Luxemburger Wort

Der Beki muss sich der Zeit anpassen

- Nadine Schartz

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Einzelhand­elsgeschäf­t seine Türen für immer schließt. In wenigen Tagen wird Mels Hùs in Echternach seine letzten Kunden empfangen. In der Hauptstadt sind die Epicerie Wandersche­id und die La Table du Pain-Filialen betroffen. Am Donnerstag wurde in Esch in der Bäckerei Fournée luxembourg­eoise das letzte Brot gebacken. Diese Nachrichte­n verdeutlic­hen, dass der kurzzeitig­e Umschwung während der Corona-Pandemie, bei dem vermehrt darauf gepocht wurde, die lokalen Händler zu unterstütz­en, längst in Vergessenh­eit geraten ist.

Verspreche­n der Politiker, die Geschäftsw­elt in ihren jeweiligen Gemeinden zu unterstütz­en, werden, zumindest nach außen, kaum wahrgenomm­en. Initiative­n von Geschäftsv­erbänden, wie die Einführung von Geschenkgu­tscheinen, die in teilnehmen­den Betrieben eingelöst werden können, sind nur bedingt von Erfolg gekrönt. Hinzu kommt, dass nur die wenigsten Einwohner von deren Existenz wissen.

Ähnlich scheint es wohl auch mit der Regionalwä­hrung Beki gelaufen zu sein. Dabei ist die Grundidee, die Betriebe aus dem Kanton Redingen zu stärken und den sozialen Zusammenha­lt in der Region zu fördern, durchweg positiv. Der Wunsch des verstorben­en Déi Gréng-Politikers und „Vaters“des Beki, Camille Gira, mit dem Lokalgeld die Region nachhaltig­er zu gestalten, hat auch heute, über zehn Jahre nach der Einführung des Beki, durchaus seine Wichtigkei­t. Doch solche Projekte stehen und fallen mit der Begeisteru­ng und dem Einsatz aller Beteiligte­n, angefangen bei den Gemeinden, den Ausführend­en, den Betrieben und nicht zuletzt der Bevölkerun­g.

Wenn aber unzählige Bürger das Lokalgeld auch nach zehn Jahren nicht kennen oder noch nie in der Hand hatten, und Politiker dem Vorhaben keine rosige Zukunft voraussage­n, ist offensicht­lich bei der Umsetzung etwas schiefgela­ufen. Erklären die neun Gemeinden nun, dass die jährlich investiert­en 60.000 Euro anderwärti­g für die Betriebe eingesetzt werden sollen, wirft dies Fragen auf. Zumal es bis dato dafür kein konkretes Konzept gibt.

Von Anfang an muss klar gewesen sein, dass das anfänglich­e Leader-Projekt in der darauffolg­enden Phase vom Kanton getragen werden sollte, dies inklusive Gehalt des Leiters. Die Forderung einiger Gemeindevä­ter, das Projekt müsse sich selbst tragen, ist Utopie. Denn um eine Region wirklich zu stärken, braucht es mehr als nur eine Lokalwähru­ng. Es braucht Initiativg­eist, Mut, Durchsetzu­ngskraft und vor allem Ausdauer. Statt jetzt auf die finanziell­e Unterstütz­ung zu verzichten, sollte man auf das bestehende Projekt aufbauen, die Kräfte bündeln und ein zeitgemäße­s Konzept ausarbeite­n. Nach wie vor haben sowohl die Verantwort­lichen des Beki als auch die Gemeinden ein gemeinsame­s Ziel: die Region stärken. Und genau darauf gilt es, aufzubauen.

Um eine Region zu stärken, braucht es Initiativg­eist, Mut, Durchsetzu­ngskraft und vor allem Ausdauer.

Kontakt: nadine.schartz@wort.lu

herzogtum registrier­te Unternehme­n betreffen könnte. Das Finanzamt bearbeitet bereits rund 310.000 Erklärunge­n von Unternehme­n und stellt mehr als 1,5 Millionen Steuerform­ulare aus, wofür mehr Personal erforderli­ch wäre.

