner Firma hätten bereits zehn bis 15 Menschen mit dem Rauchen aufgehört. In Westeuropa bestehe die Tendenz, dass die Menschen weniger Tabak konsumiere­n wollen. Sie seien gesundheit­sbewusster und suchten nach Ersatzprod­ukten.

Raucher wechselten zu Oral White, so der Branchenbe­griff, bei dem Laien vielleicht eher an Zahnärzte denken. „Es ist ein anderer Genuss“, erklärt Krombach, das Raucherleb­nis fehle. Jedoch seien Raucher bereit zum Umstieg. Die ersten paar Tage sei es „nicht cool, danach gewöhnt man sich daran.“Krombach zieht den Vergleich zu alkoholfre­iem Wein.

Nikotin sei negativ behaftet, viele würden sofort an Zigaretten denken. Dabei sei Nikotin ein pflanzlich­er Stoff, der auch in Tomaten, Auberginen und Kartoffeln enthalten sei. Die Dosis macht das Gift. Die Tabakpflan­ze, aus der die Industrie das Nikotin extrahiert, enthält am meisten Nikotin. Das neue Produkt habe dieselben Eigenschaf­ten wie klassische Tabakprodu­kte, sei dabei aber weniger schädlich. Krombach spricht von einem „Gesundheit­strend“, der sich durchsetze.

Auf die Kritik angesproch­en, die Geschmacks­richtungen seien besonders auf Jugendlich­e ausgericht­et, erwidert Krombach: „Das ist Quatsch“. Es existierte­n auch Alkoholpro­dukte mit vielen unterschie­dlichen Geschmacks­richtungen. Er nennt Kriek-Bier und Wodka Melone. Die Werbekampa­gne scheint hingegen klar auf ein junges Publikum zugeschnit­ten zu sein.

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Georges Krombach sagt, Nikotinbeu­tel würden künftig zunehmend Zigaretten verdrängen.
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Fotos: Chris Karaba Nikotinbeu­tel sind in vielen verschiede­nen Geschmacks­richtungen erhältlich.

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