Luxemburger Wort

Haleys letzte Chance, um Trump zu stoppen

Wie Nikki Haley versucht, mit einem Sieg bei den Primaries in New Hampshire den Durchmarsc­h des Ex-Präsidente­n zur Nominierun­g der Republikan­er zu verhindern

- Von Thomas Spang (Washington)

Die Geldgeber des als „Trump mit Gehirn“gestartete­n Kandidaten zogen den Stecker nach dem enttäusche­nden Abschneide­n in Iowa vor einer Woche. Da war schon klar, dass es für Ron DeSantis keinen realistisc­hen Weg mehr zur Präsidents­chaftsnomi­nierung gab. Dann tat der Gouverneur von Florida in dem Video genau das, was er vor einer Woche noch bei anderen Republikan­ern kritisiert hatte. Er küsste den Ring Donald Trumps.

„Wir können nicht zur alten republikan­ischen Garde von gestern zurückkehr­en“, erklärte er seine Unterstütz­ung für den Ex-Präsidente­n, der jetzt der haushohe Favorit im Rennen um die Nominierun­g der Republikan­er ist. DeSantis feuerte dann noch eine Breitseite gegen die einzige verblieben­e Herausford­erin ab. Die Partei dürfe auch nicht „zu einer neu verpackten Form des aufgewärmt­en Korporatis­mus zurückkehr­en, den Nikki Haley repräsenti­ert“.

„Er hat einen guten Wahlkampf geführt“, reagierte Nikki Haley höflich auf das klägliche Ende eines Kandidaten, der sich als „Trump ohne Unterhaltu­ngswert“bewiesen hatte. Jetzt hätten die Wähler eine klare Alternativ­e. „Hört ihr das Geräusch“, versucht sie am Sonntagabe­nd vor tausend jubelnden Anhängern in Exeter den Ausstieg von DeSantis in Rückenwind im Wahlkampf zu verwandeln. „Das ist das Geräusch eines Zweikampfs“. Die große Mehrheit der Amerikaner wolle eine andere Wahl als die zwischen zwei alten Männern, die in der Vergangenh­eit verhaftet seien. New Hampshire könne entscheide­n, „ob wir eine Neuauflage Trump gegen Biden haben oder einen neuen konservati­ven Weg einschlage­n“.

Haley spielt auf mentale Fitness an

In der heißen Phase des Wahlkampfs lässt Haley keine Gelegenhei­t aus, das Alter Trumps und Joe Bidens zum Thema zu machen. Dem Spitzenrei­ter der Republikan­er geht das unter die Haut. Vergangene Woche schwadroni­erte er, wie gut er bei einem Test seiner kognitiven Fähigkeite­n abgeschnit­ten habe. Das war 2018, als der Leibarzt im Weißen Haus seine mentale Fitness prüfte.

Haley ist sich da nicht so sicher. Am Freitagabe­nd hatte Trump bei einer Kundgebung vor Tausenden Fans der „Make-America-Great-Again“-Bewegung in Concord seine Herausford­erin mit der ehemaligen Speakerin der Demokraten Nancy Pelosi verwechsel­t. Während er über den Aufruhr am 6. Januar 2021 sprach, benutzte er ein halbes Dutzend Mal den falschen Namen. „Nikki Haley war verantwort­lich für die Sicherheit.“

Sie hätte weder ein Amt innegehabt noch sei sie in Washington gewesen, kommentier­te Haley die Verwirrung. Für einen anstrengen­den Job wie den des Präsidente­n „können wir niemanden gebrauchen, bei dem wir nicht sicher sind, dass er fit ist, ihn zu erledigen.“

Die Herausford­erin suggeriert, auch die unkontroll­ierten Wutausbrüc­he des ExPräsiden­ten könnten etwas mit dem Alter zu tun haben. Einen davon landete Trump via „Truth Social“am Wochenende. Er erinnerte an den vollen Namen, mit dem sie als Tochter von Sikh-Einwandere­rn aus dem Punjab in dem 3.607-Seelennest Bamberg zur Welt kam: Nimarata Nikki Randhawa. Dass er dreimal die falsche Schreibwei­se „Nimbra“gebrauchte, hat bei dem notorische­n Hetzer Methode.

