Eine Währung, zwei Perspektiven
Die Lokalwährung Beki wird nicht mehr vom Kanton Redingen unterstützt. Die Beteiligten erläutern ihre Perspektiven
Im Oktober letzten Jahres hat sich das Komitee des interkommunalen Syndikats Redinger Kanton mit großer Mehrheit gegen die Erneuerung seines Vertrags mit De Kär entschieden. Dieser regelt die finanzielle Unterstützung der Beki-Vereinigung durch das Syndikat. Der Beki wurde vom Syndikat bislang mit bis zu 60.000 Euro unterstützt.
Auf einer Pressekonferenz Anfang Januar thematisierte De Kär die Zukunft des Beki angesichts dieser Entscheidung. Sie hoffen unter anderem auf Unterstützung durch einzelne Gemeinden. Die Bürgermeister aus dem Kanton Redingen signalisieren Gesprächsbereitschaft: Wenn De Kär einen entsprechenden Vorschlag vorlege, werde dieser natürlich im Gemeinde- bzw. Schöffenrat diskutiert.
Bürgermeister bemängeln fehlende Dynamik
Die Bürgermeister stimmen darin überein, dass die Förderung des lokalen Handels wichtig sei. Der Großteil zeigt Sympathie für die Idee des Beki. Den konkreten Nutzen der Lokalwährung beurteilen die meisten Bürgermeister allerdings eher negativ. „Der Beki war immer ein gutes Aushängeschild für den Kanton“, sagt etwa Bodem Pollo, Bürgermeister von Useldingen. „Aber nach zehn Jahren muss man Bilanz ziehen. Und meinem Eindruck nach war die Dynamik bei De Kär zum Schluss nicht mehr ausreichend zu spüren.“
Der Mangel an sichtbaren Ergebnissen ist einer der wesentlichen Kritikpunkte vieler Bürgermeister des Kantons. In den vergangenen Jahren sei De Kär darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass sie sich besser aufstellen und versuchen sollten, mit mehr Betrieben zusammenzuarbeiten, berichten mehrere Bürgermeister. Das sei aber nicht hinreichend geschehen, so die Kritik der meisten Gemeindeoberhäupter. Dass einige große Betriebe nie bei dem Projekt mitgemacht haben, sei eines der Probleme des Beki.
Weitere Finanzierung nicht rechtfertigbar
„In meinen Augen muss sich eine solche Idee selbst finanzieren, sonst hat sie ihren Zweck verfehlt“, führt der Vichtener Bürgermeister Luc Recken an. Wie viele seiner Amtskollegen betont er die Verantwortung für Bürger und Gemeinde. „Wir müssen das Geld im Sinne der Bürger und der Region investieren“, meint auch die Bürgermeisterin von Rambrouch, Myriam Binck. „Wir sind im Syndikat sehr solidarisch, aber wir müssen auch schwierige Entscheidungen treffen. Wenn gute Ideen nicht genug Früchte tragen, dann können wir es nicht rechtfertigen, sie noch weiter zu unterstützen.“
Zur eindeutigen Entscheidung des Komitees könnte auch die von De Kär angefragte Erhöhung der Unterstützung auf 110.000 Euro beigetragen haben. Die halten viele Redinger Bürgermeister angesichts der in ihren Augen zu geringen Verbreitung des Beki für nicht tragbar. Viele Bürger hätten nie im Leben einen Beki in der Hand gehabt, und das Geld solle dem gesamten lokalen Handel zugutekommen. Dementsprechend sei es im Budget bereits eingeplant – auch wenn es bislang noch keine konkreten Projekte gebe.
Verpasste Chancen
„Um den Beki gab es zu sehr einen ideologischen Diskurs, statt ihn in der Sprache des Volkes zu erklären“, meint der Saeuler Bürgermeister Gérard Zoller. „Er soll den regionalen Handel fördern. Im Kanton allein haben wir aber nicht die kritische Masse, die für eine Lokalwährung vermutlich erforderlich wäre“, bedauert das Gründungsmitglied des Beki. Mehrere seiner Kollegen sehen das ähnlich. „Viele Leute aus dem Kanton arbeiten und tanken andernorts und kaufen dort oder auch online ein“, gibt Henri Rasqué, Bürgermeister von Ell, zusätzlich zu bedenken.
