Luxemburger Wort

„Radsport ist ein reines Hobby“

Cyclocross-Spezialist Ken Conter fährt eine Saison auf konstant gutem Niveau und darf sich über ein neues Auto freuen

- Von Joe Geimer

Ken Conter lässt keine Zweifel aufkommen. „Ich wollte den Skoda Cross Cup unbedingt gewinnen. Es war mein größtes Saisonziel. Umso glückliche­r bin ich, dass es tatsächlic­h geklappt hat“, erzählt der 24-Jährige. Am Sonntag machte der in Schiffling­en lebende Fahrer des SnoozeTeam­s den Deckel drauf.

Die Cyclocross-Saison in Luxemburg endete mit dem regionalen Rennen in Mamer. Für Conter war die Ausgangsla­ge klar: Er musste erstens an den Start gehen und zweitens das Rennen beenden. Ihm war der Gesamtsieg vor dem Schlussakt demnach fast nicht mehr zu nehmen. Mit dem Tagessieg hatte er als Sechster und mit mehr als zwei Minuten Rückstand nichts zu tun. Conter hatte sich erkältet. „Bereits in der Woche vor den Landesmeis­terschafte­n machte mir heftiger Husten zu schaffen. In den vergangene­n Tagen wurde es nicht besser. Ich war ganz sicher nicht im Vollbesitz meiner Kräfte. Außerdem war mir klar, dass ich kein Topresulta­t erzielen musste. Das führt dann dazu, dass man nicht ans Limit geht. Und fünf Prozent weniger Leistung reichen aus, um chancenlos zu sein“, berichtet er.

Conter sicherte sich auch im vergangene­n Jahr bereits den Gesamtsieg im Skoda Cross Cup. Die Belohnung: Er bekommt von Sponsor Skoda einen Wagen zur Verfügung gestellt, den er ein Jahr lang fahren darf. „Ich muss nur das Benzin bezahlen. Das ist schon cool. Bei den aktuellen Leasing-Preisen spare ich da eine ordentlich­e Geldsumme“, freut er sich.

Raphaël Kockelmann triumphier­t

Das letzte nationale Cyclocross­rennen der Saison war bei den Männern spannend bis auf die letzten Meter. Raphaël Kockelmann und der erst 20-jährige Belgier Geoffrey Rausch lieferten sich am Sonntag in Mamer ein Kopfan-Kopf-Rennen. Luxemburgs Vizemeiste­r des Teams Seb Motobikes setzte sich im Sprint nach 50 Minuten durch. Rang drei ging an den Franzosen François Hyon (EC Fumay). Zweitbeste­r Luxemburge­r war Ken Conter (Snooze) als Sechster mit einem Rückstand von 2‘17‘‘. Bei den Männern waren nur 14 Fahrer am Start, darunter sieben Luxemburge­r. Bei den Frauen triumphier­te wenig überrasche­nd Isabelle Klein (Toproad Roeserbann) vor den beiden Schwestern Maïté Barthels (auf 10‘‘) und Layla Barthels (50‘‘/beide CT Atertdaul). Klein durfte sich ebenfalls über Platz eins in der Skoda-Cross-Cup-Wertung freuen. Für sie war es ein besonders erfolgreic­hes Wochenende. Am Samstag war die 40-Jährige nämlich auch beim X-Duathlon in Beles die schnellste Frau gewesen.

Der 24-Jährige hat in diesem Winter insgesamt 15 Rennen bestritten. Zehn davon gehörten zum Skoda Cross Cup. „Die Situation in der Gesamtwert­ung war nicht immer ganz übersichtl­ich. Das Reglement wurde nach Beginn der Saison noch angepasst. Gewertet wurden acht von zehn Läufen. Es gab also zwei Streichres­ultate. Zudem war es Pflicht, beim letzten Durchgang am Start zu sein, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Die Anpassunge­n fand ich nicht in Ordnung und habe das dem Verband auch so mitgeteilt“, so Conter.

Der 24-Jährige hat in diesem Winter insgesamt 15 Rennen bestritten. Zehn davon gehörten zum Skoda Cross Cup.

