Als Skifahren nahe der Hauptstadt noch möglich war
In Helmsingen gab es einst einen Freizeitpark für Kinder. In den 1980er-Jahren entstand gleich daneben eine künstliche Skipiste
Der Regen hat mittlerweile den Schnee der vergangenen Tage wieder vertrieben und damit auch die letzte Hoffnung so mancher Wintersportler, dass hierzulande Loipen für den Langlauf gezogen werden könnten. Dabei gab es sie einst in Luxemburg das ganze Jahr über: die Möglichkeit, Ski zu fahren. In der Gemeinde Walferdingen, am Hang des Helmsinger Sonnebiergs, gab es nämlich in den 1980er-Jahren eine künstliche Skipiste.
Der langjährige LW-Journalist JeanPierre Antony erinnert sich: „Viele Sportler, die später luxemburgische Meister wurden, standen auf dieser Piste zum ersten Mal auf den Brettern“. Für den Skiverband sei die Piste wichtig gewesen, um Nachwuchs zu rekrutieren und junge Menschen an den Skisport heranzuführen.
Aber: „Die Piste hatte ihre Tücken, zum Beispiel weil sie am Ende keinen richtigen Auslauf hatte“, so Jean-Pierre Antony weiter. Er selbst habe sich einmal bei einer Abfahrt verletzt. „Die Noppen auf der Piste waren etwa so groß wie mein Daumen“, erinnert er sich. Bei einem Sturz blieb er darin stecken und brach sich den Daumen.
Auch Jean-Pierre Antonys Tochter, die ehemalige Skisportlerin und heutige LW-Fotografin Anouk Antony, hat Erinnerungen an die Kunststoffpiste. „Nach jeder Abfahrt war die Kleidung schmierig“, erinnert sie sich. Das lag am Gleitöl, mit dem die Piste behandelt wurde, um sie befahrbar zu machen. Anouk Antony hat denn auch selbst an mehreren Meisterschaften in Helmsingen teilgenommen.
Eine zum Teil umstrittene Infrastruktur
Die Piste entstand Anfang der 1980er-Jahre auf Initiative des Luxemburger Skiverbandes FLS direkt neben dem damaligen Kinderparadies, einem kleinen Freizeitpark, der die Kinderherzen von den 1960er- bis Ende der 1980er-Jahre höher schlagen ließ.
Am 15. Oktober 1980 berichtete das „Luxemburger Wort“: „Die erste künstliche Skipiste Luxemburgs ist seit dem vergangenen Wochenende in Betrieb. Am nächsten Sonntag um 15 Uhr wird die auf dem Gebiet des Walferdinger Kinderparadieses gelegene FLS-Anlage offiziell eingeweiht. Bei dieser Gelegenheit werden nicht bloß die Jungen und Mädchen des Luxemburger Nationalkaders mit interessanten Vorführungen aufwarten, sondern auch der unter FLS-Lizenz fahrende österreichische Weltcupfahrer Marc Girardelli sowie dessen Landsmann Werner Zünd.”
Nach jeder Abfahrt war die Kleidung schmierig
Zeitungsartikel aus dieser Zeit zeugen von unterschiedlichen Ansichten über die neue Anlage. Jean-Pierre Antony selbst schrieb in einem Artikel vom 21. November 1980: „Für die einheimischen Freunde des alpinen Skisports kommt hinzu, dass mit der Inbetriebnahme der künstlichen Skipiste in Walferdingen endlich eine Lücke geschlossen wurde. Nun können auch Luxemburgs ,Flachland-Tiroler‘ ihre Wintersport-Saison noch besser vorbereiten. Schade, dass die Walferdinger Plastikpiste eine so grelle