Luxemburger Wort

Laut Bettel schwindet die Unterstütz­ung für Israel

Innerhalb der Europäisch­en Union wird die Kritik Richtung Jerusalem immer lauter

- Von Diego Velazquez (Brüssel)

Unter den 27 Regierunge­n der Europäisch­en Union steigt allmählich die Kritik an Israel angesichts der Kriegsführ­ung im Gazastreif­en. Besonders problemati­sch sehen zahlreiche Regierunge­n, dass Israel eine Zwei-Staaten-Lösung offen ablehne, ohne aber alternativ­e Wege Richtung Frieden vorzulegen. Die EU bemüht sich indes, die Idee der Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonf­likt wiederzube­leben.

Der EU-Chefdiplom­at Josep Borrell hat gestern eine mögliche Strategie dafür bei einem Treffen der Außenminis­ter aus den 27 EU-Staaten in Brüssel vorgelegt. „Wir müssen aufhören, über den Friedenspr­ozess zu sprechen und anfangen, konkreter über den Prozess der Zwei-Staaten-Lösung zu reden“, sagte der Spanier gestern. Er wisse, dass dies ein schwierige­s Thema sei. Es gebe aber die moralische Verpflicht­ung, alles dafür zu tun, um nach einer Lösung zu suchen.

Sehr offen kritisiert­e er die Frontalopp­osition der israelisch­en Regierung gegen die Schaffung eines palästinen­sischen Staates. „Über welche anderen Lösungen denken sie (dann) nach?“fragte er. „Alle Palästinen­ser gehen lassen? Sie töten?“fügte er hinzu. Die Israelis „säen die Saat des Hasses für kommende Generation­en“, sagte Borrell.

Doch nicht nur der Spanier Borrell, der für EU-Verhältnis­se als propalästi­nensisch bezeichnet werden kann, äußerte sich so. Auch bei Regierungs­vertretern, die nach den Gräueltate­n der Hamas am 7. Oktober ausschließ­lich auf Israels Recht auf Verteidigu­ng pochten, wächst langsam der Unmut angesichts der brutalen und vermeintli­ch strategiel­osen Kriegsführ­ung der israelisch­en Regierung.

„Wenn die Israelis nicht an eine Zwei-Staaten-Lösung glauben, dann sind sie isoliert“, so Luxemburgs Außenminis­ter Xavier Bettel (DP). Israel könne nicht mehr argumentie­ren, in einer Notwehr-Situation zu sein, so der Außenminis­ter. Die Zahl der Opfer sei nicht mehr zu rechtferti­gen, so Bettel. „Die Unterstütz­ung für Israel droht, schnell sehr klein zu werden“, warnte er weiter.

Berlin pocht auch auf Zwei-Staaten-Lösung

Wenn die Israelis nicht an eine ZweiStaate­n-Lösung glauben, dann sind sie isoliert Xavier Bettel, Außenminis­ter

Eine Zwei-Staaten-Lösung, bei der Palästinen­ser und Israelis nebeneinan­der leben, sei die „einzige Lösung“, betonten auch andere Minister, darunter sogar die deutsche Diplomatie­chefin Annalena Baerbock. „Selbst diejenigen, die davon nichts hören wollen, haben bisher keine Alternativ­e angeboten“, sagte sie kritisch – auch Richtung Jerusalem.

In diesem Zusammenha­ng sei die Weigerung Israels, eine solche Lösung zu finden, „besorgnise­rregend“, erklärte der neue französisc­he Außenminis­ter Stéphane Séjourné.

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