Luxemburgs Botschafter sind Weltklasse
Athleten aus dem Großherzogtum, die in einer Mainstream-Sportart die Ranglisten anführen, haben Seltenheitswert. Umso verzückender ist die aktuelle Situation in der Leichtathletik. Mit Patrizia van der Weken und Bob Bertemes belegen eine Luxemburgerin und ein Luxemburger den jeweils ersten Platz in den Weltjahresbestenlisten. Über die Sprintdistanz von 60 Meter war im Jahr 2024 noch keine Frau schneller als van der Weken. Und niemand hat die 7,26 Kilogramm schwere Kugel weiter geschleudert als Bertemes.
Van der Wekens neuer persönlicher Rekord (7‘‘09) ist eine Fabelzeit. Ja, die Indoor-Saison ist noch jung und einige der weltbesten Sprinterinnen steigen erst noch ein. Dennoch: Im Jahr 2023 waren nur drei Europäerinnen schneller. Bei den vergangenen beiden Indoor-Weltmeisterschaften hätten 7‘‘09 jeweils locker für den Finaleinzug gereicht!
Dabei ist van der Weken keine Spezialistin für den kurzen Sprint in der Halle. In der Start- und Beschleunigungsphase kann sich die 24-Jährige noch steigern. Der Königssprint über 100 Meter liegt ihr besser. Dort hat sie sich bislang auf 11‘‘02 gesteigert. Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht. Van der Weken wird die Elf-Sekunden-Schallmauer bald durchbrechen. Ihr neuer Indoor-Rekord entspricht – mit Vorsicht zu genießenden Umrechnungsmodellen nach – einer Zeit von 10‘‘96 im Freien.
Das zeigt, wohin die Reise gehen kann. Van der Weken ist eine Kandidatin für Endläufe. Bei den Olympischen Sommerspielen wird sie von Kugelstoßer Bertemes unterstützt. Dessen 21,71 Meter sind zwar aktuell im Jahr 2024 der weltweite Spitzenwert, reichen aber international nicht aus, um eine vordere Rolle zu spielen. Die Konkurrenz stößt regelmäßig weit über die 22-MeterMarke. Das kann Bertemes auch, dessen Rekord bei 22,22 Meter liegt. Der 30-Jährige muss an seiner Konstanz feilen. Dann kann er im Sommer in Paris für Furore sorgen.
Der Luxemburger Olympia-Hype ist spürbar. Mittlerweile haben sich sechs Sportler offiziell qualifiziert. Van der Weken und Bertemes werden von den Reitern Victor Bettendorf und Nicolas Wagner Ehlinger, sowie von einer Radsportlerin und einem Radsportler begleitet. Ein Dutzend Athleten werden es final sein. Triathlon-Europameisterin Jeanne Lehair, Tischtennisspielerin Ni Xia Lian und Leichtathlet Charel Grethen stehen in den Startlöchern. Auch Schwimmer sind nah dran.
Wird Luxemburg gar erstmals seit 1952 und dem Triumph von Josy Barthel über 1.500 Meter Edelmetall holen? Eines ist auch ohne Medaille klar: Luxemburgs Sportelite kann etwas. Sie muss sich im internationalen Vergleich keineswegs verstecken. Viele andere Nationen blicken neidisch auf die Qualitätsdichte im Großherzogtum. Diese Botschaft muss überall ankommen – in der breiten Öffentlichkeit ebenso wie bei den politisch Verantwortlichen. Denn nur adäquate und konsequente Sportförderung an der Basis erhöht die Chance auf weitere van der Wekens, Lehairs oder Grethens.
Viele andere Nationen blicken neidisch auf die Qualitätsdichte im Großherzogtum.