Der Traum von Grégoire Munster wird wahr
Der 25 Jahre alte Rennfahrer bestreitet die komplette Rallye-Weltmeisterschaft mit Ford. Los geht es auf der ältesten und berühmtesten Strecke
An diesem Wochenende beginnt mit der Rallye Monte-Carlo die neue Saison der World Rally Championship (WRC). Auch wenn der Eröffnungslauf viel vom ehemaligen Glanz verloren hat, gilt die älteste und berühmteste Rallye der Welt weiterhin als Königin des Genres. Mit engen Kurven, trockenem Asphalt, Regen, Schnee und Eis gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen. Die richtige Reifenwahl, gepaart mit der nötigen Erfahrung, kann rennentscheidend sein.
Die Rallye Monte-Carlo gehörte in den 1970er-Jahren zum Pflichtprogramm der Luxemburger Piloten. Néckel Koob gelang 1976 und 1977 im Porsche 911 Carrera RS jeweils ein neunter Gesamtrang. Für Schlagzeilen sorgte 1977 auch Alain Beauchef im Ford Escort. Der damals in Luxemburg lebende französische Ingenieur und Testfahrer brachte – begünstigt durch eine hohe Startnummer und die immer eisfreier werdende Straße – das Kunststück fertig, Bestzeit auf der ersten Wertungsprüfung zu fahren.
Mit Grégoire Munster, der seit 2020 auf unterschiedlichen Fabrikaten in den Seealpen am Start ist, wird 2024 ein junger Fahrer die Luxemburger Rallye-Geschichte bei der „Monte“und vor allem auch in der Weltmeisterschaft weiterschreiben.
Nachdem Munster, der sowohl die luxemburgische als auch die belgische Nationalität besitzt, bereits im Vorjahr für das britische Team M-Sport Ford WRT in einem Ford Focus in der WRC2 unterwegs war, liefen die Planungen auf eine ähnliche Saison hinaus. Angedacht waren auch gelegentliche Starts in der leistungsstärksten Rally1-Kategorie.
Doch es kam anders. Der 25-Jährige steht bereits heute Abend mit einem Ford Puma Rally1 am Start zur ersten Wertungsprüfung und wird auch die weiteren zwölf WM-Läufe mit diesem Wagen bestreiten. „Ich habe mich gefühlt, wie wenn man auf Sankt Nikolaus wartet und bevor man die Geschenke öffnet“, erklärte Munster gegenüber der französischen Fachpresse. „Es bot sich eine schöne Gelegenheit, aber solange nichts unterschrieben war, blieb es schwer, daran zu glauben. Und noch jetzt tue ich mich schwer, das zu begreifen. Wir haben uns andauernd hohe Ziele gesetzt. Ich verfahre nach dem Prinzip, dass wenn man etwas will, man es auch kann.“
Weltmeister mit Halbtagsjob
Im Laufe der beiden vergangenen Jahre empfahl sich der intelligent und mit Be
dacht agierende Munster mit bemerkenswerten Leistungen für höhere Aufgaben. Bei der Rallye Japan 2022 gewann er die WRC2-Wertung und holte mit Gesamtrang sieben das bislang beste WM-Ergebnis eines Luxemburgers. Dank der Unterstützung von Jourdan Serderidis, einem belgisch-griechischen Amateurfahrer, der als Unternehmer in Luxemburg aktiv ist, startete Munster 2023 bereits zweimal in einem Ford Puma Rally1.
Bei der Rallye Chile belegte er Platz 13 und bei der Rallye Zentraleuropa sprang Rang sieben heraus. „Es ist klar, dass wir ohne diese beiden Rennen niemals diese Gelegenheit bekommen hätten“, so Munster. „Alles muss sich zusammenfügen. Ich war erstaunt, dass wir trotz der schwierigen Bedingungen zu Beginn der Rallye Zentraleuropa das Tempo einiger etablierter Fahrer mitgehen konnten.“Dabei kann Munster weiterhin auf die Dienste seines Co-Piloten Louis Louka zählen. Der 30-jährige Belgier navigiert Munster bereits seit sechs Jahren.
Ich habe mich gefühlt, wie wenn man auf den Nikolaus wartet, und bevor man die Geschenke öffnet. Grégoire Munster
Das Team im weiß-blauen Ford Puma mit der Startnummer 13, das in den vergangenen Tagen sein Arbeitsgerät vor Ort unter allen Witterungsbedingungen testen konnte, versucht die neue Herausforderung relativ locker anzugehen. „Fast die gesamte Saison in der WRC2 zu fahren, war ein großer Vorteil. Die Arbeit innerhalb des M-Sport-Teams war auch unglaublich nützlich“, erklärt Munster. Da jeder wisse, dass man die wenigste Erfahrung im Feld habe, gebe es auch keinen Stress. Das Ziel laute zunächst, einige gute Ergebnisse zu erzielen und dann das Tempo zu steigern und keine Fehler zu machen.
Ähnlich wie Max Verstappen in der Formel 1 dominierte der zweifache Weltmeister Kalle Rovanperä bislang die WRC. Mit 23 Jahren will der Finne jetzt etwas kürzertreten und nur bei einigen ausgewählten Rallyes an den Start gehen. In Monte-Carlo wird der Franzose Sébastien Ogier (acht WM-Titel) das Toyota-YarisCockpit übernehmen. Mit acht Siegen gilt der 40-jährige Gelegenheitsstarter als Favorit bei der Rallye rund um seine Geburtsstadt Gap.
Auch Thierry Neuville und Ott Tänak (beide Hyundai i20 N) machen Sieg- und WM-Ansprüche geltend. Es wird demnach eng im Kampf um die Spitzenplätze. Da je nach Rennen nur acht bis elf Rally1Autos dabei sind, bieten sich Situationen, aus denen Munster und sein französischer M-Sport-Teamkollege Adrien Fourmaux Kapital schlagen können.