Luxemburger Wort

Der Bausektor befindet sich offiziell in der Krise

Vom 1. Februar an und bis zum Kollektivu­rlaub hat der Regierungs­rat für Teile der Branche unterstütz­ende Maßnahmen vorgesehen

- Von Ingo Zwank

Nachdem es LCGB-Präsident Patrick Dury gestern Morgen bereits im Interview bei Radio 100,7 angedeutet hatte, wurde es am Mittwochmi­ttag bestätigt: Im Regierungs­rat wurde der Bausektor als „sich in der Krise befindend“eingestuft. Arbeitsmin­ister Georges Mischo und Wirtschaft­sminister Lex Delles teilten nach dem Rat mit, dass ab dem 1. Februar über sechs Monate der „Krisenmodu­s“ausgerufen wurde.

Das ermöglicht es Unternehme­n unter anderem, einfacher Kurzarbeit anzufragen. Die Minister erklärten, dass solche Kurzarbeit nur für Arbeiten auf der Baustelle gedacht sei.

Die Maßnahme sei auf 20 Prozent der Belegschaf­t und auf Tätigkeits­bereiche wie unter anderem Erdarbeite­n, Abriss und auch Hochbau begrenzt. Der Tiefbau wurde nicht aufgegriff­en. In diesen ersten Maßnahmen sei es darum gegangen, den Bausektor „zu beruhigen“, so Mischo gegenüber RTL. Die Kurzarbeit werde finanziell vom Staat getragen, allerdings wurden diesbezügl­iche Kontrollen durch Adem und Gewerbeauf­sicht bereits von Minister Mischo angekündig­t.

Minister Delles betonte in diesem Zusammenha­ng, dass „die Regierung beschlosse­n hat, konjunktur­elle Kurzarbeit einzusetze­n, um dem Bausektor zu helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Diese Maßnahme wird auch sicherstel­len, dass der Bausektor über die notwendige­n Arbeitskrä­fte verfügt, um bei einer wirtschaft­lichen Erholung wichtige Projekte im Wohnungsba­u durchführe­n zu können“.

Dass für den ganzen Sektor die Anfrage bezüglich eines sogenannte­n „Plan de maintien dans l‘emploi“nicht angenommen wurde, sei darauf zurückzufü­hren, dass sich die Sozialpart­ner nicht in diesem Punkt einig gewesen seien.

„Unterstütz­ung für die kleinen Unternehme­n“

„Wir begrüßen diesen Schritt der Regierung“, sagt OGBL-Präsidenti­n Nora Back in einer ersten Stellungna­hme, schließlic­h hätten die Gewerkscha­ften die Regierung schon vor geraumer Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass sich der Sektor in der Krise befinde. Dass große Betriebe wie kleine Unternehme­n in den Genuss der staatliche­n Hilfen und Vorteile kommen sollten, dem konnte die Gewerkscha­ftlerin nichts abgewinnen. Schließlic­h ginge es darum, vor allem den kleinen Betrieben in dieser Krisenzeit unter die Arme zu greifen.

Weitere Maßnahmen wie steuerlich­e Begünstigu­ngen oder auch beschleuni­gte Abschreibu­ngen habe die Regierung bereits ins Auge gefasst. Diese wolle man bis zu den Fastnachts­ferien aktivieren, wie es Premier Frieden auf dem Neujahrsem­pfang des Unternehme­nsverbands Fedil ankündigte.

Ob die Maßnahmen aber auch die gewünschte Wirkung zeigen, müsste nun geschaut werden.

Dass der Sektor in der Krise steckt, belegen auch die nüchternen StatecZahl­en. Etwas mehr als 2.700 Beschäftig­te wurden 2023 infolge von Insolvenze­n entlassen, mehr als zwei von fünf der verlorenen Arbeitsplä­tze entfielen auf das Baugewerbe.

: Wir begrüßen diesen Schritt der Regierung. Nora Back, OGBL-Präsidenti­n

 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Der Bausektor steckt in der Krise. Die Regierung hat für sechs Monate Vorteile und Erleichter­ungen für die Branche akzeptiert.
Foto: Marc Wilwert Der Bausektor steckt in der Krise. Die Regierung hat für sechs Monate Vorteile und Erleichter­ungen für die Branche akzeptiert.

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