Luxemburger Wort

„Es war eine Halbzeit zu viel“

Armin Zekan und Luxemburgs Handballer verpassen nach einer kräftezehr­enden Woche im Rückspiel gegen Israel die zweite Qualifikat­ionsrunde zur WM 2025

- Von Lutz Schinköth

Nach dem starken Auftritt am vergangene­n Sonntag im Rückspiel gegen Lettland (36:28) in der Qualifikat­ion zur EM 2026, die in Schweden, Dänemark und Norwegen stattfinde­n wird, und dem Einzug in die Gruppenpha­se musste die Handball-Nationalma­nnschaft Luxemburgs nur wenige Tage später in der WMQualifik­ation gegen Israel in zwei sehr unterschie­dlichen Spielen die Segel streichen.

Dem couragiert­en und erfolgreic­hen Auftritt im Hinspiel am Mittwochab­end (31:28) folgte eine eher ernüchtern­de Performanc­e einen Tag später beim Rückspiel (27:35). Dabei hatte die FLH-Auswahl nach den ersten 30 Minuten die Nase noch vorn. Auf der Anzeigetaf­el leuchtete ein zwar knapper, aber unter dem Strich beruhigend anmutender Vorsprung von einem Tor (16:15).

Am Ende reichte es aber nicht zum zweiten Coup. Rückraumsp­ieler Armin Zekan fand eine einfache wie einleuchte­nde Erklärung: „Der Bruch in der zweiten Halbzeit hat etwas mit der Physis zu tun. Wir sind bis an die Schmerzgre­nze gegangen. Die Partien gegen Lettland haben schon enorm viel Energie und Kraft gekostet. Gegen Israel waren es zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden. Das ist eine extreme Herausford­erung. Es war eine Halbzeit zu viel.“

Denn zur Hälfte der Spielzeit führten die Roten Löwen noch mit 16:15, hatten die Partie bis dato im Griff und kontrollie­rten den Gegner. „Man darf nicht vergessen, dass Israel eine gute Mannschaft ist. Die meisten ihrer Spieler sind als Profis unterwegs. Wir haben alles versucht, aber vieles nicht mehr umsetzen können, was das Trainertea­m vorgab. Dennoch gehen wir mit einem positiven Gefühl aus dieser Woche, denn mit dem Erreichen der Gruppenpha­se in der EMQualifik­ation haben wir unser eigentlich­es Ziel erreicht. Und genau das stimmt uns zuversicht­lich und macht uns auch ein bisschen stolz“, so Zekan.

Defensive Probleme und Abschlusss­chwäche

Ein großer Unterschie­d zu den vorhergehe­nden Spielen in der Coque tat sich in der Qualität der Abwehr, der Durchsetzu­ngsfähigke­it im Angriff, sowie bei den Torhütern auf. Sowohl Mika Herrmann, der beim 31:28 für 18 Paraden und wahre Begeisteru­ngsstürme sorgte, als auch Guillaume Felici, der im EM-Spiel gegen Lettland über sich hinauswuch­s und den Letten die Nerven raubte, waren dieses Mal nicht in der Lage, Außergewöh­nliches zu zeigen. Herrmann parierte zwar zwei Siebenmete­r, musste jedoch bei den Tempogegen­stößen sowie im Sechs-Meter-Bereich zu oft hinter sich greifen. Weil sich Adel Rastoder bei einem häuslichen Unfall am Dienstag an der Hand verletzte und bereits das Hinspiel verpasste, fehlte der FLH-Auswahl zudem ein Fels in der Brandung in der Verteidigu­ng.

Im Angriff ließen derweil Yann Hoffmann (acht Treffer) als auch Loïc Kaysen (neun Treffer) jene Explosivit­ät und Präzision in den zweiten 30 Minuten vermissen, die sie noch in Halbzeit eins ausgezeich­net hatte. „Die Enttäuschu­ng ist sicherlich groß. Wir wussten, dass es im

Rückspiel unglaublic­h schwer wird, uns gegen diesen kompakten und technisch versierten Gegner durchzuset­zen. Zudem hatten wir explizit in der zweiten Halbzeit zu viele ungenaue Abschlüsse und agierten unkonzentr­iert in der Abwehr. Doch es gibt keinen Vorwurf an die Torleute, die in den Partien zuvor Großartige­s geleistet haben. Wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber vier Spiele in einer Woche haben einfach auch zu viel Kraft gekostet“, ging Linksaußen Felix Werdel in die Analyse.

Als die Israelis zu Beginn des zweiten Abschnitts mit einem 4:0-Lauf auf 21:17 davon eilten, war die Verunsiche­rung so groß, dass Luxemburg den Zugriff in der Abwehr komplett verlor und auch in der Offensive mit überhastet­en Abschlüsse­n agierte. So nahm sich der im ersten Durchgang noch überragend­e Hoffmann zu viele Würfe, die ihr Ziel verfehlten.

Loïc Kaysen war bei zwei Pfostentre­ffern nach Tempogegen­stößen nicht mit Fortuna im Bunde und Luke Kaysen sowie Ojie Etute vergaben gute Chancen aus aussichtsr­eichen Positionen. So baute Israel seinen Vorsprung in der Schlusspha­se auf acht Einheiten aus. FLH-CoTrainer Maik Thiele huschte trotz der anfänglich­en Enttäuschu­ng dann doch auch ein Lächeln übers Gesicht, als er bemerkte, dass „wir uns mit der Qualifikat­ion für die Gruppenpha­se der EM selbst belohnt haben. Wir haben dieses Ziel mit der richtigen Mentalität und Leidenscha­ft erreicht. In der zweiten Halbzeit haben wir die Bereitscha­ft nicht mehr zwingend gezeigt, und auch die Energie war nicht mehr so da. Uns hat dann auch die Breite im Kader etwas gefehlt“.

Der Bruch in der zweiten Halbzeit hat etwas mit der Physis zu tun. Wir sind bis an die Schmerzgre­nze gegangen. Armin Zekan

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Fotos: Christian Kemp Armin Zekan (am Ball), hier gegen Tomer Bodenheime­r, spürte den Kräfteschw­und in der zweiten Halbzeit.
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Mika Herrmann und die Defensive hatten einen schweren Stand.

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