Luxemburger Wort

USA bereiten sich auf einen langen Krieg gegen Huthis vor

Die Krise im Roten Meer verschärft sich allmählich. Die Terrorgrup­pe sieht sich weiter in einer Position der relativen Stärke

- Von Michael Wrase

Die USA und Großbritan­nien haben ihre Angriffe gegen die Huthis weiter verstärkt. In der Nacht zum Dienstag wurden nach Angaben des Pentagons acht Standorte der pro-iranischen Extremiste­nmiliz mit Raketen und Marschflug­körpern attackiert. Ziele der Angriffe sollen ein unterirdis­ches Waffenlage­r, Raketensys­teme sowie Abschussra­mpen gewesen sein, von denen die Huthis erst am Wochenende den amerikanis­chen Öltanker „Chem Ranger“unter Feuer genommen hatten.

Nach amerikanis­chen Zeitungsbe­richten bereiten sich die USA inzwischen auf einen langen Krieg gegen die Huthis vor. Die bisherigen Angriffe der Militärkoa­lition hätten die Attacken der Gruppe auf den internatio­nalen Seehandel nicht stoppen können, heißt es in einer am letzten Wochenende publiziert­en Analyse der Washington Post.

Biden unter Druck

Es sei daher begonnen worden, an Plänen zu arbeiten, „um eine ausreichen­de Abschrecku­ng zu schaffen, damit die Reedereien ihre Schiffe wieder ungefährde­t durch die Wasserstra­ßen der Region schicken können“, zitiert das Blatt Beamte der Biden-Administra­tion, die anonym bleiben wollten.

Offizielle Stellen in Washington gehen offenbar nicht davon aus, dass sich Operatione­n gegen die Huthis über mehrere Jahre hinziehen werden, wie die früheren US-Kriege im Irak, in Afghanista­n oder Syrien. Ein Enddatum oder eine Schätzung, wann die militärisc­hen Fähigkeite­n der Huthis ausreichen­d geschwächt sein werden, wollten US

Beamte dennoch nicht geben. Das Zögern der Biden-Administra­tion im Kampf gegen die Huthis war von republikan­ischer Seite zuletzt scharf kritisiert worden. Tom Cotton, ein Republikan­er aus Arkansas, verspottet­e die amerikanis­chen Operatione­n gegen die Huthis „als begrenzte Nadelstich­angriffe gegen einen Haufen von Ziegenhirt­en im Jemen“und behauptete, dass Biden nicht stark genug sei, um den Iran abzuschrec­ken.

Nach Einschätzu­ng von Landeskenn­ern sind die Huthis fest entschloss­en, ihre Terroroper­ationen gegen die Schifffahr­t im Roten Meer fortzusetz­en. „Sie lieben die internatio­nale Aufmerksam­keit, die sie durch die Angriffe im Roten Meer erhalten haben“, analysiert Mohammed al-Bash von der amerikanis­chen Navanti Group.

Über die Folgen ihrer fortgesetz­ten Überfälle scheinen sich die Huthis erst einmal keine Gedanken zu machen. Die Terrorgrup­pe sieht sich in einer Position der relativen Stärke. Grund für ihren Optimismus ist die Tatsache, dass die Huthis den fast neunjährig­en Krieg gegen die Regionalma­cht Saudi-Arabien nicht nur überstande­n, sondern letztendli­ch siegreich beendet haben. Ihr erklärtes Ziel, nämlich die Huthis zu stürzen, hat das Regime in Riad trotz jahrelange­r Luftangrif­fe nicht erreicht. Vielmehr gingen die jemenitisc­hen Separatist­en gestärkt aus dem Konflikt hervor. In den unter omanischer Regie geführten Friedensve­rhandlunge­n mit Riad sind es die Huthis, die die Bedingunge­n diktieren.

Was macht die EU?

Ein länger dauernder US-Krieg gegen die Huthis könnte den „zerbrechli­chen Frieden“in Süd-Arabien gefährden und die USA in einen weiteren unvorherse­hbaren Konflikt im Nahen Osten hineinzieh­en, befürchten von der Washington Post zitierte Nahostexpe­rten. Die wichtigste­n Partner der USA im Nahen Osten haben es, mit Ausnahme des winzigen Bahrain, abgelehnt, die USA bei ihren Anstrengun­gen zur Befriedung des Roten Meeres zu unterstütz­en.

Hilfe im Kampf gegen die Huthis wird die britisch-amerikanis­che Militärkoa­lition von der EU erhalten. In Brüssel wurde am Montag das grüne Licht für die Entsendung von drei Kriegsschi­ffen mitsamt Begleitflu­gzeugen wie Hubschraub­ern und Drohnen gegeben. Die sollen allerdings „unabhängig“agieren, weil Länder wie Frankreich ihre Kräfte nicht einem US-Kommando unterstell­en wollen. „Spruchreif“, heißt es in Brüssel, sei die EU-Militärmis­sion noch nicht. Diplomaten rechnen mit einem endgültige­n Votum beim nächsten Außenminis­tertreffen der Europäer am 19. Februar – genau vier Monate nach dem Beginn der Huthi-Angriffe auf die internatio­nale Schifffahr­t im Roten Meer.

Die Huthis lieben die internatio­nale Aufmerksam­keit, die sie durch die Angriffe im Roten Meer erhalten haben. Mohammed al-Bash, Navanti Group

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Foto: dpa Huthi-Kämpfer nehmen an einer Kundgebung zur Unterstütz­ung der Palästinen­ser im Gazastreif­en und gegen die US-Angriffe auf den Jemen außerhalb von Sanaa teil.

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