Wo bleibt das Rauchverbot für Jugendliche?
Erschreckend hoch ist der Anteil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Luxemburg, die regelmäßig zur Zigarette greifen. Seit Jahren liegt er bei einem Drittel, ohne jegliche Anzeichen eines Rückgangs. Die neue Regierung scheint dies kaltzulassen, denn über Strategien zur Bekämpfung der Nikotinabhängigkeit schweigt sich das Koalitionsabkommen aus. Dabei trifft die Sucht die Jugendlichen in einem Alter, in dem das Gehirn besonders anfällig für Nikotin ist und sich die Abhängigkeit tief in die Persönlichkeit einprägt. Die jungen Raucher von heute sind die Patienten von übermorgen. Viele von ihnen werden später mit Herz- und Lungenkrankheiten zu kämpfen haben. Bereits jetzt ist Lungenkrebs die häufigste Krebsart bei Männern, bei Frauen ist er die Nummer zwei.
Weil es im fortgeschrittenen Alter nur mit immenser Willensanstrengung gelingt, vom Tabak wegzukommen, sollte die Gesundheitspolitik bei den Schülern und Studenten ansetzen, damit sie erst gar nicht mit dem Rauchen anfangen. Dies könnte zum Beispiel gelingen, indem Geschäfte Zigarettenpackungen nicht mehr im Regal präsentieren dürfen – oder mit einer drastischen Erhöhung der Akzisen auf Tabak. Diese sind im vergangenen Juli zwar um 20
Cent pro 20 Zigaretten gestiegen, dennoch ist der Preis für eine Packung mit rund 4,70 Euro lächerlich günstig. In Frankreich kostet sie seit Jahresbeginn über zwölf Euro.
Nur einen kleinen Trost verspricht der Trend unter Jugendlichen, als günstigen Tabakersatz zur E-Zigarette zu greifen. Besonders beliebt ist diese neuerdings als Wegwerfprodukt – etwa in den Geschmacksrichtungen „Watermelon“„Ice Cola“oder „Green Apple“. E-Zigaretten gelten im Vergleich zu Tabak als weniger gesundheitsschädlich, was auch zutreffend ist. Herz-Kreislaufprobleme können sie allerdings ebenfalls auslösen und die Suchtwirkung von Nikotin bleibt.
Dies gilt auch für die bei Jugendlichen beliebten Nikotinbeutel, einem in Europa neuen Produkt, das aufs Zahnfleisch gelegt wird und dort synthetisches Nikotin in hoher Dosierung abgibt. Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) bezeichnet das Produkt zwar als gesundheitsgefährdend, dennoch darf es ohne jegliche Reglementierung konsumiert werden – theoretisch auch von Minderjährigen. Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel Frankreich. Präsident Emmanuel Macron will die „génération sans tabac“schaffen, die in Luxemburg in weiter Ferne liegt. Neben Preiserhöhungen hat das Nachbarland den Verkauf von Einweg-E-Zigaretten komplett verboten. Noch radikaler geht Großbritannien das Problem an.
Nach den Vorstellungen von Premier Rishi Sunak soll die Altersgrenze zum Kauf von Tabakprodukten – derzeit 18 Jahre – jedes Jahr um ein Jahr angehoben werden. Wer heute 14 Jahre alt ist, dürfte also nie eine Zigarette kaufen.
In Luxemburg hat die schwarz-blaue Regierung kein bahnbrechendes Konzept. Ihre Ambitionen beschränken sich darauf, den 2020 abgelaufenen Anti-Tabak-Plan zu evaluieren und eventuell fortzusetzen. Nach Entschlossenheit klingt dies nicht gerade.
Die schwarz-blaue Regierung hat kein bahnbrechendes Konzept.