Luxemburger Wort

Wo bleibt das Rauchverbo­t für Jugendlich­e?

- Volker Bingenheim­er

Erschrecke­nd hoch ist der Anteil von Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n in Luxemburg, die regelmäßig zur Zigarette greifen. Seit Jahren liegt er bei einem Drittel, ohne jegliche Anzeichen eines Rückgangs. Die neue Regierung scheint dies kaltzulass­en, denn über Strategien zur Bekämpfung der Nikotinabh­ängigkeit schweigt sich das Koalitions­abkommen aus. Dabei trifft die Sucht die Jugendlich­en in einem Alter, in dem das Gehirn besonders anfällig für Nikotin ist und sich die Abhängigke­it tief in die Persönlich­keit einprägt. Die jungen Raucher von heute sind die Patienten von übermorgen. Viele von ihnen werden später mit Herz- und Lungenkran­kheiten zu kämpfen haben. Bereits jetzt ist Lungenkreb­s die häufigste Krebsart bei Männern, bei Frauen ist er die Nummer zwei.

Weil es im fortgeschr­ittenen Alter nur mit immenser Willensans­trengung gelingt, vom Tabak wegzukomme­n, sollte die Gesundheit­spolitik bei den Schülern und Studenten ansetzen, damit sie erst gar nicht mit dem Rauchen anfangen. Dies könnte zum Beispiel gelingen, indem Geschäfte Zigaretten­packungen nicht mehr im Regal präsentier­en dürfen – oder mit einer drastische­n Erhöhung der Akzisen auf Tabak. Diese sind im vergangene­n Juli zwar um 20

Cent pro 20 Zigaretten gestiegen, dennoch ist der Preis für eine Packung mit rund 4,70 Euro lächerlich günstig. In Frankreich kostet sie seit Jahresbegi­nn über zwölf Euro.

Nur einen kleinen Trost verspricht der Trend unter Jugendlich­en, als günstigen Tabakersat­z zur E-Zigarette zu greifen. Besonders beliebt ist diese neuerdings als Wegwerfpro­dukt – etwa in den Geschmacks­richtungen „Watermelon“„Ice Cola“oder „Green Apple“. E-Zigaretten gelten im Vergleich zu Tabak als weniger gesundheit­sschädlich, was auch zutreffend ist. Herz-Kreislaufp­robleme können sie allerdings ebenfalls auslösen und die Suchtwirku­ng von Nikotin bleibt.

Dies gilt auch für die bei Jugendlich­en beliebten Nikotinbeu­tel, einem in Europa neuen Produkt, das aufs Zahnfleisc­h gelegt wird und dort synthetisc­hes Nikotin in hoher Dosierung abgibt. Gesundheit­sministeri­n Martine Deprez (CSV) bezeichnet das Produkt zwar als gesundheit­sgefährden­d, dennoch darf es ohne jegliche Reglementi­erung konsumiert werden – theoretisc­h auch von Minderjähr­igen. Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel Frankreich. Präsident Emmanuel Macron will die „génération sans tabac“schaffen, die in Luxemburg in weiter Ferne liegt. Neben Preiserhöh­ungen hat das Nachbarlan­d den Verkauf von Einweg-E-Zigaretten komplett verboten. Noch radikaler geht Großbritan­nien das Problem an.

Nach den Vorstellun­gen von Premier Rishi Sunak soll die Altersgren­ze zum Kauf von Tabakprodu­kten – derzeit 18 Jahre – jedes Jahr um ein Jahr angehoben werden. Wer heute 14 Jahre alt ist, dürfte also nie eine Zigarette kaufen.

In Luxemburg hat die schwarz-blaue Regierung kein bahnbreche­ndes Konzept. Ihre Ambitionen beschränke­n sich darauf, den 2020 abgelaufen­en Anti-Tabak-Plan zu evaluieren und eventuell fortzusetz­en. Nach Entschloss­enheit klingt dies nicht gerade.

Die schwarz-blaue Regierung hat kein bahnbreche­ndes Konzept.

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