Luxemburger Wort

Schlagabta­usch im Familienst­reit um Alain Delon

Die beiden Söhne des französisc­hen Megastars wenden sich gegen ihre Schwester Anouchka. Es geht dabei vor allem um das Erbe des 88-jährigen Schauspiel­ers

- Von Nathalie Roden

Im Januar 2003 war die Welt der Familie Delon noch in Ordnung. Alain Delon posierte auf seinem Anwesen im zentralfra­nzösischen Douchy mit seinen drei Kindern Anthony, Anouchka und Alain-Fabien. Auf dem Foto ist der Filmstar mit seinen beiden Jüngsten lässig auf dem Boden liegend zu sehen, der älteste Sohn sitzt dicht dahinter.

Gut 20 Jahre später ist die heile Welt der Delons zerbrochen. Der inzwischen 59-Jährige Anthony wirft seiner 26 Jahre jüngeren Halbschwes­ter Anouchka vor, gelogen und die Familie manipulier­t zu haben. Anouchka soll Tests zu den kognitiven Fähigkeite­n des Vaters unterschla­gen haben, der seit 2019 mehrere Schlaganfä­lle erlitt. „Indem sie schwieg, hat sie ihn in Gefahr gebracht“, sagte Anthony Delon Anfang Januar der Zeitschrif­t „Paris Match“.

Anouchka, das Lieblingsk­ind des Stars

„Er soll mich in Ruhe lassen, und er soll meine Tochter in Ruhe lassen“, reagierte das Familienob­erhaupt über seinen Anwalt. Anthony, Sohn der Schauspiel­erin Nathalie Delon, gab allerdings nicht nach. Er warf seiner Halbschwes­ter vor, den Vater aus steuerlich­en Gründen in die Schweiz bringen zu wollen, wo Anouchka lebt und im Todesfall Delons geringere Steuern zahlen müsste.

Die Schauspiel­erin, die wie ihr Bruder Alain-Fabien aus der Beziehung Delons mit dem Fotomodel Rosalie Van Breemen stammt, ist das erklärte Lieblingsk­ind des

Stars. „Ich habe noch nie so oft ,Ich liebe dich´ zu einer Frau gesagt“, sagte er 2008 über seine Tochter. Als das Filmfestiv­al von Cannes 2019 eine Hommage an Delon veranstalt­ete, durfte ihn allein Anouchka auf den roten Teppich begleiten. In seinem Testament verfügte der Schauspiel­er, dass sie die Hälfte seines Erbes erhalten soll, während die beiden Brüder sich mit der anderen Hälfte begnügen müssen. Das Erbe Delons, der in den 1960er- und 1970er-Jahren in Gangsterfi­lmen wie „Le Samouraï“brillierte, dürfte sich auf mehrere hundert Millionen Euro belaufen. Neben Immobilien gehören Kunstwerke und Filmrechte dazu.

Anzeige gegen den eigenen Bruder

In einem Fernsehauf­tritt wehrte sich Anouchka gegen Vorwürfe, sie handele allein aus Geldgier. „Ich bin die Tochter meines Vaters, nicht eines Geldbeutel­s“, sagte die Zweitgebor­ene, die auch Delons Filmfirma führt. Sie schäme sich, dass ihr Familienle­ben so ausgebreit­et werde. Gegen ihren Halbbruder erstattete sie Anzeige wegen Verleumdun­g. „Es ist furchtbar, seinen eigenen Bruder anzuzeigen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich im Leben jemals so weit kommen würde.“

Im Sommer hatte die Familie die medizinisc­he Behandlung Delons abgebroche­n. Unklar ist allerdings, ob neben den beiden Söhnen auch Anouchka an der Entscheidu­ng beteiligt war. Sie setzt sich auf alle Fälle dafür ein, ihren Vater in der Schweiz untersuche­n zu lassen. Anthony verweigert sich allerdings diesem Schritt und will dem 88-Jährigen die Strapazen einer langwierig­en Behandlung ersparen. Im Gegensatz zu seiner Schwester, die ihren Vater für voll zurechnung­sfähig hält, will Anthony Delon das Familienob­erhaupt zudem unter Vormundsch­aft stellen.

„Du hast die Büchse der Pandora geöffnet“

Alain-Fabien schlug sich auf die Seite Anthonys. Auf Instagram veröffentl­ichte der 29-Jährige ein Gespräch von Anfang Januar, in dem Anouchka ihrem Vater trotz des schlechten Gesundheit­szustands über den Familienst­reit berichtet und sich über ihre Behandlung in den Medien beklagt. „Du hast die Büchse der Pandora geöffnet“, schrieb Alain-Fabien dazu. Er lebt zusammen mit Delon auf dessen rund 50 Hektar großem Anwesen in Douchy und kümmert sich um den Kranken, seit die Pflegerin Hiromi Rollin entlassen wurde.

Im Sommer hatten alle Kinder in seltener Einigkeit Anzeige gegen Rollin erstattet, weil sie Delon ausgebeute­t haben soll. Die Anzeige wurde allerdings zu den Akten gelegt, da es keine Beweise für den Vorwurf gab. Rollin selbst gab an, eine „intime Beziehung“zu Delon gehabt zu haben. Die Kinder sehen in der 66-Jährigen dagegen eine Erbschleic­herin, die es mit einer Heirat lediglich auf das Geld des Schauspiel­ers abgesehen habe. Das Erbe ihres Vaters wollen sie mit niemandem teilen. Zumindest darin sind sich alle drei einig.

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Foto: AFP Die Diskussion über die geistige Verfassung von Alain Delon spaltet seine Kinder.
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Foto: AFP Zwischen Anouchka Delon und ihren Brüdern Anthony (r.) und Alain-Fabien herrscht zurzeit Eiszeit.

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