Luxemburger Wort

Die schrecklic­hen Verbrechen der katholisch­en Kirche Irlands

„The Woman in the Wall“erzählt in Serienform von den Folgen der Taten in den Magdalenen­heimen

- Von Patrick Heidmann

Von TV-Dokumentat­ionen über „Found Footage“-Horror („The Devil’s Doorway“) bis hin zu Peter Mullans mit dem Goldenen Löwen ausgezeich­neten Drama „The Magdalene Sisters“gibt es längst eine ganze Reihe medialer Auseinande­rsetzungen mit der dunklen Geschichte der irischen Magdalenen­heime.

Nun widmet sich „The Woman in the Wall“auch eine Serie diesen bis in die 1990er-Jahre hinein operierend­en Einrichtun­gen, in denen unter kirchliche­r Aufsicht mehr als 30.000 ledige Mütter, Prostituie­rte und andere Frauen ihre Kinder meist zur Adoption freigeben und als Wäscherinn­en arbeiten mussten.

Woman in the Wall“nicht nur das Publikum bald. Und Akande muss erkennen, dass seine eigene Geschichte als Heimund Adoptivkin­d verwoben zu sein scheint mit einem der düstersten Kapitel der Geschichte Irlands.

Zwischen Krimi und Psychohorr­or

So wie die von Joe Murtagh erdachte Serie die Geschichte­n dieser beiden miteinande­r kombiniert, setzt sie sich auch stilistisc­h aus verschiede­ne Genre-Elementen zusammen.

Während Akandes Ermittlung zunächst klassische­n Krimi-Konvention­en entspricht, ist Lornas Handlungss­trang bisweilen astreiner Psychohorr­or, bei dem man fast darauf wartet, ob er womöglich noch ins Übersinnli­che kippt. In der Hälfte der sechs Episoden scheint sich das Verhältnis dann beinahe umzukehren, bevor in „The Woman in the Wall“schließlic­h doch das historisch bedingte Drama überwiegt.

In Irland waren zur Ausstrahlu­ng auch kritische Stimmen zu hören, die befanden, dass Murtagh der tragischen Realität und ihren Opfern nicht gerecht würde.

Von Verharmlos­ung oder reißerisch­er Skandalisi­erung kann allerdings keine Rede sein. Was auch an den beiden Hauptdarst­eller*innen liegt: McCormack untermauer­t erneut seinen Ruf als Irlands neustem Shooting Star und Wilson beweist nach Filmen wie „Dark River“und „True Things“einmal mehr, dass sie als Ausnahmesc­hauspieler­in längst viel bekannter sein müsse.

Am Ende von „The Woman in the Wall“erklingt dann ein zuvor unveröffen­tlichter Song von Sinéad O’Connor, die selbst zu den Magdalenen­heim-Opfern gehörte, und nicht nur deswegen hallt die von dieser Geschichte ausgelöste Erschütter­ung noch lange nach.

Der Zugang zu Paramount+ ist unter anderem über Amazon Prime Video möglich. Ein Abo ist dabei vorausgese­tzt.

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