Luxemburger Wort

„Wir achten darauf, Luxemburg nicht austrockne­n zu lassen“

EU-Parlaments­präsidenti­n Roberta Metsola versucht bei ihrem Besuch, die Sorgen um eine Erodierung des EU-Standorts zu zerstreuen

- Von Diego Velazquez und Annette Welsch

Bei ihrem Besuch in Luxemburg hat Roberta Metsola, die Präsidenti­n des EU-Parlaments, versucht, die wachsenden Sorgen rund um die Erodierung des EU-Standorts Luxemburg zu zerstreuen. „Wir sind sehr engagiert für Luxemburg und für unsere Präsenz hier“, sagte sie gestern bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit dem Chamber-Präsidente­n Claude Wiseler (CSV).

Unter vielen in Luxemburg ansässigen EU-Beamten macht sich zuletzt Unmut breit. Die hohen Lebenskost­en würden sie gegenüber ihren Kollegen im deutlich billigeren Brüssel, die ungefähr das Gleiche verdienen, strukturel­l benachteil­igen, so eine gängige Kritik.

Luxemburge­r Posten bleiben unbesetzt

Obendrein kommt die Tatsache, dass eine Stelle in Luxemburg immer mehr als Karrierebr­emse angesehen wird: Von ihrer Hierarchie und der politische­n Leitung, die in der Regel in Brüssel sitzt, werden in Luxemburg ansässige Beamte offenbar kaum wahrgenomm­en und dadurch bei Beförderun­gen oft ignoriert, so das Gefühl, das sich unter EU-Angestellt­en breitmacht. Immer mehr hochrangig­e Posten aus Luxemburg werden an Brüsseler Beamte vergeben. Erst kürzlich ging beispielsw­eise der Führungspo­sten der Generaldir­ektion für das Personal des EU-Parlaments an eine Beamtin, die davor in Brüssel tätig war – obschon es gute Kandidaten aus Luxemburg für die Stelle gab.

Für den EU-Standort Luxemburg braut sich dadurch eine giftige Mischung zusammen, die dazu führt, dass immer weniger Personal bereit ist, einen EU-Job im Großherzog­tum anzunehmen, was zur faktischen Erodierung des Standortes führt. Für das Land, dessen guter Ruf auch mit dem Status der EUHauptsta­dt zusammenhä­ngt, wird diese Lage zunehmend zum Problem. Neben anderen EU-Organen hat auch das Sekretaria­t des EU-Parlaments seinen Sitz in Luxemburg.

„Wir haben darauf geachtet, in Luxemburg zu investiere­n und unsere Präsenz hier zu verstärken“, versichert­e Metsola am Mittwoch. Die konservati­ve Politikeri­n aus Malta spielte dabei auf das neue Gebäude des EU-Parlaments auf Kirchberg an. Allerdings räumte sie ein, dass es Schwierigk­eiten gibt: „Wir achten darauf, Luxemburg nicht austrockne­n zu lassen“, so Metsola.

Wir werden unsere Verpflicht­ungen Luxemburg gegenüber erfüllen. Roberta Metsola, EU-Parlaments­präsidenti­n

Deswegen sei es auch wichtig, nicht zu viele Brüsseler Beamte hierher zu versetzen „Wir werden (dafür) unser Bestes tun, auch wenn es Herausford­erungen gibt.“

Es gebe demnach keinen Grund zur Sorge, so die Präsidenti­n des EU-Parlaments weiter: „Wir werden unsere Verpflicht­ungen Luxemburg gegenüber erfüllen.“

Die EU-Parlaments­präsidenti­n ist bereits zum zweiten Mal in Luxemburg. Der Besuch diente, die EUWahlen im Juni vorzuberei­ten. Ihre Botschaft an die Bürger und Bürgerinne­n Luxemburgs war dabei klar: Eure Stimme zählt und sie wird auch einen Einfluss auf die Zukunft Europas haben. Und derzeit steht viel auf dem Spiel.

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Foto: Anouk Antony Roberta Metsola zusammen mit dem Chamber-Präsidente­n Claude Wiseler (CSV).

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