USA bereiten sich auf einen langen Krieg gegen Huthis vor
Die Krise im Roten Meer verschärft sich allmählich. Die Terrorgruppe sieht sich weiter in einer Position der relativen Stärke
Die USA und Großbritannien haben ihre Angriffe gegen die Huthis weiter verstärkt. In der Nacht zum Dienstag wurden nach Angaben des Pentagons acht Standorte der pro-iranischen Extremistenmiliz mit Raketen und Marschflugkörpern attackiert. Ziele der Angriffe sollen ein unterirdisches Waffenlager, Raketensysteme sowie Abschussrampen gewesen sein, von denen die Huthis erst am Wochenende den amerikanischen Öltanker „Chem Ranger“unter Feuer genommen hatten.
Nach amerikanischen Zeitungsberichten bereiten sich die USA inzwischen auf einen langen Krieg gegen die Huthis vor. Die bisherigen Angriffe der Militärkoalition hätten die Attacken der Gruppe auf den internationalen Seehandel nicht stoppen können, heißt es in einer am letzten Wochenende publizierten Analyse der Washington Post.
Biden unter Druck
Es sei daher begonnen worden, an Plänen zu arbeiten, „um eine ausreichende Abschreckung zu schaffen, damit die Reedereien ihre Schiffe wieder ungefährdet durch die Wasserstraßen der Region schicken können“, zitiert das Blatt Beamte der Biden-Administration, die anonym bleiben wollten.
Offizielle Stellen in Washington gehen offenbar nicht davon aus, dass sich Operationen gegen die Huthis über mehrere Jahre hinziehen werden, wie die früheren US-Kriege im Irak, in Afghanistan oder Syrien. Ein Enddatum oder eine Schätzung, wann die militärischen Fähigkeiten der Huthis ausreichend geschwächt sein werden, wollten US
Beamte dennoch nicht geben. Das Zögern der Biden-Administration im Kampf gegen die Huthis war von republikanischer Seite zuletzt scharf kritisiert worden. Tom Cotton, ein Republikaner aus Arkansas, verspottete die amerikanischen Operationen gegen die Huthis „als begrenzte Nadelstichangriffe gegen einen Haufen von Ziegenhirten im Jemen“und behauptete, dass Biden nicht stark genug sei, um den Iran abzuschrecken.
Nach Einschätzung von Landeskennern sind die Huthis fest entschlossen, ihre Terroroperationen gegen die Schifffahrt im Roten Meer fortzusetzen. „Sie lieben die internationale Aufmerksamkeit, die sie durch die Angriffe im Roten Meer erhalten haben“, analysiert Mohammed al-Bash von der amerikanischen Navanti Group.
Über die Folgen ihrer fortgesetzten Überfälle scheinen sich die Huthis erst einmal keine Gedanken zu machen. Die Terrorgruppe sieht sich in einer Position der relativen Stärke. Grund für ihren Optimismus ist die Tatsache, dass die Huthis den fast neunjährigen Krieg gegen die Regionalmacht Saudi-Arabien nicht nur überstanden, sondern letztendlich siegreich beendet haben. Ihr erklärtes Ziel, nämlich die Huthis zu stürzen, hat das Regime in Riad trotz jahrelanger Luftangriffe nicht erreicht. Vielmehr gingen die jemenitischen Separatisten gestärkt aus dem Konflikt hervor. In den unter omanischer Regie geführten Friedensverhandlungen mit Riad sind es die Huthis, die die Bedingungen diktieren.
Was macht die EU?
Ein länger dauernder US-Krieg gegen die Huthis könnte den „zerbrechlichen Frieden“in Süd-Arabien gefährden und die USA in einen weiteren unvorhersehbaren Konflikt im Nahen Osten hineinziehen, befürchten von der Washington Post zitierte Nahostexperten. Die wichtigsten Partner der USA im Nahen Osten haben es, mit Ausnahme des winzigen Bahrain, abgelehnt, die USA bei ihren Anstrengungen zur Befriedung des Roten Meeres zu unterstützen.
Hilfe im Kampf gegen die Huthis wird die britisch-amerikanische Militärkoalition von der EU erhalten. In Brüssel wurde am Montag das grüne Licht für die Entsendung von drei Kriegsschiffen mitsamt Begleitflugzeugen wie Hubschraubern und Drohnen gegeben. Die sollen allerdings „unabhängig“agieren, weil Länder wie Frankreich ihre Kräfte nicht einem US-Kommando unterstellen wollen. „Spruchreif“, heißt es in Brüssel, sei die EU-Militärmission noch nicht. Diplomaten rechnen mit einem endgültigen Votum beim nächsten Außenministertreffen der Europäer am 19. Februar – genau vier Monate nach dem Beginn der Huthi-Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer.
Die Huthis lieben die internationale Aufmerksamkeit, die sie durch die Angriffe im Roten Meer erhalten haben. Mohammed al-Bash, Navanti Group