Liberty Steel steht vor einem Ultimatum
Um Ilva (heute ADI) und das Stahlwerk im süditalienischen Tarent kaufen zu können, hatte sich ArcelorMittal 2019 von sieben anderen Werken getrennt, darunter die Schwesterwerke in Düdelingen und Lüttich. Das Werk in Düdelingen wird seitdem von Liberty Steel betrieben, wobei dieses Verb lange nicht mehr zutrifft: seit Mitte 2023 steht die Fabrik still.
Die 160 von ehemals 280 Mitarbeiter erhalten seitdem zwar ihren Lohn und müssen jeden Tag im Werk erscheinen, wissen gleichzeitig aber nicht, ob sie auch am Ende des Monats ihr nächstes Gehalt bekommen. „Ein unhaltbarer Zustand“, sagt ein Gewerkschafter.
Das Luxemburger Wirtschaftsministerium hatte einen Interessenten für den Standort gefunden, der das Stahlwerk weiterbetreiben wollte, doch es wurde keine Einigung gefunden. Wenn das Werk in Tarent nicht mehr ArcelorMittal gehört, könnte der Stahlkonzern LiègeDudelange zurückkaufen. Das wäre sicher im Interesse der Regierung. Nach der gescheiterten Ilva-Übernahme bekäme der Konzern von der Europäischen Kommission grünes Licht. Von ArcelorMittal heißt es dazu aber nur, ein möglicher Rückkauf sei „kein Thema“, auch weil die Werke ohnehin nicht zum Verkauf stünden.
Liberty Steel teilt auf Nachfrage mit, man arbeite daran, „eine nachhaltige Lösung für das Unternehmen zu finden“, und prüfe strategische Optionen. Man scheint am Standort festhalten zu wollen, denn weiter heißt es, die Wiederaufnahme der Produktion habe weiterhin Priorität.
Die Luxemburger Regierung will die Möglichkeiten nutzen, „die das am 1. November 2023 in Kraft getretene Gesetz über den Erhalt von Unternehmen und die Modernisierung des Konkursrechts bietet“, teilt das Wirtschaftsministerium im Dezember auf eine parlamentarische Anfrage mit. Mit dem Gesetz können gerichtliche Maßnahmen ergriffen werden, die die Geschäftstätigkeit und die damit verbundenen Arbeitsplätze erhalten, um die dem Staat durch einen Konkurs entstehenden Kosten zu vermeiden. Dazu sind auch Verfahren zur gerichtlichen Umstrukturierung möglich, sobald ein Unternehmen kurz- oder langfristig gefährdet ist. Das habe man auch der Geschäftsleitung von Liberty Steel mitgeteilt. MeM