Luxemburger Wort

Wo drückt denn der Schuh?

-

Neulich habe ich mir ein Paar Schuhe gekauft, seitdem quäle ich mich durch den Tag. Es war bereits kurz vor sechs Uhr, als ich sie anprobiert­e. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, denn im Laufe des Tages vergrößern sich die Füße, abends sind sie dicker als morgens. So erspart man sich die böse Überraschu­ng, dass die Schuhe im Geschäft noch passen, am nächsten Tag aber nicht mehr.

Ich hatte mich auf Anhieb in die braunen Lederstief­el verliebt, aber meine Größe war nicht mehr vorrätig. Also probierte ich eine Nummer kleiner, man weiß ja nie. Links war kein Problem, aber rechts drückte es. Der große Zeh stieß gegen die Schuhspitz­e. „Leder dehnt sich, nach ein

Mit dem Schuhkauf ist es wie mit der Liebe – am Anfang ist man völlig verblendet.

paar Mal Einlaufen drückt der Schuh nicht mehr“, sagte die Verkäuferi­n und ich bezahlte. Erst am nächsten Tag wurde mir klar, dass Schuhe nie eingelaufe­n werden sollten, sie sollten von Anfang an passen. Auf der Straße drückten sie noch mehr als im Geschäft.

Leider hatte ich den Kassenbon unüberlegt weggeworfe­n, ich konnte die Schuhe deshalb nicht mehr umtauschen. Und selbst wenn, es war Winterschl­ussverkauf: Umtausch ausgeschlo­ssen. Deshalb probierte ich es mit Hausmittel­n: den Schuh mit Essig einreiben, dann sich mit zwei Paar dicken Socken in die Schuhe quetschen und den Föhn auf höchster Stufe 20 Sekunden auf die betroffene Stelle halten. Das wiederholt­e ich etwa zehnmal, während mein Fuß von innen kräftig mitarbeite­te. Für die

Nacht zerknüllte ich fast ein ganzes „Luxemburge­r Wort“und steckte die Papierbäll­e tief in den Schuh. Es half alles nichts.

Mein bester Freund brachte es auf den Punkt: „Mit dem Schuhkauf ist es wie mit der Liebe – am Anfang ist man völlig verblendet von dem Typen und denkt, es passt, aber im Alltag merkt man dann, wie scheiße er ist.“Franziska

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg