Vom Diesel zum Akku
Die Nachfrage nach Elektroautos steigt. Händler ziehen nach dem Start des Autofestivals eine positive Zwischenbilanz
Die Händler sind zufrieden: Bislang erfreut sich das Autofestival regen Interesses. Etwa 80 Autohäuser laden Interessierte in die Verkaufsräume ein und präsentieren neue Fahrzeugmodelle zu Sonderkonditionen. Bis zum 3. Februar findet das Event noch statt.
Eric Bailleul, der CEO von Merbag in Luxemburg teilt mit: „Die Kundenfrequenz war am Wochenende sehr hoch. Wir merken, dass die Produktneuheiten großes Interesse wecken“. Er bemerkt noch eine weitere Tendenz: „Wir stellen auch generell fest, dass die Kunden besser informiert sind und gezielter im Voraus auswählen, welche Marken und Autohäuser sie interessieren. Dafür bleiben sie länger vor Ort.“
Ähnliches beobachtet auch Jacques Wagner vom Autohaus Binsfeld: „Die Kunden nehmen sich mehr Zeit, um die Verkaufshäuser zu besuchen“. Grund dafür sei die Dauer des Festivals, sagt Wagner. In den letzten Jahren ging das Event zehn Tage, in diesem Jahr öffnen die Händler die Türen an 14 Tagen.
Steigende Absatzzahlen und mehr E-Mobilität
Immer mehr Menschen sehen sich auch die Elektromodelle genau an – wobei vor einem Kauf viele doch noch zurückschrecken. Klar ist: Die Nachfrage nach Diesel-Autos, lange Zeit die dominierende Antriebsart in Luxemburg, wird immer geringer, so
Jacques Wagner. Die Kraftstoffart hat aber auch ihre Vorteile und kann sich lohnen für jene Verbraucher, die im Jahr 40.000 bis 60.000 Kilometer fahren. Auch Eric Bailleul schließt sich dem an: „Es gibt Konstellationen, bei denen die Wahl einer Diesel-Motorisierung sinnvoll bleibt“.
Laut Zulassungsbehörde SNCA machen Elektroautos am gesamten Fahrzeugbestand 5,1 Prozent aus, bei neu zugelassenen
Kunden bevorzugen den Komfort und wollen zusätzliche Zahlungen vermeiden. Jacques Wagner, Standortleiter der Garage Binsfeld in Differdingen
Autos sind bereits 22,5 Prozent elektrisch. In einer parlamentarischen Anfrage der LSAP teilen Umweltminister Serge Wilmes und Mobilitätsministerin Yuriko Backes mit, dass „eine kontinuierliche Elektrifizierung des Fahrzeugbestands festzustellen ist“. Im Januar 2019 lag der Anteil der Elektroautos im luxemburgischen Fuhrpark noch bei 0,8 Prozent.
Das macht sich dieses Jahr auch in den Autohäusern bemerkbar. „Man muss klar sagen, dass viel Interesse da ist für elektrische Fahrzeuge“, sagt Jacques Wagner, „Beim diesjährigen Autofestival fragen die Kunden viel nach E-Autos, die aber nicht vollelektrisch sind“.
Er fügt hinzu, dass die Kunden großes Interesse daran haben, umweltbewusster zu fahren und dabei wenig zu verbrauchen. Jacques Wagner erklärt, dass Hybrid-Fahrzeuge, die einen elektrischen Antrieb mit Akku und auch einen Verbrennungsmotor besitzen, bevorzugt werden. Auch habe sich das Angebot an E-Mobilität in fast allen Autohäusern erweitert, was ein weiterer Grund für das wachsende Interesse ist.
Kurzfristig wird sicher das Autofestival eine Hilfestellung leisten, ob Kunden sich für ein E-Auto entscheiden oder nicht. Frank Maas, Serviceleiter ACL
Bis 2030 mehr als die Hälfte elektrisch
Zuvor hatte sich die Regierung das Ziel gesetzt, bis 2030 die Hälfte des Fahrzeugbestands in Luxemburg zu elektrifizieren. Mitunter, weil der Transportsektor für 60 Prozent der CO2-Emissionen in Luxemburg verantwortlich ist, wie die Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“in einer Pressemitteilung bekannt gibt.
Laut Frank Maas, Serviceleiter des Automobile Club Luxembourg (ACL), bleibe noch ein weiter Weg, um dieses Ziel langfristig zu erreichen. Er betont aber, dass sich die Modellpalette der Elektrofahrzeuge ständig erweitert und auch die Infrastruktur fortgeschritten sei. Maas teilt mit, dass in Luxemburg bereits mehr als 700 Ladestationen stehen und das Netz daher gut ausgebaut sei. „Für Luxemburger, die sich in einem Elektroauto bewegen, ist es eher kein Problem“, so Maas, „Probleme könnten aber auf Reisen auftreten“. In anderen europäischen Ländern könne man nicht immer ein gutes Lade-Netz auffinden.
Die Anschaffung eines elektrischen Fahrzeuges wird bislang staatlich gefördert. Diese Unterstützung sei auch weiterhin notwendig, laut Maas und Fedamo, um das Ziel von mehr Elektromobilität auf den luxemburgischen Straßen zu erreichen. Die
Regierung hat die Förderung bis zum 30. Juni 2024 verlängert, um dem Elektrifizierungsziel näher kommen zu können.
Elektroautos werden häufig geleast
Autohändler bieten ihren Kunden mehrere Möglichkeiten, ein Fahrzeug zu erwerben. Immer mehr Fahrer entscheiden sich für das Leasen. Das Auto wird für einen vereinbarten Zeitraum gemietet und monatlich wird dafür eine Rate gezahlt. Am Ende dieses Zeitraums wird das Fahrzeug wieder an den Händler zurückgegeben. „Es gibt viele Leute, die sich dazu entscheiden, eine monatliche Miete zu zahlen und nicht noch zusätzlich für Reifen oder anderes zu zahlen“, so Jacques Wagner.
Eric Bailleul sieht da noch einen weiteren Trend: „Bei Privatkunden wird die Nutzung des Fahrzeugs immer wichtiger als der Besitz. Dies gilt besonders für Elektro-Fahrzeuge.“
Die Mobilität wird immer elektrischer. Zwei Drittel unserer Kunden entscheiden sich für ein Auto mit einem Elektroantrieb, entweder als Plug-in Hybrid oder als reines Elektrofahrzeug. Eric Bailleul, CEO von Merbag in Luxembourg