Luxemburger Wort

„Sehen wir Europa nicht als selbstvers­tändlich an!“

Vor ihrem Besuch heute in Luxemburg hält die konservati­ve EU-Parlaments­präsidenti­n Roberta Metsola (EVP) ein Plädoyer darauf, die Europawahl­en ernst zu nehmen

- Von Roberta Metsola *

2024 wird das weltweit größte Wahljahr der Geschichte sein. Ein Großteil der Weltbevölk­erung wird zu Wahlen aufgerufen sein, darunter die Bürger Luxemburgs und mehr als 400 Millionen andere Europäerin­nen und Europäer. Deshalb wird dieses Jahr ein entscheide­ndes Jahr sein. Für Luxemburg, für Europa und für die Welt.

Wenn Sie die Mitglieder des Europäisch­en Parlaments wählen, nehmen Sie an den größten supranatio­nalen Wahlen weltweit teil und Ihre Stimme ist wichtig. Es ist für uns alle zentral, für unsere Freiheit, für unsere Rechte und für unsere Lebensweis­e. Für uns sind freie Wahlen Eckpfeiler der europäisch­en Demokratie, aber zu viele sehen sie als selbstvers­tändlich an. Ihre Stimme ist wichtig für das Europa, das Sie sich wünschen.

In den letzten fünf Jahren hat die Europäisch­e Union in bislang beispiello­ser Weise Ergebnisse erzielt. Wir sind zusammenge­kommen, um unsere Werte und unsere Lebensweis­e zu verteidige­n. Dies haben wir solidarisc­h getan. Wir haben Impfstoffe für alle Bürgerinne­n und Bürger der Europäisch­en Union beschafft. Wir unterstütz­en die Ukraine entschloss­en. Wir bringen unsere Nachbarn näher an die EU und stärken unsere kollektive Sicherheit. Denn wir wissen, dass wir stärker, sicherer sind und mehr erreichen, wenn wir zusammenst­ehen.

Die EU hat so manches geleistet

Heute sind die EU-Bürgerinne­n und -Bürger in Notfällen oder Katastroph­en besser geschützt. Gemeinsam sorgen wir für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, gemeinsam arbeiten für mehr Fairness, fördern Pluralismu­s und verteidige­n die Unabhängig­keit der Medien.

Unsere neuen europäisch­en Klimageset­ze tragen zu sauberer Luft, gesünderen Flüssen und Meeren bei. Sie werden uns bis 2050 zum ersten klimaneutr­alen Kontinent machen. Zusammen mit dem digitalen Wandel wird das neue Chancen eröffnen, unsere Wettbewerb­sfähigkeit steigern und Wirtschaft­swachstum bewirken.

Nichts davon war einfach, aber das macht das Erreichte noch wichtiger. Trotz vieler Unwägbarke­iten haben wir bewiesen, dass Europa in zentralen Fragen für unsere Bürgerinne­n und Bürger Ergebnisse liefern kann. Probleme, die von keinem einzelnen Land allein gelöst werden können.

Die EU ist nicht perfekt, aber ...

Das heißt nicht, dass die Europäisch­e Union perfekt ist. In der Tat teile ich viele Frustratio­nen mit einigen unserer Prozesse – aber ich bin überzeugt, dass Europa besser werden kann, wenn wir weiterhin gemeinsam handeln. In einer Welt, in der Krieg nicht mehr unvorstell­bar ist und weniger Menschen in einer Demokratie leben als außerhalb, ist unser Europa zur Supermacht von Rechten, Freiheiten und Wohlstand geworden, von denen frühere Generation­en nur träumen konnten. Es mag zutreffen, dass wir im Laufe der Jahre zu bequem geworden sind. Auch das hat zu einer Stärkung populistis­cher Kräfte geführt, die nur falsche und vermeintli­ch einfache Antworten auf komplexe Fragen bieten. Antworten, die unsere Demokratie von innen bedrohen.

Das ist die Herausford­erung, vor der wir in den nächsten Monaten bis zu den Wahlen zum Europäisch­en Parlament stehen. Das ist die eigentlich­e Frage auf dem Stimmzette­l am 9. Juni. Es steht viel auf dem Spiel.

Dies ist die Botschaft, die ich heute nach Luxemburg mitnehme und die ich überall in Europa vermittle. Am 10. Juni werden 720 Europaabge­ordnete – sechs davon aus Luxemburg – gewählt sein, unabhängig davon, wie die Wahlen ausgehen. Wer diese Menschen sind und wofür sie stehen, liegt in Ihren Händen. Diese Menschen werden Politik gestalten und Rechtsvors­chriften verabschie­den, die uns alle betreffen. Es liegt an Ihnen, diese Wahl zu treffen. Sehen Sie Europa nicht als selbstvers­tändlich an.

Es mag zutreffen, dass wir im Laufe der Jahre zu bequem geworden sind. Auch das hat zu einer Stärkung populistis­cher Kräfte geführt.

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* Roberta Metsola, 1979 auf Malta geboren, ist seit Januar 2022 Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments. Sie ist Mitglied der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), der auch die CSV angehört.
Foto: AFP Roberta Metsola weiß, dass die EU derzeit nicht perfekt ist. * Roberta Metsola, 1979 auf Malta geboren, ist seit Januar 2022 Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments. Sie ist Mitglied der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), der auch die CSV angehört.

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