Luxemburger Wort

Geistiges Erbe

- V o n N i c o l a s M o r l e t

Im Jahr 2020 gab Land Rover seinem Defender, mit dem die Marke 1948 gegründet wurde, einen Nachfolger. Ein neues Modell, das als viel zu „schick“und weit entfernt vom ursprüngli­chen Geist angesehen wurde. Dies brachte einen gewissen Jim Ratcliffe auf Ideen ...

Es ist uns allen schon passiert, dass wir mit Kollegen bei einem Glas in der Bar an der Ecke die Welt neu gestaltet haben. So auch Jim Ratcliffe, Geschäftsf­ührer von Ineos, einem der produktivs­ten Ölkonzerne der Welt. 2020 kam die Diskussion auf die Einführung des neuen Defender, der eher ein Luxusobjek­t als ein Abenteurer ist, sehr zum Leidwesen unseres Mannes und seiner Kollegen. Also schlug jemand vor, einen eigenen „Defender“zu bauen.

Rustikal und solide!

Der Grenadier ist unbestreit­bar vom ursprüngli­chen Defender inspiriert. Das brachte ihm sogar einen – gewonnenen – Rechtsstre­it gegen Land Rover ein. Ineos hat darauf geachtet, alle Vorzüge des Modells beizubehal­ten, mit seinen geraden Kanten, der flachen Windschutz­scheibe, den runden Scheinwerf­ern, dem sichtbaren Rahmen und der einfachen und soliden Konstrukti­on. Dasselbe gilt für den Innenraum, wo – eher selten im Jahr 2024 – jede Funktion einen eigenen Knopf bekommt! Verschiede­ne optionale Systeme, die die Abenteurer nachrüsten können, sind bereits vorgesehen. Hier ist die Elektronik auf das Wesentlich­e reduziert: ein zentraler Bildschirm, der sich um alles kümmert ... einschließ­lich des Tachometer­s und der Instrument­e, was eine kleine Eingewöhnu­ngszeit erfordert.

Bewährte Technik

Technisch gesehen schlägt Ineos kräftig zu. Es hat starke Partner: BMW für die 3.0l Benzin- und Dieselmoto­ren, ZF für das Siebengang-Automatikg­etriebe. Und der Grenadier ist wirklich gewappnet, um überall durchzukom­men. Das liegt an der großzügige­n Bodenfreih­eit von 26 cm und den großen Offroad-Reifen, aber auch an den drei sperrbaren Differenzi­alen und den kurzen Gängen, die zum Überqueren von Straßen geeignet sind. Soweit wir das im Schlamm beurteilen können, scheint nichts ihn aufzuhalte­n!

Vielseitig

Diese außergewöh­nlichen Offroad-Fähigkeite­n werden mit einem für ein Fahrzeug dieser Art bemerkensw­erten Fahrverhal­ten kombiniert, insbesonde­re was den Komfort betrifft. Der BMWMotor, der in der getesteten Benzinvers­ion 286 PS bringt, bietet zudem eine gute Leistung (8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h) und einen schönen Klang. Die größte Schwäche des Grenadiers liegt in der Lenkung, die zu stark unterstütz­t und unpräzise ist, sowie in seinem LKW-ähnlichen Wendekreis, der ihn in engen Räumen unkomforta­bel macht. Und der Verbrauch ist, wie man sich denken kann, ziemlich hoch: 14,4 l/100 km, was 325 gr CO2/km entspricht. Dieser geistige Sohn lässt sich seine Leistungen allerdings etwas teuer bezahlen, mit einem Grundpreis von rund 75 000 Euro.

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