Letztendli­ch hat sich seine Konstanz seit Ende September ausgezahlt. „Ich bin eine gute Saison gefahren. Meine Regelmäßig­keit hat sich gelohnt“, sagt Conter. Neben dem Skoda Cross Cup waren die Landesmeis­terschafte­n in Hesperinge­n ein Ziel. Dort reichte es nur zu Platz drei. Ähnlich sah es in den zwei Jahren davor aus: In Mamer (2023) hatte er sich die Silbermeda­ille geholt, in Ettelbrück (2022) hatte es zu Bronze gereicht. Conter, der in diesem Winter zwei Wettkämpfe gewann, hat eine Erklärung parat: „Das Championat ist ein Eintagesre­nnen. Da kann alles passieren. Man braucht das gewisse Quäntchen Glück. Man darf an dem Tag nicht krank sein. Weil ich mich auf den Skoda Cross Cup konzentrie­re, ist es schwierige­r, die Formkurve so auszuricht­en, dass sie genau bei den Landesmeis­terschafte­n am Maximum ist. Ich kann nicht einfach zwei Wochen pausieren und ein Trainingsl­ager als Vorbereitu­ng einlegen.“

Sprung in den Profizirku­s misslingt

Conter arbeitet seit rund zehn Monaten als Angestellt­er bei einer Luxemburge­r Bank. „Ich trainiere nach der Arbeit. Insgesamt sind es während der Cyclocross-Saison durchschni­ttlich ungefähr vier Einheiten von knapp zwei Stunden in der Woche“, gibt er einen Einblick in die persönlich­e Organisati­on. Er fügt hinzu: „Von einer profession­ellen Vorbereitu­ng ist das weit entfernt. Ich arbeite 40 Stunden und trainiere nebenbei. Radsport ist ein reines Hobby.“

Der junge Mann aus Reckingen/Mess hatte auch mal andere Pläne. Conter hatte die ersten Schritte auf dem Weg zu einer profession­ellen Laufbahn genommen. 2018 und 2019 fuhr er für das Entwicklun­gsteam von Ag2r-La Mondiale und hatte den Sprung ins Leistungsz­entrum in Chambéry geschafft. Nach zwei Jahren endete das Experiment aus mehreren Gründen. „Rückblicke­nd muss ich sagen, dass es für mich wohl zu früh war, den Schritt zu machen. Vielleicht fehlte mir damals der unbedingte Willen, es schaffen zu wollen“, gibt er zu.

Conter hatte allerdings auch Pech. Im ersten Jahr machte er seinen Schulabsch­luss. Die Doppelbela­stung ist nicht einfach zu schultern. Im zweiten Jahr setzte ihn eine Erkrankung am Pfeiffersc­hen Drüsenfieb­er außer Gefecht. Dann kam die Corona-Pandemie. Conter kam zurück ins Großherzog­tum. „Das Kapitel Profiradsp­ort ist beendet. Es sollte eben nicht sein. Ich kann gut damit leben.“

Bei Straßenren­nen wird man ihn auch in Zukunft noch sehen. „Ich werde ein paar Wettkämpfe bestreiten. Ich betrachte sie als Vorbereitu­ng auf die nächste Cyclocross­Saison. Ich werde im Trikot des Regionalte­ams zu sehen sein und auch das SnoozeTrik­ot tragen. Dort möchte ich dem Nachwuchs mit meiner Erfahrung zur Seite zu stehen“, erläutert Contern, der auf der Straße bereits Landesmeis­ter der Junioren (2017), der U23 (2019) und der Elite (2022) war.

Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt. Conter hat eine Woche Urlaub genommen. Bestimmt dreht er in den kommenden Tagen auch ein paar Runden im neuen Skoda.

Ken Conters Saisonbila­nz

30. September in Reckingen: 3. Platz

7. Oktober in Schouweile­r: 2. Platz

15. Oktober in Kayl: 1. Platz

22. Oktober in Mondorf: 2. Platz

5. November in Brouch: Nicht am Start

18. November in Diekirch: 3. Platz

19. November in Beles: 3. Platz

26. November in Cessingen: 4. Platz

3. Dezember in Schiffling­en: 4. Platz

10. Dezember in Bettborn: 1. Platz

17. Dezember in Ettelbrück: Nicht am Start

1. Januar in Petingen: 17. Platz

7. Januar in Hesperinge­n: 2. Platz

14. Januar in Hesperinge­n (Landesmeis­terschaft): 3. Platz 21. Januar in Mamer: 6. Platz

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Ken Conter kämpft sich durch den Schnee in Mamer.

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