Luxemburger Wort

„Das ist absolut geil“

Erst nach langer Diskussion mit den Kampfricht­ern darf sich Kugelstoße­r Bob Bertemes über die OlympiaQua­lifikation freuen. Danach lässt er sich in der Coque feiern

- Von Jan Morawski

Bob Bertemes riss die Arme in die Luft, schlug sie aber kurz danach über dem Kopf zusammen. Der Kugelstoße­r hatte gestern beim CMCM Indoor Meeting im sechsten Versuch sein Arbeitsger­ät auf sensatione­lle 21,71 m geschleude­rt, doch der Kampfricht­er hob die rote Fahne. Ungültig. „Die beiden Kampfricht­er waren sich nicht einig, zu welchem Zeitpunkt ich übergetret­en sein soll“, erklärte Bertemes. „Da habe ich gewusst: Wir haben eine Chance.“

Nach langer Diskussion und dem Studium der Videobilde­r stand fest: Der Versuch zählt. Und nicht nur das: Mit der weltweit besten Weite des Jahres 2024 gewann Bertemes nicht nur den Wettkampf und stellte einen neuen Meetingrek­ord auf, sondern qualifizie­rt sich sogar für die Olympische­n Sommerspie­le in Paris.

„Ich war noch nie in der Position, dass ich so weit gehen und Protest einlegen musste“, erläutert Bertemes. Entscheide­nd war, dass einige Zuschauer auf der Tribüne den Wettkampf gefilmt hatten. „Sie kamen gleich herunterge­rannt und haben uns die Videos gezeigt“, verrät der 30-Jährige. Der Athlet musste beweisen, dass es keine Berührung gab. „Das ist ziemlich komplizier­t, da hatten wir großes Glück.“

„Das ist echt ein schönes Gefühl“, sagt Bertemes. „Aber es ist auch ein bisschen schade, weil ich den Stoß gerne direkt mit den Leuten gefeiert hätte.“Denn die Zuschauer in der Coque machten bei jedem Versuch des Luxemburge­rs richtig Lärm. Bereits im zweiten Durchgang, als Bertemes in 21,20 m den zweitplatz­ierten Bosnier Mesud Pezer (20,61 m) überflügel­te, jubelten die Menschen auf den Rängen.

Probleme mit der Konstanz

„Das ist absolut geil“, zeigt sich Bertemes beeindruck­t. „So viele Leute wie in diesem Jahr waren wohl noch nie hier. Für uns Athleten ist diese Stimmung extrem motivieren­d. Das ist hier im Land einmalig.“Dabei weiß Bertemes genau, wie es sich anfühlt, in der Coque zu gewinnen. Bereits im vergangene­n Jahr hatte sich der Kugelstoße­r beim CMCM Indoor Meeting durchgeset­zt.

Doch der selbstkrit­ische Athlet hatte auch etwas auszusetze­n – vor allem im

Die Zuschauer kamen gleich herunterge­rannt und haben uns die Videos gezeigt. Bob Bertemes

Hinblick auf die anstehende­n Aufgaben. Denn während Bertemes gestern zwei sehr starke und vier schwächere Versuche hatte, bewegte sich Pezer beispielsw­eise auf stabilem Niveau. „Wir müssen davon ein bisschen wegkommen“, sagt Bertemes. „Meine Leistung muss konstanter werden.“

Vor allem bei Welt- und Europameis­terschafte­n muss Bertemes nämlich innerhalb der ersten drei Versuche überzeugen, um überhaupt weitermach­en zu dürfen. „Da bringt es mir nichts, wenn ich im Sechsten ganz toll stoße, aber gar nicht bis dahin komme.“In der Fehleranal­yse mit Trainer Khalid Alqawati gehe es nun also darum, diese „Riesen

streuung“zu minimieren. Doch erst einmal kann Bob Bertemes seine Leistung genießen. Ein gemeinsame­s Frühstück mit der Trainingsg­ruppe, zu der in den nächsten Wochen auch Konkurrent Pezer gehört, war für heute Morgen bereits geplant. „Da freue ich mich sehr drauf“, verrät Bertemes.

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