Der Luxemburger Pavillon in Venedig möchte Grenzen ausloten
Andrea Mancini und das Künstlerkollektiv Every Island vertreten das Land auf der Biennale 2024
„Luxemburgs Teilnahme an der Biennale ist eine echte ,success story‘“, betont Mudam-Direktorin Bettina Steinbrügge und verweist auf die starke Entwicklung der nationalen Kunstszene in den vergangenen Jahren. Das Museum für moderne Kunst in Kirchberg organisiert dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Kultur:LX den von Joel Valabrega kuratierten Luxemburger Pavillon auf der 60. Kunstbiennale in Venedig. Diese findet vom 20. April bis zum 24. November in den Giardini, im Arsenale und an verteilten Orten in der Lagunenstadt statt.
Bei der Präsentation des Luxemburger Pavillons, der vom luxemburgischen Musiker und Künstler Andrea Mancini und dem Künstlerkollektiv Every Island mit einer einmaligen Klanginstallation bespielt wird, wurde mehrfach unterstrichen, dass ihr Werk „A Comparative Dialogue Act“Grenzen öffne. „Das Projekt legt den Fokus auf den Kollektivgedanken“, so Bettina Steinbrügge. Damit gehe der Inhalt des Pavillons hervorragend mit dem Kernthema der kommenden Biennale einher. Das hebt ebenfalls Kulturminister Eric Thill bei der Vorstellung von „A Comparative Dialogue Act“hervor – seine erste Pressekonferenz im Kulturministerium, seit er den Posten innehat.
Kollektive Kreativität statt individuelles Schaffen
Das Motto der bevorstehenden Biennale, die von Adriano Pedrosa, Leiter des Kunstmuseums São Paulo, kuratiert wird, lautet: „Foreigners Everywhere“. Wie es in einer Pressemitteilung der Kunstbiennale 2024 heißt, geht der Titel auf eine Serie von Werken zurück, die 2004 von dem Kollektiv Claire Fontaine begonnen wurde.
„Die Werke bestehen aus verschiedenfarbigen Neonskulpturen, die in einer wachsenden Zahl von Sprachen die Worte ,Foreigners Everywhere‘ wiedergeben. Der Satz stammt wiederum vom Namen eines Turiner Kollektivs, das in den frühen 2000er-Jahren gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Italien kämpfte: Stranieri Ovunque“, steht im Schreiben der Biennale.
Doch was genau erwartet Besuchende nun im Luxemburger Pavillon? Mit „A Comparative Dialogue Act“versuchen die Künstler die Idee des individuellen Kunstschaffenden zu dekonstruieren und möchten eine tiefgehende Erforschung der kollektiven Kreativität fördern. Sie stellen den kollektiven Schaffensprozess in den Vordergrund.
Hierfür wird der Klang zum Medium und Werkzeug, der Pavillon zu einem Produktionsraum für unterschiedliche sonore Erfahrungen. Dabei soll Identität aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.
Erforschung des „Work in progress“
„Wir möchten einen Dialog zwischen verschiedenen Künstlern herstellen“, erklärt die Kuratorin Joel Valabrega. Dementsprechend haben Andrea Mancini und Every Island vier Kunstschaffende dazu eingeladen, jeweils eine Woche in Venedig zu verbringen und den Luxemburger Pavillon für eine Reihe an Performances zu nutzen.
Das Projekt legt den Fokus auf den Kollektivgedanken. Bettina Steinbrügge, Mudam-Direktorin
Bereits im Vorab werden die vier Gastkünstlerinnen – Bella Báguena, Selin Davasse, Célin Jiang und Stina Fors – aufgefordert, eine Klangbibliothek anzufertigen, die ihre Vorgehensweise, ihre künstlerischen Methoden repräsentieren. Wie Andrea Mancini erklärt, werden diese Klangbibliotheken allesamt im Pavillon installiert, sodass jede der Künstlerinnen während ihrer Residenz in Venedig darauf zurückgreifen kann, um so eine einmalige und kollektive Klanglandschaft zu schaffen.
Der Luxemburger Pavillon wird somit zu einer Infrastruktur, die eine Übertragung des Klangs ermöglichen soll. Und wichtig sei dabei: Der Entstehungsprozess ist ebenso wichtig wie das finale Resultat.