Jamath Shoffner trotzt mit DüdelingerErfolgsformel dem Chaos in Oostende
Der ehemalige F91-Coach verrät, warum er die BGL Ligue verlassen hat. In Belgien sorgt er trotz schwieriger Umstände für eine Überraschung
Hinter Jamath Shoffner liegen anstrengende Tage. Vor rund zwei Wochen stimmten die Verantwortlichen des F91 Düdelingen einer Vertragsauflösung zu. Nur eine Woche später wechselte Shoffner als Chef-Trainer zum belgischen Zweitligisten KV Oostende.
„Es war eine bittersüße Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Ich freue mich auf die neue Herausforderung. Gleichzeitig verlasse ich Düdelingen mit gemischten Gefühlen, weil der Verein und die Menschen, die diesen Verein ausmachen, mir sehr viel bedeuten. Meine Familie und ich hatten dort eine tolle Zeit“, erklärt Shoffner.
Der 45-jährige US-Amerikaner war im Sommer nach Düdelingen gewechselt und schloss die Hinrunde mit F91 trotz des Abgangs von zahlreichen Leistungsträgern mit vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer Differdingen auf Rang zwei ab.
„Die Spieler haben, abgesehen vom Niederkorn-Spiel, in den vergangenen Partien phänomenale Arbeit geleistet. Ich bin nicht das Zentrum von Düdelingen. Der Verein befindet sich im Meisterrennen und ich weiß, dass die Spieler alles für diese Möglichkeit auf den Titel geben werden. Ich werde Düdelingen weiterhin verfolgen und bin überzeugt davon, dass Claudio Lombardelli gemeinsam mit dem Team gute Arbeit leisten wird.“
Herkulesaufgabe in Belgien
Shoffner selbst wird F91 im Kampf um die Meisterschaft nicht mehr zur Verfügung stehen. „Es war keine Entscheidung gegen Düdelingen, sondern für die Aufgabe in Oostende. Ich hatte bereits einen Vorgeschmack auf diese Liga (2019 als Co-Trainer in Virton, Anm. d. Red.) und es hat mich gereizt wieder in Belgien zu arbeiten. Zudem mag ich große Herausforderungen“, verrät der 45-Jährige.
Tatsächlich könnte die Aufgabe kaum anspruchsvoller sein. Zuletzt sorgte Oostende wegen finanzieller Nöte immer wieder für Schlagzeilen. In der laufenden Spielzeit bestrafte die Lizenzkommission des belgischen Fußballverbandes den Verein aufgrund fehlender Belege für mehrere Finanztransaktionen mit einem neunfachen Punktabzug.
Nun droht Oostende, das erst in der vergangenen Saison aus der ersten belgischen Liga abgestiegen war, sogar der Absturz in die dritte Liga. Denn Oostende belegt mit zehn Punkten den letzten Tabellenplatz in der Challenger Pro League und hat derzeit fünf Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Die darüber hinaus verhängte Transfersperre erschwert die Mission Klassenerhalt zusätzlich.
Shoffner hat all dies jedoch nicht abgeschreckt. „Die Verantwortlichen versuchen einige dieser Probleme zu lösen und ich glaube, dass sich der Verein wieder in eine bessere Richtung bewegt.“Denn der Verein bemüht sich nach wie vor, die abgezogenen Punkte zurückzubekommen.
Shoffner selbst hat in Düdelingen nachgewiesen, dass er in der Lage ist, eine Mannschaft sportlich zu stabilisieren. Nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt setzte Shoffner mit seinem neuen Verein bereits ein Ausrufezeichen. Im
Viertelfinale des belgischen Pokals gewann Oostende als letzter verbliebener Zweitligist überraschend mit 2:0 gegen den Erstligisten RWD Molenbeek. „Die Spieler haben eine fantastische Leistung gezeigt. Sie haben mit viel Kampfgeist und Intensität gespielt. Ich bin sehr stolz, dass wir die Partie über weite Strecken kontrolliert haben“, bilanziert Shoffner.
Wenig Zeit für Anpassungen
Viel Zeit für Veränderungen blieb dem US-Amerikaner indes nicht. „Wir haben lediglich ein paar Anpassungen mit und ohne Ball vorgenommen und weiterhin in einem 5-3-2 agiert.“Mit diesem System war Shoffner zuletzt auch mit F91 erfolgreich. Ohnehin soll sich die Spielphilosophie künftig nicht wesentlich von jener in Düdelingen unterscheiden.
Seine ersten Tage in Oostende hat Shoffner allen voran für Gespräche genutzt. „Ich habe natürlich versucht, ein Gespür für die fußballerischen Qualitäten der Spieler zu bekommen. Ich wollte aber auch einen ersten Eindruck von ihren Persönlichkeiten erhalten und habe viele Gespräche geführt. Es wird ein wenig Zeit brauchen, um Vertrauen und eine Arbeitsbeziehung aufzubauen. Aber ich freue mich bereits, sie in den kommenden Wochen besser kennenzulernen.“
Im Halbfinale könnte nun ein echter Hochkaräter auf das Team des US-Amerikaners warten. Denn Oostende trifft auf den Gewinner der Partie zwischen Louvain und dem von Mark van Bommel trainierten amtierenden Meister Royal Antwerpen.
Den Fokus werden Shoffner und seine Mannschaft jedoch zunächst auf die Aufholjagd in der Liga richten. Nach der Spielabsage gegen Francs Borains wird Shoffner sein Ligadebüt voraussichtlich am Sonntag um 19.15 Uhr vor heimischer Kulisse gegen die Spitzenmannschaft aus Deinze feiern.
Es wird ein wenig Zeit brauchen, um Vertrauen und eine Arbeitsbeziehung aufzubauen. Jamath Shoffner