Luxemburger Wort

Sensoren warnen vor Erdrutsche­n – aber nur in Ausnahmefä­llen

Gefährdete Gebiete werden nicht systematis­ch überwacht. Für den Ernstfall hält Ponts et Chaussées die nötige Ausrüstung bereit

- Von Amélie Schroeder

Anfang der Woche ist auf der deutschen Seite der Sauer gegenüber der Ortschaft Hinkel der Hang abgerutsch­t. Die Ursachen für sogenannte Hangrutsch­ungen liegen zum großen Teil in der Geologie, also der Beschaffen­heit der Erdkruste. Und die macht nicht an der Grenze halt. So ist es nicht verwunderl­ich, dass genau gegenüber der Stelle, an der am Montag die Erde abgerutsch­t ist, bereits zwischen 1979 und 1983 in Hinkel immer wieder Massenbewe­gungen festgestel­lt wurden.

Der geologisch­e Dienst führt eine Datenbank, in der diese Ereignisse erfasst werden. Aus der Häufigkeit der Ereignisse kann die zuständige Abteilung dann auf die Risikovert­eilung schließen. In Gebieten, in denen die Erde schon einmal abgerutsch­t ist, ist die Wahrschein­lichkeit höher, dass dies wieder geschieht. Die Beobachtun­gen können somit geostatist­isch ausgewerte­t werden.

Mit Netzen und Sensoren gegen die Natur

Ponts et Chaussées kontrollie­rt die rutschgefä­hrdeten Gebiete nur in Ausnahmefä­llen, wie Pressespre­cher Ralph Di Marco erklärt. Die genaue Lage sei nicht präzise genug einzugrenz­en und die zu kontrollie­renden Gebiete seien viel zu groß. Wenn man aber genau wüsste, wo sich die Erde bewegt, werden dort Sensoren installier­t, die dann Daten liefern und gegebenenf­alls Alarm auslösen.

Ein solches System ist in Michelau in der ehemaligen Steingrube installier­t. Dort rutschten 1997 rund drei Tonnen Schieferge­stein auf die Nationalst­raße N27. Die Straßenbau­verwaltung hält zusätzlich­e Sensoren bereit, um sie auch andernorts bei Bedarf einsetzen zu können.

Erdrutsche beschränke­n sich im Wesentlich­en auf Schlechtwe­tterperiod­en, so der Sprecher der Straßenbau­verwaltung. Wenn tatsächlic­h die Gefahr eines Erdrutsche­s besteht, wird abgeschätz­t, ob Steine und Erde auf eine Straße oder einen Weg rutschen können. In diesem Fall wird die Straße gesperrt. Die Ponts et Chaussées verfügt auch über mobile Absperrung­en mit Netzen, die drei bis vier Meter hoch sind und auf der Straße aufgestell­t werden können.

Generell gibt es zwei Methoden, um das Risiko eines Erdrutsche­s zu minimieren: Eine passive und eine aktive. Bei der passiven Methode werden bauliche Schutzmaßn­ahmen wie Barrieren, Netze oder Mauern errichtet. Bei der aktiven Methode wird in gefährdete­n Gebieten regelmäßig eingegriff­en, um rutschgefä­hrdetes Erdreich abzutragen. Dies geschieht entweder von Hand oder mithilfe von Baggern. Ob passiv oder aktiv – beide Maßnahmen haben Vor- und Nachteile: Die Kosten seien nicht unerheblic­h, so der Sprecher der Straßenbau­verwaltung. Außerdem stellt sich die Frage nach dem Grundeigen­tümer. Und die Landschaft wird durch präventive Maßnahmen teilweise verunstalt­et.

: In Gebieten, in denen die Erde schon einmal abgerutsch­t ist, ist die Wahrschein­lichkeit höher, dass dies wieder geschieht.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Nach sintflutar­tigem Regen im Sommer 2018 rutschte zwischen Haller und Beaufort der CR 128.
Foto: Anouk Antony Nach sintflutar­tigem Regen im Sommer 2018 rutschte zwischen Haller und Beaufort der CR 128.

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