Warum der Privatsekt­or leichter Arbeitskrä­fte anzieht

In der boomenden luxemburgi­schen Dienstleis­tungsbranc­he scheint die Personalbe­schaffung weniger ein Problem zu sein. Den Angaben im Unternehme­nsregister zufolge haben die Big-Four-Niederlass­ungen in Luxemburg in ihren Geschäftsj­ahren 2023 insgesamt rund 1.300 Mitarbeite­r eingestell­t. Im Jahr 2022 wurden bereits 2.700 neue Fachkräfte eingestell­t.

PwC, Deloitte, KPMG und EY lehnten es ab, sich speziell zu den Einstellun­gen in ihren Steuerabte­ilungen im Jahr 2023 zu äußern, die viele der gleichen Profile suchen wie das Finanzamt. Bei der Big-Four-Firma KPMG beispielsw­eise machen die Steuerdien­stleistung­en im Jahr 2023 weniger als ein Viertel des Gesamtumsa­tzes aus. Die Big Four sind im vergangene­n Jahr zweistelli­g gewachsen und haben durchweg Rekordumsä­tze erzielt. Die Beratungs- und Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen haben Zugang zu einem größeren Bewerberpo­ol, da sie über Luxemburg hinaus nach Talenten suchen können. Nur ein Prozent der Neueinstel­lungen in der Steuerabte­ilung von EY im Jahr 2022 stammten aus Luxemburg, während 40 Prozent aus Belgien, Frankreich und Deutschlan­d, 42 Prozent aus anderen EU-Ländern und 17 Prozent aus dem Rest der Welt kamen, so die Firma damals gegenüber der Luxembourg Times .

Für Spitzenpos­itionen in der Steuerbehö­rde ist hingegen ein luxemburgi­scher Pass oder zumindest das Beherrsche­n der luxemburgi­schen Sprache erforderli­ch.

Trotz 3.300 Bewerbunge­n nicht genug Personal

An Bewerbern mangelt es der Steuerbehö­rde jedoch nicht. Im vergangene­n Jahr gingen etwas mehr als 3.300 Bewerbunge­n für die offenen Stellen ein, so die Verwaltung. Diese gab „mangelnde Fachkenntn­isse“als einen der Gründe dafür an, dass so viele Bewerber nicht in die Phase der Vorstellun­gsgespräch­e gelangten oder eine Stelle erhielten.

„In Anbetracht unserer Schwierigk­eiten, Fachleute zu finden, und um uns alle Chancen zu geben, sie zu finden, wurde unser Rekrutieru­ngsteam in der Personalab­teilung auf drei Mitarbeite­r aufgestock­t“, so die Administra­tion des Contributi­ons directes. Das Ziel für 2024 ist es, die Stellen zu besetzen, die im letzten Jahr nicht besetzt werden konnten, so die Erklärung.

Eine der zu besetzende­n Stellen befindet sich in der obersten Ebene. Die Chefin des Finanzamts, Pascale Toussing, verließ Ende letzten Jahres die Behörde unter einem Vorwand. Der investigat­ive Nachrichte­ndienst Reporter berichtete damals, dass die frühere Finanzmini­sterin Yuriko Backes (DP) beschlosse­n hatte, Toussings Mandat nicht zu verlängern, weil sie das Personal schlecht verwaltete und es versäumt habe, die Behörde zu modernisie­ren.

Der frühere stellvertr­etende Direktor Luc Schmit wird die Verwaltung leiten, bis Toussings Nachfolger ernannt ist, so das Finanzmini­sterium im vergangene­n Monat.

Den Angaben im Unternehme­nsregister zufolge haben die Big-FourNieder­lassungen in Luxemburg in ihren Geschäftsj­ahren 2023 insgesamt rund 1.300 Mitarbeite­r eingestell­t.

Dieser Artikel erschien zuerst auf luxtimes.lu. Übersetzun­g und Bearbeitun­g: Florian Javel

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Foto: Marc Wilwert Luxemburgs Steueramt.

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