Der Bürgermeister von Beckerich, Thierry Lagoda, steht nach wie vor hinter dem Beki. „Das Projekt ist nicht perfekt gelaufen. Es muss sich entwickeln, was zum Beispiel mit dem BekiPay auch passiert. Mit mehr Begleitung hätte man noch positive Änderungen erreichen können, denke ich.“Es sei aber nun eine demokratische Entscheidung getroffen worden, die die gute Zusammenarbeit untereinander nicht mindere, betonen Lagoda und Zoller hinsichtlich des eindeutigen, aber nicht einstimmigen Entschlusses.
Verschiedene Lebenswirklichkeiten
„Wir schauen jetzt nach vorn“, sagt der Koordinator der Beki-Vereinigung, Max Hilbert. Dem schließen sich Christianne Wickler, Direktorin des Pall Center, und Paul Kauten, Direktor des Energiepark Redingen und von Energy Revolt, an. Die Stimmung unter den Mitgliedern sei gut, und es werde konstruktiv darüber nachgedacht, wie De Kär weitermachen könne. Auf die Zusammenarbeit mit dem Syndikat angesprochen, meint Hilbert: „Ein Problem waren die verschiedenen Lebenswirklichkeiten von uns und den Politikern.“
Kauten und Wickler heben den Gemeinschaftsgedanken des Beki hervor. Die Lokalwährung helfe dabei, ein starkes wirtschaftliches Netzwerk zu schaffen. Beide fragen sich, wie eine künftige Unterstützung mit dem vorgesehenen Budget von 60.000 Euro aussehen könne. Sie bedauern, dass sich ihres Wissens nach kein Politiker vor der Abstimmung bei lokalen Betrieben informiert habe. „Wenn Politiker nur dann etwas vom Beki mitbekommen, wenn sich bestimmte Bürger beschweren, haben sie natürlich ein ganz anderes Bild davon als wir“, resümiert Hilbert. Einer Umfrage von De Kär zufolge stehen die meisten Bürger dem Beki positiv gegenüber.
Der Beki als Dienstleistung für die Region
Hilbert betont, dass der Beki mehr als ein Projekt sei. Vielmehr sei es eine wirtschaftliche, soziale und ökologische Dienstleistung für den Kanton. „Und die muss als solche wahrgenommen und bezahlt werden, genauso wie jede andere auch. Unser Dienstleistungsvertrag mit dem Syndikat über 60.000 Euro jährlich reichte nicht aus, um unsere Kosten zu decken. In den vergangenen drei Jahren hatten wir insgesamt 68.000 Euro zu wenig“, ergänzt er. Die Vereinigung hat nun auf ihrer Homepage einen Spendenaufruf für den Beki veröffentlicht.
Wegen des finanziellen habe De Kär wenig Neues umsetzen können. „Umso bemerkenswerter ist es, dass wir mit anderen Regionalwährungen mithalten können“, meint Paul Kauten im Hinblick auf Statistiken zur Verbreitung des Beki. Sowohl pro Bürger als auch pro Unternehmen ist im Redinger Kanton demnach im Schnitt mehr Lokalwährung im Umlauf als in anderen Gebieten, etwa dem Verwendungsgebiet des Chiemgauers in Bayern.
Sowohl die Redinger Bürgermeister als auch De Kär betonen, wie wichtig ihnen die Stärkung des lokalen Handels und der Zusammenhalt in der Region seien. Auf die Frage, welche Rolle der Beki dabei einnimmt, gibt es offenbar sehr unterschiedliche Perspektiven. Bei allen Differenzen zeigen sich die Beteiligten bemüht, nüchtern nach vorn zu schauen – und sich und die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen nach ihren Vorstellungen in die Region einzubringen.
Um den Beki gab es zu sehr einen ideologischen Diskurs, statt ihn in der Sprache des Volkes zu erklären. Gérard Zoller, Bürgermeister von Saeul