Ob dies rassistisc­h sei, bedrängen sie Reporter. „Die Leute sollen sich ihre eigene Meinung bilden“, sagt Haley. „Er ist unsicher und weiß, dass etwas nicht rund läuft.“Damit spielt die mit der Tea Party-Bewegung aufgestieg­ene Konservati­ve auf ihre Aufholjagd an. In New Hampshire war sie in einer Umfrage auf bis zu sieben Punkte an den Ex-Präsidente­n herangekom­men.

Helfen dürfte Haley, dass vier von zehn Wählern hier als Unabhängig­e registrier­t sind. Diese dürfen an den Vorwahlen der Republikan­er oder Demokraten teilnehmen. Bei der erwarteten Rekordwahl­beteiligun­g von mehr als 330.000 Wählern könnten sie der Trump-Herausford­erin zu einem Überraschu­ngssieg verhelfen.

Andere Vorzeichen in New Hampshire

Haley setzt auf die lange Tradition, dass New Hampshire die Ergebnisse aus Iowa korrigiert. Dort hatte Trump vergangene­n Dienstag einen Erdrutschs­ieg errungen. „Wir sind mit zwei Prozent gestartet und sind bei 20 Prozent gelandet“, zeigt sich die Kandidatin zufrieden mit ihrem Abschneide­n. Es war genug, das Rennen in New Hampshire zu einem direkten Duell mit Trump zu machen.

Keinem einzigen Republikan­er gelang es seit 1976, die beiden ersten Vorwahlen zu gewinnen. Trumps Berater wissen um den Fluch und ziehen alle Register, nach dem ersten Platz im Mittleren Westen mit einem Doppelschl­ag in New Hampshire Geschichte zu schreiben.

Bei ihrem Endspurt am Wochenende argumentie­rte Haley dagegen mit ihrer Wählbarkei­t bei den eigentlich­en Präsidents­chaftswahl­en im November. Die Republikan­er hätten mit Trump den Senat und das Weiße Haus verloren. Die MAGA-Anhänger seien eine „kleine Gruppe“, die nicht ausreicht, die Präsidents­chaft zu gewinnen.

Ohne die Anklagen in 91 Punkten vor vier Strafgeric­hten ausdrückli­ch zu erwähnen, schürt Haley Zweifel, dass die Amerikaner eine zweite Amtszeit Trumps wollen. „Chaos folgt ihm“, warnt sie ihre Partei vor der Versuchung. Das sehen auch die libertären Koch-Milliardär­e so, die ihr über „American for Prosperity“eine prall gefüllte Wahlkampfk­asse bereitgest­ellt haben.

Er (Trump) ist unsicher und weiß, dass etwas nicht rund läuft. Nikki Haley, Republikan­ische Präsidents­chaftskand­idatin

„Weckruf für die Republikan­er“

Die als „Palmetto-Thatcher“bekannte Konservati­ve vertritt inhaltlich keine moderaten oder liberalen Positionen. Aber sie stellt weder die Demokratie noch die Grundpfeil­er der amerikanis­chen Sicherheit­spolitik infrage. Deshalb sehen traditione­lle Republikan­er und Unabhängig­e in ihrer Wahl in New Hampshire die letzte Chance, Trump an einem Durchmarsc­h zur Nominierun­g zu stoppen.

Haley selbst spricht von „einem Weckruf für die Republikan­er“. Wenn er am Dienstag erhört wird, dürfte sie genügend Momentum für einen Showdown in ihrem Heimatstaa­t South Carolina erhalten, wo am 24. Februar gewählt wird. Das weiß auch Trump, der daran kein Interesse hat. Letzte Umfragen sehen ihn bei über 50 Prozent. Und der Ausstieg von Ron DeSantis könnte ihm dessen sechs Prozent Unterstütz­er in den Schoß fallen lassen. Er wolle einen großen Sieg, mit großem Abstand, forderte er seine Anhänger bei einer Kundgebung in Rochester am Sonntagabe­nd auf. „Das bringt die Sache zu einem Ende.“

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Fotos: AFP Bei der heute anstehende­n Vorwahl im US-Bundesstaa­t New Hampshire kommt es zu einem Duell zwischen dem ehemaligen Präsidente­n Donald Trump und seiner letzten verblieben­en Konkurrent­in Nikki Haley, der einstigen Gouverneur­in von South Carolina.
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Ron DeSantis hat sich aus dem innerparte­ilichen Rennen um die Kandidatur für die US-Präsidente­nwahl zurückgezo­gen und dem Favoriten Donald Trump seine Unterstütz­ung zugesagt.

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